Thema am Leben erhalten

6. März: Wer für die Stadtbahn ist – und wer dagegen. Debatte über BUND-Vorstoß. Derzeit gibt es keine politische Mehrheit für ein drittes Schienensystem – aber Verkehrsforscher befürworten sie

Mit Ausnahme der „Linken“ möchten unsere Parteien das Thema „Stadtbahn für Hamburg“ für erledigt erklären. Die CDU mag sich dazu noch nicht abschließend positionieren. Auch wenn die angeführten Zitate nur sehr kurz ausfallen, lassen diese für mich erkennen, dass die Zitierten sich mit den Argumenten der Experten nicht ernsthaft auseinandergesetzt haben. Das gilt leider auch für die Behördenvertreterin. Stattdessen Floskeln und die bittere Erkenntnis, dass für die Politiker die Kosten für die Schnellbahnprojekte kein Thema sind. Sollen wir uns als Bürger, als regelmäßige Nutzer des ÖPNV, die um die tagtäglichen Probleme wissen, damit abfinden? Ich denke Nein! Ich wünsche und hoffe, dass der BUND, andere Umweltverbände und Verkehrsplaner das Thema Stadtbahn „am Leben erhalten“ und wir Bürger unsere Abgeordneten damit konfrontieren.

Lutz Achilles

Verkehrspolitik ohne Konzept

Fehlende politische Mehrheiten sind das eine, fehlender politischer Weitblick ist das andere. Olaf Scholz in Person hat seinerzeit das Projekt Stadtbahn beerdigt, um sich als Macher zu inszenieren. Verkehrspolitisch dagegen hat er für weitere Jahre Chaos in Hamburg gesorgt, weil er zum einen gezeigt hat, dass politische Beschlüsse trotz fachlich-argumentativ nachgewiesener Richtigkeit keinen Bestand haben und andererseits, weil es seit dieser Beerdigung weder eine Erweiterung der U-Bahn noch irgendwelche nennenswerten Verbesserungen im Busverkehr gegeben hat. Verkehrspolitik in Hamburg ist konzeptionslos wie eh und je. Sich auf die Politik zu verlassen, ist nutzlos. Bürger, die eine Stadtbahn wollen, müssen selber ran und per Volksinitiative darauf dringen. Anders verstehen es die Regierenden in Hamburg anscheinend trotz Netzrückkauf, Schulfrieden und Olympiabewerbung immer noch nicht. Andreas Kaluzny

Es stinkt mir, ehrlich gesagt

5. März: Leitartikel: Sie putzt, er entspannt. Studie zeigt: Frauen investieren viel mehr Zeit in den Haushalt und die Kinder als Männer

Sehr bedauerlich, dass sich offenbar statistisch nicht viel geändert hat. Mich persönlich ärgert aber einmal wieder die Pauschalisierung. Da heißt es nicht „Viele Männer“ oder „Die meisten Männer“, sondern pauschal „Männer machen weniger Hausarbeit als Frauen“. Wenn ich irgendetwas Negatives so pauschalisierend über z. B. Frauen, Migrantinnen, Intersexuelle oder andere schreiben würde, hätte ich sofort einen Sturm der Entrüstung über Diskriminierung am Hals – nur über Männer darf man seit Jahren einfach alles pauschal behaupten – sagt ein Mann, der Teilzeit arbeitet und im Haus mit drei Kindern den größten Teil des Haushaltes schmeißt. Dazu gehören nicht, wie auch wieder so schön pauschalisiert, die „angenehmen und prestigeträchtigen“ Aufgaben, sondern neben Kochen eben auch Einkauf, Geschirr, Putzen, Müll sowie eine riesige Menge an Kinderbetreuung von Wickeln, Baden, Anziehen über Bringedienste aller Art bis hin zu all dem Formalkram, der auch immer viel Zeit frisst. Dafür kümmert sich meine Frau fantastisch ums Auto, Versicherungen, Technik und Handwerker - auch alles Bereiche, an die wir bösen machtgierigen Männer unsere armen Frauen natürlich nie heranlassen würden, wenn man den „Studien“ glauben soll. Es stinkt mir ehrlich gesagt, jede Woche von angeblichen „Wissenschaftlern“ zu lesen, mein Geschlecht hätte pauschal diese oder jene aber selten eine gute Eigenschaft. Ein Großteil dieser Studien hat oft große methodologische Lücken oder fehlerhafte Fragestellungen. Es sollte eigentlich jedem vernünftig denkenden Menschen klar sein: Die Gruppe der Männer bietet wie alle anderen Gruppen der Gesellschaft eine äußerst heterogene Zusammensetzung – man sollte nie zu sehr versuchen, pauschalisierende gemeinsame Nenner zu finden.

Andreas Schieweck

Nase vorn in der Erziehung

Die Frage, wer überwiegend die Kinder erzieht (somit auch die Jungs), ist nun beantwortet. Wie sollen erwachsene Männer zu mehr Hausarbeit erzogen werden, wenn sie es als Kinder nicht lernen konnten? Oder schätzen es moderne Mütter etwa, wenn ihre Jungs Kinderküche spielen und die Puppen pflegen? Sollen sie nicht lieber auf den Bolzplatz und den anderen zeigen, wer schneller, höher und weiter kann? Solange Frauen in der Erziehung die Nase vorn haben, könnten sie ihre Jungs gezielt auf häusliche und soziale Aufgaben im Leben vorbereiten.

Johannes Zink, Norderstedt

Es erscheint absurd

5. März: Wir brauchen die Stadtbahn – und die U 5. BUND-Chef Manfred Braasch plädiert für eine Wiederbelebung des Projekts, betrachtet E-Mobilität skeptisch und fordert höhere Flugpreise

Ich stimme nur selten mit Herrn Braasch überein, weil ich meine, dass die Klagewut von BUND und anderen der an sich guten Sache eher schadet. Umweltschutz braucht Akzeptanz, die wird aber durch das Verhalten der Umweltverbände vielfach arg strapaziert. In Sachen Stadtbahn teile ich allerdings seine Verzweiflung hinsichtlich der jüngsten politischen Entscheidung in Hamburg uneingeschränkt. Das ist leider typisch für die Hamburger SPD und ihre jahrzehntelange problematische Verkehrspolitik – wirklich schade, dass man noch immer nicht dazugelernt hat. Wenn Herr Braasch allerdings den Flughafen Kaltenkirchen gedanklich wieder aufleben lässt, um ihn dann – sollte es tatsächlich zu solchen Planungen kommen – wie fast alle größeren Projekte der letzten Jahre im Bündnis mit Fledermäusen, Wachtelkönigen und Tellerschnecken gerichtlich bekämpfen zu können, erscheint mir das einigermaßen absurd.

Wolfgang Heidenreich