Falsche Zeit für Parteiausschluss

18. Dezember: Die Sarrazin-Austreibung. Die SPD hat Probleme genug – jetzt schafft sie sich ohne Grund noch ein neues

Wieder einmal treffen sie den Kern einer Sache. Wie kann man in der momentanen Stimmung in Deutschland versuchen, einen der heftigsten Kritiker der islamischen Immigration mundtot zu machen? Gerade hatte sich die Aufregung über sein letztes Buch gelegt und die Verkaufszahlen gingen runter, da kurbelt man durch diese völlig undemokratische SPD-Aktion den Verkauf wieder an. Eine Partei, die Kritiker in den eigenen Reihen nicht verträgt, ist äußerst fragwürdig.

Werner Jens

Wer laut schreit, muss weg?

Wie Recht hat der Autor vor allem mit seiner Frage „Wo liegt der Schaden für die Partei genau?“. Die SPD dürfte immer noch einige hunderttausend Mitglieder haben, die sich von Sarrazin vermutlich oft nur in ihrer Lautstärke unterscheiden. Ab welcher Lautstärke will der Vorstand Mitglieder ausschließen? Dafür gibt es jetzt offenbar eine Untersuchungskommission. Welch ein Luxus! Die SPD brauchte eher eine Kommission zur Entwicklung einer überzeugenden Politik mit dazu passendem Vorstand.

Dieter Brandes, Hamburg

Putin ist noch schlimmer

Wenn die SPD die Thesen Sarrazins für unvereinbar mit ihren Grundsätzen hält, aber auf Parteitagen Gerhard Schröder zujubelt, muss man schließen, dass sie dessen Einstellung zu Putin für vereinbar mit den Grundsätzen hält. Putin, den Schröder als seinen Freund und lupenreinen Demokraten bezeichnet, der die Opposition drangsaliert und Kriege führt, ist doch moralisch verwerflicher als Sarrazin. Die SPD sollte lieber den Islam im Lichte unseres Grundgesetzes betrachten und sich überlegen, wieweit der Religionsparagraf des Grundgesetzes zugunsten der Würde der Frau und der Toleranz gegenüber Atheisten sowie anderer Religionen eingeschränkt werden müsste.

Erika Reiber, Hamburg

Deutschland verliert den Anschluss

18. Dezember: Die Zukunft des Fernsehturms. Grüne wollen günstige Preise für Einheimische

Was für ein Trauerspiel. Eröffnung des Fernsehturms erst in 2023. Wird Hamburg nun endgültig zur Provinz? Der Eiffelturm und das Empirestate Building wurden in zwei Jahren hochgezogen. Aber es ist leider auch symptomatisch für ganz Deutschland. An der A20 wird seit nun über 20 Jahren geplant und gebaut. In dieser Zeit wurden die Pyramiden bereits fertiggestellt. Während in Berlin am Flughafen herumgedoktert wird, wurden in China 60 Flugplätze eröffnet. Hamburg und Deutschland verlieren den Anschluss, weil Politiker, Bauplaner, Ingenieure und Architekten kläglich versagen. Unsere einzigen Ressourcen, unser „Know-how“ und unsere Reputation werden leichtfertig verspielt. Man könnte auch sagen, so schafft sich Deutschland ab.

Jens Dörnbrack

EU-Grenzwerte sind überzogen

15./16. Dezember: ,Der Grenzwert für Stickoxid ist schlicht abstrus‘. Der Lungenarzt Professor Dieter Köhler ist Kritiker der Diesel-Fahrverbote. Niemand werde an verunreinigter Luft an den Hauptstraßen sterben, sagt er

Endlich mal ein Artikel, in dem die Grenzwert- und Messsystematik kritisch hinterfragt wird. Und kaum tut das mal jemand, wird ihm sofort wieder unwissenschaftliches Denken vorgeworfen. Herr Dr. Köhler hat nicht behauptet, dass Autoabgase unschädlich sind, sondern nur, dass die in unseren Städten vorhandenen Konzentrationen nicht ausreichen, um die in der politischen Diskussion oft behaupteten Folgen zu erzeugen. Die von der EU gesetzten Grenzwerte sind überzogen und es fehlen die wissenschaftlichen Grundlagen für ihre Berechtigung. Hinzu kommt die in Deutschland perfektionistische Umsetzung der Messverfahren, die an der Lebenswirklichkeit vorbeigehen und in keinem anderen EU-Land so umgesetzt werden. Deshalb ist auch die Behauptung der Deutschen Umwelthilfe, die deutschen Städte hätten die EU-weit schmutzigste Luft, reine Volksverdummung, denn die Messwerte, die da verglichen werden, stammen aus nicht vergleichbaren Messungen.

Bernd Plath, Hamburg​

Robotern fehlt die Empathie

15./16. Dezember: Asklepios testet sprechenden Roboter. Elektronische Helfer, die an Menschen erinnern, sollen in Hamburg verstärkt zum Einsatz kommen – nicht nur im Krankenhaus

Ich bin mit meinen 63 Lenzen nach wie vor im IT-Bereich tätig und begeistere mich daher auch für die Umsetzung von neuen technischen Innovationen. Leider - oft aus idealistischen oder finanziellen Gründen - wird meines Erachtens nicht ausführlich genug darüber nachgedacht, ob die Umsetzung einer IT-Lösung auch wirklich immer sinnvoll ist. Hinsichtlich des Einsatzes von humanoiden Robotern zur Besucherbetreuung im Empfangsbereich eines Krankenhauses sollte es eher menschliche Ansprechpartner geben, die durch persönliche und nicht vorprogrammierte Antworten auf die Fragen und Anliegen der Gäste oder Patienten individuell eingehen können. Aus meiner Erfahrung fällt bei einem menschlichen Ansprechpartner die Kontaktaufnahme leichter, da dem künstlichen Pendant einfach die menschlichen Sympathie- und Empathie-Fähigkeiten fehlen, er wird bislang immer nur ein einfacher Informant sein können. Viele Menschen bereitet alleine schon das Betreten eines Krankenhaus Unbehagen. Eine weitere Hemmschwelle in Form eines „Blechkastens“ als direkter Ansprechpartner ist da nicht unbedingt förderlich und das gilt es zu bedenken. Dagegen spricht alles für die Erhaltung der bestehenden Arbeitsplätze und für eine Umverteilung des Kapitaleinsatzes für den Automaten zu Gunsten anderer schon lange geplanter aber ausstehender und wichtiger Anschaffungen.

Thomas Jahnke, Hamburg