Zehn Stunden im Dienst

19. November: Was Politiker (nebenher) verdienen. Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, gibt sich als Einkommensmillionär zu erkennen. Fällt er damit aus dem Rahmen?

3156 Euro im Monat verdient ein „normaler“ Arbeitnehmer im Monat. Was soll einem diese Zahl sagen? Dass derjenige, der weniger verdient einen schlecht bezahlten Job hat? Oder der, der mehr verdient zu den Besserverdienenden gehört? Und dann die Bundestagsabgeordneten, die keinen Neun-bis-17-Uhr-Job haben, die gehören demnach zu den Besserverdienenden? Politiker-Bashing aufgrund des Geldes muss aufhören. Ein Bundestagsabgeordneter hat keinen „normalen“ Job. Er ist in der Regel zwischen zehn und zwölf Stunden am Tag als Abgeordneter tätig, am Wochenende kommen Wahlkreisveranstaltungen dazu, nicht zu vergessen die Parteiarbeit. Da ist er in der Regel doch recht ausgelastet. Und wenn er dann noch etwas für die private Schatzschatulle erwirtschaftet, kann er dieses gerne tun. Solange es seine originäre Aufgabe nicht einschränkt. Und dieses müssen seine Wähler beurteilen und nicht irgendwelche Presseorgane. Die dürfen über seine Tätigkeit berichten, haben diese jedoch nicht zu bewerten.

Jörg Thyroff

Blutzufuhr für Metropolregion

19. November: Die Mobilitätskrise in der Elbmetropole ist das größte ungelöste Problem. Thomas Lambusch, Chef von Nordmetall, fordert eine bessere Verkehrs- und Infrastrukturpolitik

Eine längst überfällige Forderung. Bleibt zu hoffen, dass die Martinsgans nicht zu fett ist, damit die Blutzufuhr nicht noch weiter behindert wird. Vergessen werden sollte dabei aber nicht, dass Hamburg Herz einer Metropolregion ist, die sich in den letzten 17 Jahren schwächer entwickelt hat als andere Metropolregionen Deutschlands. Nicht nur die Elbmetropole braucht eine Blutzufuhr, sondern der gesamten Metropolregion Hamburg würde eine konzertierte Blutzufuhr gut tun.

Hans-Peter Hansen, Hamburg

Mittelschicht am Stadtrand

17./18. November: Verspielt Hamburg seine Schönheit?

So fragt Ihr Autor und seine Antwort lautet Teils, teils. Erinnern wir uns: In den neunziger Jahren und auch danach wurden in Hamburg überall „Kontorhäuser“ gebaut, schicke, uniforme und spätestens nach Büroschluss leblose Gebäude. Gleichzeitig rückte der soziale Wohnungsbau in den Hintergrund. Mit dem Slogan von der „wachsenden Stadt“, der Landflucht und der Migration entdecken die Städtebauer den städtischen Wohnungsbau wieder. Die Verdichtung ist dabei gewollt. Zweckmäßig eben. Für den gehobenen Wohnbedarf gibt’s ja auch Angebote. Aber scheinbar nicht genug für jene Familien, die ins Umland wegziehen, weil sie entweder den Traum vom eigenen Haus verwirklichen wollen oder einfach keine bezahlbare Mietwohnung finden. Es klingt ja leise in ihrem Titelthema an: Die Sozialstruktur der Stadt verändert sich nämlich ebenfalls. Die Mittelschicht drängt es – gewollt oder nicht – an die Peripherie. Welche Folgen diese Entwicklung für unsere Stadt haben könnte oder haben wird, wird leider nicht thematisiert.

Klaus Wenzel

Moderner Plattenbau

Vor 25 Jahren mokierten wir uns über die alten Plattenbauten in Ostdeutschland. Aber was sehen wir mehr und mehr in Hamburg, besonders in der HafenCity: Plattenbauten der Moderne. Viereckige Klötze aus Stahl und Glas, Wohnblocks, die aussehen wie Kartons aus Beton. Vor Jahren erschien auf Ihrer Titelseite eine Luftaufnahme der HafenCity, gezeigt wurden Wohn- und Bürogebäude und mein erster Gedanke war: Was für eine moderne Plattenbauten-Siedlung. Haben die Architekten keine anderen Ideen?

Helga Pepperrell, Buxtehude

Beleuchtung ohne Atmosphäre

Viel bauen zu müssen, heißt ja nicht, dass deswegen auch hässlich gebaut werden muss. Das allerdings passiert in Hamburg allerorten. Kreativität, Wiedererkennbarkeit von Quartieren und Plätze der Begegnung mit Aufenthaltsqualität bleiben weitestgehend Fehlanzeige, und das wird stets mit dem Baudruck erklärt. Welch ein Unsinn. Musste deswegen die eigentlich schöne Dachsilhouette der Binnenalster durch „Technikkisten“ und Abluftgerätschaften auf der Europapassage zerstört werden? Immerhin handelt es sich um Hamburgs gute Stube. Es gibt noch mehr solcher Beispiele, nicht zuletzt solche, bei denen die Freie und Hansestadt höchstselbst, und nicht irgendein privater Investor, beklagenswertes leistet. Man schaue nur auf die öffentlichen Plätze oder Straßenräume wie den Jungfernstieg und die Dammtorstraße mit einer Beleuchtung, etwa so atmosphärisch wie auf einem Containerterminal im Hafen. Woanders geht’s deutlich besser, und dabei ist es doch gar nicht so weit von Hamburg nach Kopenhagen und Amsterdam.

Achim Lotz, Hamburg

Das Faltrad darf jederzeit mit

16. November: Bahn kassiert Strafe – für ein Fahrrad auf dem Bahnsteig

Sperrzeiten für die Radmitnahme beim HVV mögen generell Gegenstand für Diskussionen in einer „Fahrradstadt“ sein. Aber 20 Euro Bußgeld für den bloßen Aufenthalt auf dem Bahnsteig vor neun Uhr? Dass einzelne Kontrolleure mal in schlechter Tagesform sein können und ihren Ermessensspielraum erbarmungslos ausschöpfen, mag noch nachvollziehbar sein. Aber dass die offizielle Antwort der S-Bahn dies bestätigt, zeugt von fehlendem Augenmaß. Ratschlag an den betroffenen HVV-Radler: Radeln Sie einfach zur nächsten Haltestelle, dort fährt derselbe Zug zwei Minuten später ab. Oder steigen Sie um auf ein Faltrad. Im gefalteten Zustand gilt es als Handgepäck und darf jederzeit kostenlos mitgeführt werden, sogar in den Zügen der RB/RE.

Michael Prahl, Hamburg