Der Fußgänger ist der Schwächere

7. Februar: Chef der Verkehrspolizei klagt Hamburgs Fußgänger an

Ich bin ja so dankbar, dass Herr Schröder sich der Verkehrssituation angenommen hat. Als Autofahrer bemerkt man ständig, dass Fußgänger auch beim Zebrastreifen „blind“ loslaufen. Bei der „Hektik“ aller Verkehrsteilnehmer muss man damit rechnen, dass die anderen eben keine Vorsicht walten lassen. Gerade wenn man es eilig hat, sollte man mitdenken, gilt für alle. Also auch als Fußgänger nicht glauben, dass man recht hat, oder dass die anderen mich sehen. Der Fußgänger ist ja leider der Schwächere.

Elisabeth Sohst

Nach links und nach rechts schauen

Den Ausführungen des Chefs der Verkehrspolizei kann ich leider nur zustimmen. Da ich häufig im Wagen an der Straße warten muss, sehe ich immer wieder, wie unbedarft viele Fußgänger über die Straße gehen. Sie schauen nicht nach links und nicht nach rechts. Man muss sich zum Beispiel nur einmal anschauen, wie sie an der Einmündung der Brunsstraße in die Bremer Straße „blind“ über die Straße laufen – so als könnte dort kein Auto kommen. Das könnte ich nicht. Auch beim Zebrastreifen schaue ich nach links und nach rechts. Das hat man in der Kindheit gelernt. Das ist letztlich wie ein Reflex. Insofern wundert es mich, dass es nicht noch mehr tote Fußgänger gibt.

Udo Kruse, Hamburg

Schuld sind immer die anderen

Eine reife Leistung der Hamburger Polizei. Innerhalb eines Monats kommen fünf zu Fuß gehende Menschen im Straßenverkehr zu Tode. Das wäre ein Anlass, über den Verkehr in unserer Stadt nachzudenken, über das Verkehrsklima, über Hauptunfallursachen wie überhöhte Geschwindigkeit, über sinnvolle Gegenmaßnahmen, über den Beitrag der Polizei dazu. Und was macht der Chef der Polizei? In guter alter Manier sitzt er hinter der Windschutzscheibe und schimpft über die anderen Verkehrsteilnehmer. Schuld sind die anderen, wer sonst? Dann will er uns auch noch vorschreiben, welche Kleidung wir beim Gang zur Arbeit oder ins Theater zu tragen haben. Ich fasse es nicht. Interesse an Ursachenbekämpfung? Selbstreflexion? Vorbildwirkung? Fehlanzeige. Vielleicht sollte man die Polizei nochmal daran erinnern, wer ihre Gehälter bezahlt. Wir alle. Und wir sind alle Fußgänger. Jeden Tag.

Ralph Wössner

Flotte Kontrolle auf den Kanaren

6. Februar: Der Flughafen führt Überholspuren ein. Hamburg Airport liegt bei schnelleren Passagierkontrollen bundesweit vorn

Ich führe bei meinen Urlaubsreisen eine kleine Tasche mit, die bequem unter dem Sitz verstaut werden kann. In dieser Tasche befinden sich Reiseunterlagen, Elektrorasierer, Kamera, Smartphone, Ohrhörer, Wecker und drei verschiedene Ladegeräte für Kamera, Rasierer und Smartphone. Bei der Kontrolle in Hamburg erregt diese Tasche jedes Mal Misstrauen und muss durch Sichtkontrolle nachkontrolliert werden. Das kostet Zeit. Auf den Kanaren und Balearen geht diese Tasche immer ohne Probleme durch die Sicherheitskontrolle. Das geht recht flott. Nun frage ich mich, ob die Spanier besser ausgebildet sind als die deutschen Sicherheitskräfte und erkennen, dass von dieser Tasche keine Gefahr ausgeht, oder ob die Kontrolle dort lascher gehandhabt wird als in Hamburg?

Manfred Lahmann

Senioren werden überfordert

6. Februar: Sollen Senioren zum Fahrtest? Unfallforscher empfehlen Überprüfung ab 75 Jahren

Natürlich passt zum Ideal der freiheitlichen Demokratie die von Andreas Scheuer proklamierte Eigenverantwortung besser als Einschränkungen durch gesetzliche Vorgaben. Eigenverantwortung bedeutet im Alltag: Bei der Entscheidung, was ich tue und lasse, muss ich grundsätzlich auch die Auswirkungen meines Handelns auf andere mit bedenken. Eine solche Abwägung erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion und Urteilsvermögen. An dieser Stelle setzen meine Zweifel an der Eigenverantwortung der autofahrenden Senioren an: Es ist eine Binsenweisheit, dass im Alter nicht nur die körperliche Fitness als solche nachlässt, sondern ebenso die sensorischen und mentalen Fähigkeiten. Der ältere Mensch gerät dadurch in ein Dilemma: Im selben Maße, wie ihm die körperliche Mobilität (Radfahren, Gehen) Probleme bereitet, lassen auch die kognitiven Fähigkeiten (Sehen, Hören und Reaktionsvermögen) nach. Mit anderen Worten: In einer Lebensphase, wo das eigene Kraftfahrzeug die letzte Möglichkeit von autonomer Mobilität ist, wird von den Senioren erwartet, dass sie eine „verantwortliche“ Entscheidung über ihre eigene Fahrtüchtigkeit treffen. Dies ist aus meiner Sicht eine Überforderung.

Hans-Jörg Bieger, Hamburg

Das kommerzielle Herz der Stadt

4. Februar: 80.000 Quadratmeter Wunschdenken. Architekturkritiker und -historiker hegt Zweifel am Erfolg des Einkaufszentrums im Überseequartier

Gert Kähler hat völlig Recht mit seinen kritischen Anmerkungen zum geplanten Überseezentrum. Vieles ist gut gelaufen und geplant in der HafenCity, aber die Dimensionierung des neuen Zentrums als größtes Hamburger Shoppingcenter geht völlig an der Wirklichkeit vorbei und würde sicherlich heute, angesichts des boomenden Online-Handels auch vom Einzelhandelsgutachter Lademann anders eingeschätzt werden. Es ist bekannt, dass die Hamburger Innenstadt zurzeit nicht vor Kraft und Attraktivität strotzt, so dass sie einen Konkurrenten in „Fußgängerentfernung“ ohne weiteres verkraften könnte. Vielmehr muss an allen „Stellschrauben“ gedreht werden, damit die City ihre dominante Rolle als kommerzielles Herz der Stadt auch in Zukunft bewahren kann.

Peter Koch