Wo will die SPD hin?

11. Februar: Die SPD sucht sich selbst. Die Parteispitze um Andrea Nahles setzt voll auf Sozialpolitik und will Hartz IV hinter sich lassen – doch die Gegner formieren sich bereits

Man muss Altkanzler Schröder nicht mögen, um seine Kritik an Frau Nahles zu teilen. Es ist aber mitnichten Aufgabe der Politik, ständig eine neue Sau durchs Dorf zu treiben, um so in der Wählergunst voranzukommen. Wenn sich die SPD nun als weitere Gutmenschenpartei verkaufen möchte, trifft sie beim Wahlvolk auf breite Konkurrenz, die bisher aber auch schon nicht von den Wählern sonderlich goutiert wurde. Wo will die SPD also hin? Sozialpolitik funktioniert nun einmal nicht ohne Steuereinnahmen, und die sprudeln eher bei einer innovativen und prosperierenden Wirtschaftspolitik. Hier ist seit Schröders Abgang, von der SPD nicht viel zu hören gewesen. Dem Staat fließen derzeit aufgrund einer guten konjunkturellen Situation und der Niedrigzinsphase Steuern in unbekannten Ausmaß zu. Frau Nahles sollte sich daher vor Augen führen, dass der Staat bereits heute sehr gut von den Ersparnissen der Bürger lebt, die Vorsorge und Verantwortung für ihr Leben übernommen haben. Wenn nun aber auch noch unser Altbürgermeister – trotz Warnung des Rückgangs der Steuereinnahmen – den kruden Ideen seiner Parteigenossin nachhängt, verstehe ich die Welt nicht mehr und die SPD schon gar nicht.

Heinrich Stüven

Lerntherapeuten in die Schulen!

9./10. Februar: Wenn das Lesen und Schreiben schwerfällt. Kinder, die eine Legasthenie oder Rechenschwäche haben, müssen zur Lerntherapie

Aus Elternsicht ist es zu begrüßen, wenn Schulen auch Lerntherapeuten „mit ins Boot“ holen. Durch die Expertise von Lerntherapeuten auf den Gebieten Lesen, Schreiben, Rechnen und Konzentration kann vielen Kindern schon frühzeitig geholfen werden, so dass schulische Misserfolge, Frustrationen, psychische Störungen sowie sonderpädagogischer Förderbedarf weitestgehend vermieden werden können. Nur leider arbeiten viel zu wenig Lerntherapeuten direkt in Hamburger Schulen, so dass Eltern und Kinder oft längere Wartezeiten und weite Wege zu privaten Praxen in Kauf nehmen müssen. Und die außerunterrichtliche Lernhilfe (AUL) wird nur in einem bestimmten Zeitfenster bewilligt und bezahlt: Für rechenschwache Kinder bis zur vierten Klasse und für Kinder mit LRS bis zur sechsten Klasse, so dass Eltern älterer Kinder die Lerntherapie immer privat finanzieren bzw. einen Antrag beim Jugendamt stellen müssen. Da die Berufsbezeichnung „Lerntherapeut“ nicht geschützt ist, sollten Eltern und Lehrkräfte sich bei der Auswahl eines Lerntherapeuten an der Zertifizierung zur Integrativen Lerntherapeutin FiL oder zur Psychologischen Lerntherapeutin BDP orientieren.

Ute Lauth, Diplom-Psychologin und Mutter eines Kindes mit LRS

Förderung braucht mehr Personal

Wie gut, dass der Abendblatt-Verein die Kosten für betroffene Kinder, die an einer LRS-Schwäche oder Dyskalkulie leiden, übernimmt. Ich glaube, dass viele Schwierigkeiten von Kindern im Bereich Deutsch oder Mathematik bereits im Vorschulalter beim Zählen, Reimen etc. auffallen. Hier könnte meines Erachtens die Förderung in den Kitas noch verstärkt werden. Auch spezielle Förderkurse für Kinder, die im ersten Schuljahr in den genannten Bereichen Schwierigkeiten haben, müssten eingerichtet werden. Nur: Wie soll das angesichts der Erzieher- und Lehrerknappheit geschehen? Hier sind die Politiker gefragt, dieses Problem zu lösen, damit es endlich wieder mehr Personal in den Kitas und den Schulen gibt.

Christina Heitkamp

Mehr Mut zu Reformen

8. Februar: Schwarzfahren ist zu einfach. Hamburg muss über neues Kontrollsystem nachdenken

Der Kommentar bringt es treffend auf den Punkt. Zum einen erscheint es wirklich nicht einsehbar, dass in Hamburg die Kontrolle der Tickets in den Bahnen immer noch wie im 19. Jahrhundert funktioniert, während sich in den meisten anderen europäischen Metropolen hierfür längst automatische Systeme etabliert haben. Zum anderen bleibt ebenfalls der Tarifdschungel des HVV akut reformbedürftig, da dieser nicht nur für auswärtige Besucher viel zu kompliziert aufgebaut ist, sondern auch Angebote wie eine übertragbare Umweltkarte oder ein echtes Sozialticket fehlen, die andernorts bereits seit etlichen Jahren Standard sind. Deshalb muss der rot-grüne Senat endlich mutige Schritte in Angriff nehmen, da einzelne Leuchtturmprojekte viel zu wenig sind, um sich als glaubhafter Vorreiter bei der Verkehrswende zu präsentieren.

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Einmal im Monat freier Eintritt

5. Februar: Kauft Hamburg die Sammlung Falckenberg?

Mehrmals hatte ich Gelegenheit, Ausstellungen in den beeindruckenden Phoenix-Hallen zu besuchen, auch mit älteren Schülern. Einmal konnten wir Einblick in die Sammlung nehmen, auch im Schaulager, wo die riesigen Formate aufbewahrt werden. Unter den Exponaten findet man berühmte Künstlernamen, von Gerhard Richter bis zu Installationen von Jonathan Meese. Herr Falckenberg bevorzugt eine bestimmte Richtung, die natürlich meinem Kunstgeschmack nicht entsprechen muss, dennoch frage ich mich, ob Provozierendes, bekannte Namen und riesige Formate ein Qualitätsmerkmal sind. Abgesehen davon, dass der Zutritt durch die begrenzten Öffnungszeiten erschwert wird, sollte Hamburg sich sehr genau überlegen, ob es Eigentümer dieser Sammlung werden muss. Denn die Exponate müssen ja auch in Zukunft gepflegt werden und auch das verschlingt Unsummen an Geld. Man sollte lieber das Geld den etablierten Museen für Ankäufe zukommen lassen oder den Bürgern einmal im Monat freien Eintritt gewähren.

Anne Schulte-Huxel, Bergedorf