Danke, Herr Abdollahi

10. September: ,Frau Merkel, wir sind mehr!‘ Der TV-Moderator Michel Abdollahi hat einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben

Ich bin Herrn Abdollahi sehr dankbar für seinen offenen Brief – und unserer Pressefreiheit und dem Abendblatt, dass dieser Brief veröffentlicht wird. Dankbar bin ich ebenso vielen anderen Mitbürgern mit ‚Migrationshintergrund‘, die bewiesen haben, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind. Meine Generation hat das große Glück gehabt, ein Leben lang in innerem und äußerem Frieden zu leben. Begleitet hat mich ­jedoch immer die Erinnerung an die unvorstellbaren Verbrechen der Nazis und das zumindest schamhafte Schweigen unserer Elterngeneration. Erst im Lauf der Jahrzehnte ist mir bewusst geworden, was der Verlust jüdischen Lebens und jüdischer Kultur für unsere Gesellschaft bedeutet. Auch deshalb habe ich die großzügige Haltung, die Angela Merkel angesichts der in unser Land kommenden Flüchtlinge gezeigt hat, bewundert und begrüßt. Bei Reisen ins Ausland habe ich mich als Bürger eines Landes gefühlt, das zum Frieden in der Welt beiträgt. Und nun? Wie viele von uns bin ich Frau Merkel nach wie vor dankbar, doch wie ebenso viele habe ich begreifen müssen, dass Großzügigkeit seitens des Staates entschiedener unterstützt und geschützt werden muss. Das bedeutet, dass der Staat unmissverständliche Vorgaben geben und durchsetzen muss. Als einzelner Bürger kann ich dazu beitragen, ­indem ich meine Meinung klar und offen äußere.

Dietrich Schilling, Hamburg

Frühere Fehler vermeiden

Michel Abdollahi spricht mir aus der Seele. Groß ist die Angst, dass die Extremisten die Überhand gewinnen und wir Zustände wie vor dem Zweiten Weltkrieg bekommen. Es darf nicht sein, dass wir es einfach laufen lassen. Deshalb muss von der Regierung eingegriffen werden. Man darf die Fehler von damals nicht wiederholen.

Andrea Stadio, Rosengarten

Gegen Rassismus protestieren

Ich kann nur jeden Satz von Michel Abdollahi unterschreiben. Ich sage ihm, er ist mir sehr willkommen in unserem Land! Ich hoffe, dass immer mehr aufstehen, um gegen diese dumpfen Rassisten zu demonstrieren und ihnen zu zeigen, dass sie es sind, die absolut unerwünscht in unserer Gesellschaft sind.

Regina Pflocksch, per E-Mail

Wie schaffen wir das?

So sehr man die Äußerungen des Verfassers nachvollziehen kann – stehen lassen kann man sie so nicht. Seehofer nennt nicht „uns“ die Mutter der Probleme, also die Migranten, sondern die Mi­gration. Aber selbst wenn er die Migranten gemeint hätte, müsste man differenzieren zwischen Kriegsflüchtlingen, Armutsflüchtlingen und Menschen, die der reinen Vorteile wegen gezielt in unser Sozialsystem einwandern. Recht hat der Verfasser mit der Aussage, dass das Land gespalten zu werden droht. Diese Spaltung lastet er primär „der Regierung …“ an, an deren Spitze Frau Merkel steht. Das ist insofern richtig, als die wesentliche Ergänzung zu dem Satz „Wir schaffen das“ fehlt, nämlich das „Wie“. Hier liegt das Versäumnis aller Parteien, dass sie bisher keine konsistente Strategie für dieses „Wie“ entwickelt haben. Solange die Bürger nicht wissen, wie der Hase läuft, entwickeln sich Ängste und daraus Aggressionen, die u. a. dadurch befeuert werden, dass der Islam uns bisher hier keine weltlich-westliche Variante der Religion präsentiert.

Hans Uwe Marschner, Hamburg

Rechtslage ist unverständlich

10. September: Das zweite Leben des ­Sami A.

Die Geschichte um das Leben des Sami A. könnte kein Roman besser erfinden. Wie kann sich der Rechtsstaat so auf der Nase herumtanzen lassen? 14 Gerichtsverfahren verhindern die Abschiebung des als Gefährders eingestuften Tunesiers. Vermeintliche Folter in Tunesien gibt Sami A. einen Asylgrund – unglaublich. Sollte dieser Mann wirklich nach Deutschland zurückkehren dürfen oder müssen, stünden Dutzende Sicherheitskräfte bereit, um ihn rund um die Uhr zu bewachen. Für diese Rechtslage hat nur das Oberverwaltungsgericht in Münster Verständnis, aber sonst kein normal denkender Bürger.

Dietmar Johnen-Kluge, per E-Mail

Gutes Nebeneinander im Verkehr

13. August: Brief an die Redaktion: ,Täglicher Kampf auf den Straßen‘

In seinem Brief holt der Leser Ulrich Hornig zum Rundumschlag gegen alle Verkehrsteilnehmer aus. Am Schluss versteigt er sich zu der Feststellung, dass auf unseren Straßen und in unserer Gesellschaft Krieg herrsche. Abgesehen davon, dass diese Formulierung höchst geschmacklos ist angesichts dessen, was um uns herum derzeit passiert, halte ich die Tirade für maßlos überzogen. Als Verkehrsteilnehmer, der jeden Tag eine längere Strecke mit dem Fahrrad fährt, aber auch das Auto täglich benutzt, gewinne ich einen völlig anderen Eindruck. Das Nebeneinander von Fahrrad, Auto und Fußgängern klappt weitestgehend reibungslos. Die Autofahrer haben sich erstaunlich schnell an die neuen Fahrradspuren gewöhnt, sie fahren vorausschauend und nehmen Rücksicht. Die Fahrradfahrer wissen sich selbst und die Verkehrssituation gut einzuschätzen, fahren flott, wo es geht, und sonst eben langsam. Man bekommt oft ein Lächeln, wenn man Platz macht, und eine Entschuldigung, wenn sich jemand vertan hat. Die Fußgänger ziehen sowieso ihres Weges, in der Regel auf dem Bürgersteig, manchmal verträumt auf dem Radweg. Aber wen stört es? Natürlich gibt es welche, die es (zu) eilig haben, und andere, die einen schlechten Tag haben. Und wer im Stau steht, hat auch nicht immer gute Laune. In der Summe ist das Verkehrsgeschehen in Hamburg geprägt von hanseatischer Gelassenheit, urbaner Wuseligkeit und der Erkenntnis, dass das Leben in einer so schönen Großstadt eben seinen Preis hat.

Gottfried Unterweger, Hamburg