Realschulabschlüsse wertschätzen

28. August: Dra­ma­ti­sche Lage: In Hamburg fehlen schon 53.000 Fach­kräfte

Der Fachkräftemangel ist ein selbst gemachtes Problem. Seit Jahren wird propagiert, dass jeder Schüler Abitur haben kann und muss, und dass jeder andere Schulabschluss wenig wünschenswert ist. Wenn man die Abiturquoten im Jahr liest, kann einem nur angst und bange werden, zumal nicht davon auszugehen ist, dass die Kinder so viel schlauer geworden sind als früher. Welcher Abiturient soll denn ernsthaft den Wunsch haben oder sich trauen, Verkäufer, Handwerker oder Pflegekraft zu werden, wenn ihm doch jahrelang eingeimpft wurde, dass ihn das Abitur zu höheren Sphären führen wird? So lange versucht wird, die Abiturquoten in die Höhe zu treiben und andere Schulabschlüsse degradiert werden, wird sich nichts ändern. Es wäre an der Zeit, Haupt- und Realschulabschlüsse wieder wertzuschätzen, damit die Kinder wissen, dass man kein Abitur braucht, um z.B. Handwerker zu werden, und dennoch kein Dummkopf ist, auf den herabgesehen wird. So, wie es ist, wird es jedenfalls nichts.

Martina Nowak, per E-Mail

Ein Zurück ist nahezu aussichtslos

Jeder, der schon mal ein Städte-Aufbau-Spiel am PC gespielt hat weiß, wie schnell Gier zum Chaos führen kann. Zuerst hat man eine Stadt (z.B. Hamburg). Dann will man mehr Bürger (mehr Steuern) und baut neue Wohnungen. Daraufhin strömen Menschen in die Stadt. Die aber wollen auch essen, transportiert und ärztlich versorgt werden. Also baut man Supermärkte, Busse usw. Doch dann merkt man, dass man keine Arbeitskräfte dafür hat, weil die Zahl der nötigen neuen Arbeitsplätze die Zahl der Neubürger übersteigt. Also werden neue Wohnungen gebaut, um neue Bürger anzulocken, und so weiter. Mir scheint, die Städte-Entwickler von Hamburg haben das Spiel bereits verloren, denn ist man (am PC) erst einmal so weit, dass man neue Bürger braucht, um neue Bürger in der Stadt zu halten, kann man das Spiel getrost beenden. Ein Zurück aus der Abwärtsspirale ist dann nahezu aussichtslos.

Ute Oettel, Norderstedt

Abriss tut in der Seele weh

28. August: Halbe-Mil­li­arde Euro für UKE-Neu­bau­ten

Schön, dass Frau Fegebank, Herr Göke und Herr Wallerich Spaß haben am Abriss. Mir tut das in der Seele weh, dass wieder ein Zeugnis des historischen Geländes sang- und klanglos verschwindet. Lang lebe die Freie und Abrissstadt Hamburg.

Lars Bollerson, per E-Mail

Typischer Diskussionsverlauf

28. August: ,Grenze zum Rassismus wurde über­schrit­ten‘. Nationalspieler Ilkay Gündogan spricht erstmals nach der WM in Russland über seine schwere Zeit nach der Erdogan-Affäre

Die Diskussionen über die Spieler Gündogan und Özil im Zusammenhang mit der „Erdogan-Affäre“ haben den typischen Verlauf genommen. Am Ende wurde und wird nicht mehr zwischen Ursache und Wirkung unterschieden. Hierzu hat am Ende die Rassismus-Diskussion wesentlich beigetragen. Der berechtigte Vorwurf darüber, dass sich Rassismus und Menschenverachtung in die Diskussion um die Herren Gündogan und Özil reingemischt haben, darf jetzt aber nicht dazu führen, dass – wie so oft – die Reihenfolge der Ereignisse und deren Bedeutung aus dem Blick gerät. Und zu guter Letzt: Es ist begrüßenswert, dass Herr Gündogan dazu bereit ist „weiterzumachen“, falls er vom DFB erneut nominiert wird. Wichtiger wäre mir und wahrscheinlich vielen anderen, dass sich Herr Gündogan und alle anderen Spieler, die nominiert werden, der Ehre bewusst sind, die mit einer Nominierung verbunden ist. Dies kann man als Spieler unter anderem damit für jedermann erkennbar zeigen, indem man – selbstverständlich – die Nationalhymne mitsingt.

Matthias Teichner, per E-Mail

Warum darf die Kirche das?

27. August: Streit um Kir­chen­asyl: Legitimer Schutz oder Miss­brauch? Gemeinden verhindern Abschiebungen in 73 Fällen. AfD kri­ti­siert, damit werde Rechts­staat un­ter­lau­fen

Kirchen, die für sich das Recht in Anspruch nehmen, abgelehnte und ausreisepflichtige Asylbewerber zu beherbergen, um ihnen „Kirchenasyl“ zu gewähren, machen sich – wie jeder andere Bürger auch – strafbar, denn auch für einen Pfarrer gilt keine andere Rechtsposition als für jeden anderen Bürger dieses Landes. Diese Praxis der Kirchen wird bisher stillschweigend geduldet, und die Polizei ist angehalten, diesbezügliche Einsätze in Kirchen nicht durchzuführen. Die Frage stellt sich, warum die Kirche geltendes Recht aussetzen darf. Abgelehnte Asylbewerber gelten, da sie sich illegal in Deutschland aufhalten, nach unseren Gesetzen als Straftäter. Würde ich diesen oder anderen Menschen aus humanitären Gründen Unterkunft gewähren, weil ich sie ungerecht behandelt sehe, würde ich strafrechtlich verfolgt und als Straftäter festgenommen werden.

Derk Langkamp, per E-Mail

Wettlauf um die besten Plätze

27. August: ,Boléro‘ auf dem Rat­haus­markt. Kon­zert-Ge­schenk an die Hamburger. 7000 Zuschauer lauschten den Philharmonikern open air

Ich war auch auf dem Konzert und von dem Ereignis – trotz der Kälte – ebenso begeistert wie alle. Was mich und andere Besucher aber echt genervt hat, ist die „Reservierung“ vieler Stühle durch Kissen, Jacken und Taschen weit vor Beginn der Veranstaltung. Sobald das Stuhl-Areal freigegeben war, wurden halbe Reihen „belegt“, wie auf Mallorca die Strandliegen. Anverwandte saßen schon zwei Stunden vorher da und hielten Stühle „besetzt“. Da sollten die Ordner einschreiten dürfen. Ansonsten hoffe auch ich auf weitere so wunderbare Events in Hamburg.

Marianne Fenske, per E-Mail