Kein großer Aufschrei

14. Dezember: Abtreibungen – die Sowohl-als-auch-Lösung. Die Regierung hat einen Kompromiss im Streit um das Werbeverbot erzielt. Ob der in Kraft tritt, liegt vor allem an der SPD

Wenn in diesem Land ein Kind verschwindet, missbraucht oder getötet wird, gibt es dafür eine große mediale Aufmerksamkeit mit viel Mitleid. Wenn jährlich hingegen über 100.000 ungeborene Kinder abgetrieben werden, löst dies keinen großen Aufschrei aus.

Dr. Robert J. Degenhardt, Hamburg

Im Mittelalter angekommen

Dieser Artikel spricht mir aus der Seele! Wer hätte gedacht, dass wir diese Diskussion noch einmal führen müssen. Frauen werden immer noch als Objekt betrachtet, das auch beim Thema Abtreibung einfach mal so auf sogenannte „Werbung“ reinfällt. Es wird dabei völlig negiert, dass frau sich wohl zu keinem Problem so viele Gedanken macht, wie zum Thema Kinder und Abtreibung. Außerdem bleibt die Pflicht zum Beratungsgespräch ja in jedem Fall bestehen. Wer spricht der Frau immer noch die Entscheidungsfähigkeit ab, wenn es um ihren eigenen Körper geht? Wir sind wieder im Mittelalter angekommen, wo Frau wieder auf „Engelmacherinnen“ oder konspirative Reisen in die Niederlande angewiesen ist. Schade!

Inge Zwanzleitner, Reinbek

Kein Bezug zu den Menschen

14. Dezember: Aufregung um Behördenbrief an 12.000 Hamburger

Schade, dass gerade ein Museum keinen Bezug zu den Menschen findet, die es ansprechen will. Die Abteilung Bodendenkmalpflege des Archäologischen Museums verwendet eine komplizierte Sprache, die ein nichtfachmännischer Bürger nicht verstehen kann. Der Sinn des zweiseitigen Briefs bleibt auch nach mehrmaligem aufmerksamen Lesen unklar. Hamburg hat seine Chance für die Akzeptanz der Bodendenkmalpflege durch die betroffenen Grundstückseigentümer leichtfertig vertan!

Cord Schellenberg, Hamburg

Schlecht verhandelt

13. Dezember: Bürger stoppen erneut Bauvorhaben. Hohe Wahlbeteiligung bei Abstimmung im Bezirk Nord um Grünfläche am Mühlenkamp

Da hat die Stadt offensichtlich schlecht verhandelt. Mit einer Miete von neun Euro netto/kalt hätte der Bauherr seine Baukosten gut refinanzieren können. Aber eine Bindung der Miete von neun Euro auf nur fünf Jahre hätte bedeutet, dass dem Bauherrn das schon vorhandene Grundstück ab dem sechsten Jahr „vergoldet“ würde, da ab dann eine Miete von zehn, elf, zwölf Euro möglich und wahrscheinlich gewesen wäre. Wo bleibt der Ausgleich für die Wertsteigerung des Grundstücks? Bezahlbare Sozialwohnungen mit einer Bindung von 20 oder 30 Jahren hätten es sein können und müssen.

Helgo Klatt, Hamburg

Realisierung bleibt eine Illusion

11. Dezember: FDP fordert Elbtunnel für S-Bahn. Die Verbindung würde den Hauptbahnhof entlasten – aber auch Milliarden kosten

Die Forderung der FDP nach einem neuen S-Bahn Elbtunnel ist sehr zu begrüßen. Er würde eine wirkliche Entlastung für den Autobahn-Elbtunnel sowie auch für den Hauptbahnhof bringen. Damit das nicht ein Torso bleibt, müsste der S-Bahn-Elbtunnel vom Bahnhof Altona beginnend unter der Elbe durch nach Finkenwerder und von dort weiter nach Neugraben nach Norden ergänzt werden. Hier müsste die Strecke über Diebsteich-Eidelstedt, dann auf der bestehenden Trasse der Güterumgehungsbahn über Barmbek, Wandsbek nach Tiefstack, Rothenburgsort und von dort über die Elbbrücken auf die Trasse der S3 nach Harburg und Neugraben geführt werden. Eine solche S-Bahn-Ringlinie, die sich z. B. in Berlin einer großen Nachfrage erfreut, würde die Fahrtzeiten für viele Pendler (vom Norden zum Airbuswerk und von Harburg nach Barmbek) deutlich verkürzen und neue Kunden für die Bahn gewinnen. Nur bleibt die Realisierung eines solchen sicher sehr sinnvollen Milliardenprojektes angesichts der gleichzeitig von der FDP geforderten Steuersenkungen und einer verschärften Schuldenbremse eine Illusion. Nein, für eine wirkliche Verkehrswende hin zu einem höheren ÖPNV-Anteil braucht es eine Investitionsoffensive.

Michael Jung, Hamburg

Gipfel der Sprachunterwürfigkeit

8./9. Dezember: Hamburger KRITiken: Vom Verschwinden der deutschen Sprache

Auch mir spricht Herr Iken aus der Seele. Fehlt nur noch, dass wir den Hauptbahnhof „central station“ und die Autobahn „highway“ nennen. Den Gipfel dieser Sprachunterwürfigkeit unter das Englische ist aber in meinen Augen auch erreicht, wenn deutsche Moderatoren im deutschen Radio oder Fernsehen das italienische Wort „graffiti“ amerikanisch aussprechen, also „gräfiti“ mit englischem „r“ und Betonung auf der ersten Silbe. Was soll das? Auch die russische Skud-Rakete wurde seinerzeit immer englisch ausgesprochen. Ich kann nur immer sagen: Typisch deutsch! Amerikaner, Briten, Franzosen und wahrscheinlich die meisten anderen Nationalitäten gehen anders mit ihrer Sprache um. Die Franzosen haben sich sogar geweigert, das Wort „Computer“ zu übernehmen, sie nennen das Gerät „ordinateur“.

Birgit Kono, Norderstedt