Es steht viel auf dem Spiel

2. Juli: Asyl-Streit – In­nen­mi­nis­ter Seehofer bietet Rücktritt an. Der CSU-Po­­li­ti­ker will auch sein Amt als Par­tei­chef aufgeben. CDU stellt sich hinter Angela Merkel

„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, lässt Goethe seinen Faust sagen. Der alte Fuchs Seehofer bleibt misstrauisch, vermutet er doch, dass eine von ihm ultimativ getriebene Angela Merkel auf dem eiligst einberufenen EU-Gipfel mit freundlicher „Steigbügelhilfe“ auf die Schnelle gerade so eben noch eine Beschlusslage hingezimmert hat, die sich bei der Umsetzung als schöner Schein entpuppen könnte und schlussendlich das Papier nicht wert ist, auf dem das alles steht. Horst Seehofer beharrt folgerichtig auf „wirkungsgleich“ und schließt seinerseits „wirkungslos“ kategorisch aus. Über eines müssen sich aber alle beteiligten Protagonisten klar sein, es steht mehr auf dem Spiel als das jähe Ende der Ära Merkel, viel mehr.

Thomas Prohn, per E-Mail

Seehofers Rücktritt annehmen

Ich kann nur hoffen, dass die CDU jetzt hart bleibt und sich nicht von der CSU erpressen lässt. Nehmt den Rücktritt von Seehofer an. Prüft die Möglichkeit, eine eigene Landesfraktion in Bayern zu installieren. Dann ist es mit der Selbstherrlichkeit von der CSU in Bayern vorbei und dann muss diese in Bayern Koalitionen suchen und nicht mehr selbstherrlich alleine regieren. Danke Horst.

Karl-Heinz Wendt, Hamburg

Herr Erzbischof, bitte schießen Sie!

30. Juni/1. Juli: Von allen guten Geistern verlassen. Die Gremien der katholischen Kirche ziehen bei mehreren Schulen den Stecker - ein historischer Fehler

Bei der 23. und vorerst letzten Zusammenkunft engagierter Christen vor dem Mariendom diese Woche (Montagsandacht) sagte ein Vater: „Das zweite deutsche Vorrundenspiel hat doch gezeigt: Es gibt sie, die 95. Minute.“ Lieber Herr Erzbischof, nehmen Sie alle Ihre Kraft und Ihren Mut zusammen und schießen Sie! Jetzt! Danach haben Sie eine ganze Stadt hinter sich. Nur gemeinsam schaffen wir es in die nächste Runde.

Nicola Sauter-Wenzler, per E-Mail

Akademisches Dilemma

28. Juni: Uni-Forscher bangen um ihre Jobs. 160 Wissenschaftler von Drittmittelbefristungen betroffen – mehr als ein Dutzend Forscher mussten schon gehen

Der Artikel macht das Dilemma des akademischen Mittelbaus sehr deutlich. Ich bin ebenfalls von dieser Regelung betroffen und laufe Gefahr, bei entsprechend strenger Auslegung der geltenden Regeln keinen neuen befristeten Arbeitsvertrag mehr zu bekommen. Nach über 20 Jahren in der Forschung kommt das fast einem Gefühl des Berufsverbots gleich. Ich wünsche mir sehr, weiter auf einem Feld arbeiten zu können, auf dem ich mir meine Stellung als anerkannte Wissenschaftlerin hart erarbeiten musste. Ich habe Lust auf Forschung, bringe Drittmittel ein und habe über die Jahre starke Forschungsnetzwerke im In- und Ausland gebildet – zum Wohle meines Instituts, das mich ebenfalls gerne behalten möchte. Wo ist die Logik dieser Regelung? Es scheint mir seltsam, einerseits auf Exzellenz zu pochen und anderseits den Mittelbau zu untergraben, auf dem der Großteil dieser Exzellenz beruht, nicht zuletzt in der Lehre. Wir im Mittelbau sind allesamt keine 30 mehr, die einfach mal so was anderes machen – und schließlich haben wir uns ja auch aus Liebe zum Beruf für unsere nicht immer leichten, unterbezahlten Karrieren entschieden. Kann man sich eine ähnliche Regel in anderen Berufen vorstellen? Wohl nicht. Ich hoffe sehr, dass Artikel wie dieser den Druck auf die Politik erhöhen, eine vernünftige Lösung zu finden. Oder wenigstens den Universitäten die Angst davor nehmen, die bestehende Regelung ganz einfach großzügiger auszulegen.

Dr. Kira Gee, Hamburg

Respekt für Löws Entscheidung

29. Juli: Mehrheit fordert Löws Rücktritt. Das zeigen Umfragen nach dem WM-Aus

Welch ein Ausmaß an Arroganz und Undankbarkeit derer, die sich selbst mit größter Überzeugung für unfehlbar halten. Falls Jogi Löw nicht resigniert, als Sportsmann, der er ist, wieder aufsteht, Kraft und Motivation zum Neubeginn gewinnt und bereit ist, seinen Vertrag zu erfüllen, sollten wir uns für ihn und mit ihm freuen, denn er hat sich diese Chance redlich verdient. Falls der Trainer, der sein Können oft genug unter Beweis gestellt hat – aus welchen Gründen auch immer – zurücktritt, haben wir dies zur Kenntnis zu nehmen, und zwar mit allem Respekt.

Wigand Usarski, Hamburg

Eine Wochenstunde Deutsch fehlt

27. Juni: Richtig schreiben lernen! Hamburg macht die Orthografie endlich zum Schwerpunkt in der Grundschule

Natürlich stellen wir als Lehrer an weiterführenden Schulen, insbesondere an Stadteilschulen, immer wieder fest, dass die Schülerinnen und Schüler mit massiven Defiziten von der Grundschule zu uns kommen. Es ist auch bestimmt sinnvoll, in der Grundschule mit Veränderungen anzusetzen. Ob es allerdings von Erfolg gekrönt sein wird, in der Unter- und Mittelstufe der weiterführenden Schulen durch die Einführung von sechs statt bisher vier Leistungsnachweisen eine positive Entwicklung anzustoßen, wage ich zu bezweifeln. Denn auch nach der Grundschule muss an dem Problem gearbeitet werden und dies ist schwierig, wenn ab Klasse acht nur noch drei Stunden Deutschunterricht auf dem Lehrplan stehen. Gerade in den Klassenstufen, die zur Vorbereitung auf die Schulabschlüsse dienen, fehlt eine wichtige Stunde. Denn nicht mehr Leistungsnachweise bringen den Erfolg, sondern die ausreichende Vorbereitungszeit hierfür ist entscheidend. Das Problem scheint für Herrn Rabe aber bei den anstehenden Veränderungen, nicht im Fokus zu stehen, jedenfalls habe ich bisher hierüber keine Information aus der Schulbehörde erhalten.

Bettina Riebesehl, per E-Mail