Der Bürgermeister hat recht

5. Dezember: Schnoddrig und schlecht organisiert. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer behauptet, dass in Berlin nichts funktioniert. Stimmt das?

Boris Palmer hat doch recht! Er macht seine Job – und das sehr gut. Die Gesellschaft verändert sich tatsächlich in Richtung „Selbstermächtigung“ verbunden mit Respektlosigkeit und deutlich niedrigerer Hemmschwelle zur Anwendung von Gewalt. Dem beugt er vor, neudeutsch „zero-tolerance“, oder auch „wehret den Anfängen“. Und dass er die Verhältnisse in Berlin nicht in Tübingen haben möchte, wer verstünde das nicht? Bedenkenträger, Zauderer, Politiker, die alles schönreden und alles „verstehen“ haben wir genug. Palmer for Hamburg!

Gerhard Maack, Hamburg

Respekt, Herr Palmer

Da beschweren sich Politiker aller Couleur, dass sie zunehmend und teilweise anonym in den sozialen Netzwerken übelst angegangen werden. Und jetzt hat mal einer den Hintern in der Hose, sich anlässlich einer direkten und persönlichen Konfrontation zu wehren und laut zu werden, auch auf die Gefahr hin, sich wenig später mit blutendem Kopf auf der Straße wiederzufinden. Dafür muss er sich jetzt „Wildwestmanier“ und „Schwäbischer Spießer“ anhören. Fehlt eigentlich nur noch, dass ihm eine heimliche AfD Mitgliedschaft unterstellt wird. Ich bin weiß Gott kein Anhänger der Grünen, aber à la bonheur Herr Palmer, meinen Respekt haben Sie.

Peter Alsleben

Druck erzeugt Denkblockaden

4. Dezember: Mathematikunterricht in Hamburg: Mehr Stunden, mehr Prüfungen. Leistungen der Schüler sollen verbessert werden

Herr Rabe, früher als Lehrer mit den Unterrichtsbedingungen vertraut, müsste doch wissen, dass bei einem Unterricht, der die Schüler derart unter Druck setzt, keine Verbesserung zustande kommt. Denn mit dem Gegenstand wird im Gehirn zugleich die Art der Vermittlung gespeichert. Wenn dann ein Zugriff auf derart vermitteltes Wissen nötig wird, gelingt das nicht, ohne dass zugleich die Erinnerung an die Lernsituation freigesetzt wird. Infolgedessen werden nicht nur Leistungen behindert, die sich auf früher erworbene Kenntnisse beziehen, sondern auch künftiges Lernen wird erschwert. Denn die ungünstigen methodischen Voraussetzungen bewirken eine Denkblockade. Davon betroffene Schüler können dann im jeweiligen Fach keine neuen Anforderungen mehr erfüllen.

Dr. Wilfried Baur, Hamburg

Ist regional noch zeitgemäß?

1./2. Dezember: Warum der Weihnachtsstern aus der Region kommen sollte. Viele Kunden kaufen unwissentlich Tannenbäume oder Christrosen aus fernen Ländern

Gut, ich kaufe einen wesentlich teuren Weihnachtsstern, dafür mit längerer Haltbarkeit und viel Herzblut des Gärtners. Die Pflanze vielleicht in einem bulgarischen oder auch von skandinavischen Künstlern gefertigten Topf, Dünger aus Afrika. Regional? Ebenso die Norddeutsche Tanne, mit chinesischem Beil gefällt, mit japanischem Auto transportiert. Die Floristin selbst weltweit unterwegs: Rio, Dubai, Japan. Sie wirbt für Pflanzen aus der Region. Für mich stellt sich nun die Frage: Wen will ich mit diesem Kauf unterstützen? Die Floristin, den Afrikaner, den Bulgaren, Aldi (und Angestellte) oder doch mich, mit Blick auf das eigene Portemonnaie? Oder soll ich wegen der Nachhaltigkeit überhaupt darauf verzichten? Antworten darauf fallen mir schwer, auch was Kleidung und Lebensmittel betrifft. Regional? Vielleicht habe ich aber auch kein Recht daran zu zweifeln, schließlich bin ich erst seit 40 Jahren in Hamburg, stamme aus Hessen, mein Mann aus Indien. Das Liebste an Hamburg war mir aber immer noch die Weltoffenheit. Nicht nur seine meisten Handelsgüter kommen aus aller Welt. Gestern wie heute. Regional? Ist das Wort noch zeitgemäß und ein absolutes Muss?

Brigitte Das Gupta

Einfühlsame Zeilen

30. November: Brandauer und Hengelbrock feiern die Weihnachtszeit. Eine Konzertlesung mit handverlesenem Programm in der Laeiszhalle

Wieder einmal haben Sie mir mit Ihren Zeilen eine große Freude gemacht, und ich danke Ihnen von Herzen für Ihre einfühlsame Art, besonders wie Sie den Schluss der Aufführung gedeutet haben: Ich bin gerührt.

Renate Opalka

Die Natur nehmen, wie sie ist

4. Dezember: Regierung kämpft für dauerhafte Sommerzeit. Jetzt ist es offiziell: Das Ende der Zeitumstellung in der Europäischen Union kommt frühestens 2021

Wir Menschen kämpfen ständig gegen die Natur, nun auch noch bei der Uhrzeit. Die Sonne muss um zwölf Uhr im Zenit stehen, das ist nun mal das Naturgesetz. Wir können ja auch nicht wegen des schönen Wetters die Weihnachtszeit auf Juli verschieben. Abends länger hell ist auch kein Argument, denn die Städte sind künstlich doch schon sehr aufgehellt. Wir sollten die Natur einfach nehmen wie sie ist.

Dörte Schmidt, Hamburg

Sommerzeit zu Lasten der Kinder

Man muss doch auch mal fragen, zu wessen Lasten die Sommerzeit geht. Einfache Antwort: Zu Lasten der Kinder, die dann zusätzlich an mindestens 40 Tagen im Jahr zu nachtschlafener Zeit aus dem Bett müssen und noch bei Dunkelheit den Schulweg antreten oder zum Kinderhort oder Kindergarten gebracht werden. Mir scheint dieser Preis zu hoch zu sein für die eine helle Tagesstunde am Abend. Und dabei bedrückt es mich, wie die eigenen „eindeutigen Präferenzen“ die doch gebotene Rücksicht auf die Schwächsten in unserer Gesellschaft so einfach überlagern und vergessen machen können. Schade, schade.

Christian Hube, Wentorf bei Hamburg