Die CDU tritt auf der Stelle
8./9. Dezember: Wieder eine Chefin. Annegret Kramp-Karrenbauer wird neue Vorsitzende der CDU. Die Saarländerin übernimmt eine Volkspartei in der Krise
Nein, die Wahl Kramp-Karrenbauers ist alles andere als ein entschlossener Aufbruch in die Moderne. Stattdessen die etwas weltfremde Beschwörung eines antiquierten Wertekanons, der mit dem rasanten Puls einer zunehmend heterogen aufgestellten Gesellschaft nicht Schritt hält. Die Union tritt mit einem zur Unzeit postulierten Neo-Konservativismus auf der Stelle und entfernt sich dadurch immer mehr von einem dringend nötigen Perspektiv- und Paradigmenwechsel in den elementaren Politikfeldern, wo die für die Menschen gegenwärtig tatsächlich relevanten Probleme ungeöffnet liegenbleiben. Verloren gegangene Wählergruppen gewinnt man so nicht zurück. Im Ergebnis folgt eine erodierende CDU mit ihrem Hamburger Parteitag am Ende des Tages nur einer abgemagerten SPD nach, geht tiefgreifend der großen Politikbühne vermutlich gleichfalls verloren.
Thomas Prohn
Merz war die letzte Chance
Mit der knappen Wahl von Kramp-Karrenbauer zur Parteivorsitzenden wird der von vielen CDU-Konservativen erhoffte Kurswechsel nicht stattfinden. Friedrich Merz war die letzte Chance dafür. Die AfD ist mit einem blauen Auge davongekommen und wurde sozusagen von Merz gerettet, der sie ja kürzlich noch halbieren wollte.
Jochen Schultz
Der Mut zum Aufbruch fehlt
Die CDU ist keine Volkspartei, die eine Revolution möchte. Mit der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur Parteivorsitzenden wird sich an der merkelschen Politik nicht viel ändern. Die Delegierten haben sich für ein „weiter so“ mit knapp 52 Prozent dafür entschieden. Die AKK-Rede war voller Emotionen, es ist schwer vorstellbar, dass daraus ein Neuanfang für die CDU entstehen soll. Es fehlte der Mut zum Aufbruch in die Zukunft, man hält lieber am Alten fest. Die Bürger erwarten endlich Antworten. Die weibliche, sozial ausgerichtete beschauliche und gütige CDU hat über die wirtschaftliche, liberale, weltmännische Männerpartei CDU gesiegt. Wo der Weg hinführt ist so unklar. Die Abrechnung kommt bei den anstehenden Wahlen zum Europarlament und bei den Landtagswahlen.
Peter Groth, Ellerau
Regierung ohne Zukunftsvision
Wie blind muss eine Partei sein, die sich ergeben dem Machterhalt einer Kanzlerin unterwirft, die eben genau diese Partei pulverisiert und von der in ihrer gesamten Regierungszeit nicht eine einzige Zukunftsvision unserer Industriegesellschaft zu hören war. Stattdessen einsame Beschlüsse am Parlament vorbei und jetzt hastig ein halbherziges, weil jahrelang verschlafenes Bekenntnis zur Digitalisierung, bei der wir selbst Schwellenländern meilenweit hinterher hinken.
Rolf Bier, Hamburg
Nationaler Identitätsverlust
8./9. Dezember: Vom Verschwinden der deutschen Sprache. Warum wechseln wir so gern ins Englische?
Es ärgert mich schon lange und zunehmend, dass die deutsche Sprache und deren Pflege immer mehr vernachlässigt wird. Sprache hat auch etwas mit Kultur zu tun. Es mag gedankenloses Streben nach originellen, Aufmerksamkeit erheischenden Formulierungen dabei sein, wahrscheinlich aber auch eine Anbiederung an den viel zu lange verherrlichten „American Way of Life“. Es untergräbt das Selbstbewusstsein einer Nation, wenn ihre Identität immer mehr in Frage gestellt wird, z.B. durch Vernachlässigung der eigenen Sprache. Auch die Vermeidung des Begriffes Deutschland gehört dazu. Stattdessen wird lieber die politische Kategorie „Republik“ gebraucht, wobei man stillschweigend unterstellt, dass jeder versteht, dass damit Deutschland und nicht Frankreich, Polen, Österreich oder sonst wer gemeint ist. Hat eigentlich schon einmal jemand untersucht, ob dieser Trend zum nationalen Identitätsverlust die Strömungen am rechten Rand der Gesellschaft befördert?
Helfried Dietrich, Norderstedt
Aus der Seele gesprochen
Matthias Iken spricht mir aus der Seele. Ich habe mich schon vor Jahren da rüber geärgert dass aus Strom und Hafenbau „Hamburg Port Authority“ wurde. Ich bin Jahrgang 1936 und habe nach dem Krieg nur die Volksschule besuchen können. Englisch habe ich dann später mit meinen Kindern lernen müssen. So geht es bestimmt vielen älteren Menschen. Unser Schulsenator, Herr Rabe, will den Deutschunterricht voran bringen. Aber wo für oder für wen, wenn doch nur alles in Englisch umgewandelt wird.
Günter Pahl
Strecke bis Maschen verlängern
6. Dezember: Eine gigantische Rohrpost für Container
Schöne Idee, vielleicht sollte man es erst mal mit 100 km/h versuchen. Besser noch wäre, den Köhlbrand-Tunnel und Hyperloop zusammen zu bauen und die Strecke bis zum Bahnhof Maschen zu verlängern. Dort könnte die Bahn dann den Transport fortsetzen.
Achim Kleist