Verrückte Dimensionen

5. Juli: Renn­radra­ser stören Totenruhe in Ohlsdorf. Auch die neuen Verbotsschilder werden ignoriert. Das sorgt bei Friedhofsbesuchern für Unmut

Es ist erstaunlich, wie in Hamburg die Dimensionen im Bereich Verkehr verrückt sind. Da nehmen pro Tag Hunderte von Kraftfahrzeugen, die Lärm und Abgase produzieren, den Friedhof als Abkürzung, aber wenn dort ein paar Rennradfahrer fahren, stören diese angeblich als „Raser“ die Totenruhe. Einfach unglaublich.

Matthias Christen, Hamburg

Armutszeugnis für unser Land

4. Juli: Ha­pag-Lloyd Cruises baut Schiff nur für Er­wach­sene. Kinder dürfen nicht an Bord. Hamburger Kreuzfahrtreederei erweitert ihre Expeditionsflotte

„Adults only“, berichten Sie, sei eine immer beliebtere Buchungsdevise für Hotels. Kein Wunder, dass eine Luxusmarke der Schifffahrt da nicht fehlen darf. Dabei ist es ein Armutszeugnis für unser Land. Jeder, ob alt oder jung, muss die Jugend fördern. Eltern dürfen nicht ausgegrenzt werden, wenn sie Kinder großziehen und wenn es ihre Mittel erlauben, mit ihnen zur See fahren.

Reimer Göttsch, per E-Mail

Alternative aus dem Hut zaubern

5. Juli: Harry Pot­ter wollte unbedingt nach Hamburg und 6. Juli: Ham­burg braucht ei­­ne­ zu­­sätz­­li­che Hal­le

Vorweg dies: Ich gehöre nicht zu den „Harry Potter“-Fans, verstehe jedoch, dass Hamburg sich dieses so gelobte Stück sichern möchte. Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass dafür das Mehr! Theater als Spielstätte geopfert wird. Diese Bandbreite an Kulturereignissen bietet keine andere Bühne in Hamburg. Seien es Einzelkünstler bei Konzerten, Ballett-Aufführungen oder das grandiose Billy-Elliot-Musical im letzten Jahr. Zumeist moderate Preise, gute Sicht auf allen Plätzen, bezahlbare Parkmöglichkeiten mit hervorragender Organisation runden dies ab. Und das alles wird aufgegeben für ein weiteres Musical, das nicht automatisch jahrelang für sprudelnde Einnahmen sorgen muss. Bei unter anderem „Kinky Boots“ wurde ja auch im Vorwege frohlockt. Schade, ich werde das Mehr! Theater mit seiner Vielfalt sehr vermissen und bin gespannt, welche Alternative dafür aus dem Hut gezaubert wird.

Christel Mrozek, per E-Mail

... unbedingt erhaltenswert

4. Juli: Die Rache der Denkmalschützer? Zollgebäude auf der Veddel wurden unter Schutz gestellt

Der Freihafen war über 120 Jahre lang einer der wichtigsten wirtschaftlichen Motoren der Stadt und hat sie auch städtebaulich geprägt. Als er 2013 aufgegeben wurde – die Zollgrenze ist heute die EU-Außengrenze –, wurden die umgebenden Zäune und Abfertigungsstellen weitgehend abgebaut. Der exponiert gelegene Komplex des ehemaligen Zollamts Veddel mit seinen Laderampen und weit auskragenden Flugdächern steht jedoch glücklicherweise noch und muss als letztes städtebaulich wie architektonisch markantes Dokument unbedingt erhalten bleiben. Dafür hat sich der Denkmalrat, ein bürgerschaftliches Gremium, das das Denkmalschutzamt berät, sehr eingesetzt. Mit jeder abgeschlossenen Bauperiode muss gesichtet werden, was davon unter Schutz gestellt werden muss. Das ist nun geschehen, und eine verträgliche Nachnutzung ist zu finden – vielleicht auch ein kleines Freihafenmuseum? Auf jeden Fall sollten hier, anders als bei den Gebäuden der ehemaligen Genossenschaft GRG auf der Peute, dem ehemaligen Walzwerk in Billbrook oder der Gründungsbank der Hamburger Kaufleute, der Commerzbank, nicht schon wieder Bagger über wichtige Zeugnisse der Hamburger Wirtschaftsgeschichte rollen.

Elinor Schües,
Vorsitzende des Denkmalrats Hamburg

Suppengrün mit Plastikhülle

5. Juli: Ein­zel­han­del nimmt Plastik aus den Regalen

Unter anderem um Plastikmüll einzusparen, gehen wir häufig auf den Wochenmarkt und mussten nun feststellen, dass auch dort – wie im Supermarkt – immer häufiger Obst und Gemüse in Plastik verpackt verkauft werden. Aberwitziges Beispiel: ein Bund Suppengrün in einer Schale mit Plastikhülle. Beeren werden, ebenfalls wie im Supermarkt, in Plastikschalen angeboten und vieles mehr. Selbst dem Verbraucher, der Plastik vermeiden will, wird es immer schwerer gemacht. Ohne Strafsteuer sehen wir keinen Fortschritt.

Peter Wigandt, per E-Mail

Stellenwert von Lehrenden?

6. Juli: GEW kritisiert Entlassungen von Lehrern im Sommer und 28. Juni: Uni-For­scher bangen um ihre Jobs

590 Lehrer werden mit Beginn der Sommerferien arbeitslos, 160 Wissenschaftler an der Universität sind von Arbeitslosigkeit bedroht, und weder die Schul- noch die Wissenschaftsbehörde sieht darin ein Problem. Es ist erschütternd, welch geringen Stellenwert Lehrende und Forschende in der „Wissensmetropole Hamburg“ genießen.

Birte Schnadwinkel, Hamburg