Weit von der Topform entfernt

28. Juni: Nicht zu fassen! Joachim Löw bittet die Fans um Entschuldigung für historisches WM-Debakel und wirft seiner Mannschaft Selbstherrlichkeit vor

Die Schlagzeile „Nicht zu fassen“ beschreibt genau die desaströse Leistung des Weltmeisters Deutschland bei allen Spielen in der Vorrunde. Vor dem Turnier haben alle, einschließlich Bundestrainer Löw, die deutsche Mannschaft glorifiziert und hohe Erwartungen geweckt, denen die Mannschaft in keinster Weise gerecht wurde. Die hoch bezahlten Kicker haben sowohl ihren Trainer als auch die deutschen Fans schmählich im Stich gelassen und grottenschlecht gespielt: Khedira, Müller und Özil waren aus unerfindlichen Gründen nicht wiederzuerkennen und weit von ihrer Topform entfernt. Das zeigt, dass auch im Fußball generell nach Leistung bezahlt werden sollte, denn Geld ist ein starker Motivator. Herr Löw sollte nicht zurücktreten – das wäre das falsche Signal, er muss vielmehr mit jungen und motivierten Spielern eine neue Mannschaft aufbauen. Nur so haben wir eine Chance, in den Weltfußball zurückzukehren.

Helmut Jung, Hamburg

Geld in die Jugendarbeit stecken

Der DFB hat eine Menge Geld für Siegprämien bereitgestellt. Dieses Geld ist ja nun übrig. Ich schlage vor, es komplett in die Jugendarbeit umzuleiten.

Helfried Dietrich, Norderstedt

Verdientes Ausscheiden

Irgendwie fehlte mir die Vorfreude auf die WM. Auch den Leuten in meinem Bekanntenkreis erging es nicht anders. Das ganze Drumherum um diese Mannschaft stimmte nicht. Es deutete sich schon vor der WM an, nur die Verantwortlichen wollten es nicht sehen. Die verlorenen Spiele in der Vorbereitung, die Auswahl der Spieler für den WM-Kader, und nicht zuletzt die Präsentation von Özil und Gündogan mit Erdogan. Alles wurde schöngeredet und unter den Teppich gekehrt. Nach dem verlorenen Spiel gegen Mexiko war zumindest der Wille und Kampf erkennbar, nur spielerisch erkannte man diese Mannschaft nicht wieder. Hinzu kam das unwürdige Auftreten von einigen Verantwortlichen vom DFB-Tross nach dem Spiel gegen Schweden. Addiert man alles zusammen, konnte es nur zu diesem Ergebnis kommen. Wir haben uns das Ausscheiden verdient. Jetzt heißt es aufstehen, Mund abwischen und auf ein Neues. Wenn dann die Mannschaft wieder ansehnlichen Fußball spielt, ist dieses Ausscheiden bald vergessen.

Fred Bonkowski, per E-Mail

Italien war gar nicht dabei...

Bitte vergessen wir nicht: Es ist nur ein Spiel. Die Nationalmannschaft hatte nicht nur Pech, sondern es fehlte auch das Glück. In der zweiten Halbzeit waren so viele Chancen. Es gab einige unnötige Fehlpässe. Der koreanische Torwart zeigte auch, dass er in seinem Job einem Manuel Neuer ebenbürtig war. Aber denken wir auch mal daran, dass Italien gar nicht dabei war. Und Argentinien sich mit 0:3 gegen Kroatien auch kein Denkmal gesetzt hat.

Axel Pabst, per E-Mail

Dank an den Bundestrainer

Die an der Weltmeisterschaft vorübergehend teilnehmende deutsche Mannschaft ließ leider alles vermissen was auch nur im Ansatz unter „Mannschaftssport“ zu verstehen ist. Jeder der Fußball spielt, weiß selbstverständlich, dass es Tage gibt, an denen der Ball „mein Feind“ ist. Das aber gleich in drei aufeinanderfolgenden Spielen, ist schon bedenklich. Es sieht so aus, als erreiche der sehr erfolgreiche Trainer die Spieler leider nicht mehr. Allen Verdiensten zum Trotz wäre ein kompletter Neuanfang nach zwölf Jahren mit einem Trainer dringend angeraten. Ein Dank an dieser Stelle trotzdem an „unseren“ Bundestrainer der sich große Verdienste erworben hat, die nicht vergessen werden sollten. In jedem Ende liegt ein Anfang.

Detlef Riedel, Hamburg

Neuanfang mit Jürgen Klopp

Die Testspiele vor der WM haben gezeigt, dass Deutschland den WM-Titel nicht verteidigen kann. Spieler wie Lahm, Schweinsteiger und Klose waren nicht zu ersetzen. Falsche Taktik (Mexiko), wenig Ideen und Dynamik im Angriff, mangelhafte Chancenverwertung, Sicherheitspässe und Fernschüsse, so kann man bei einer WM keine Spiele gewinnen. Deutschland ist verdient ausgeschieden. Spieler wie Khedira, Müller, Boateng, Özil und Gomez haben in der Nationalmannschaft keine Zukunft. Ein Neuaufbau sollte mit Jürgen Klopp erfolgen, wenn Joachim Löw zurücktritt.

Reinhard von Kamptz, per E-Mail

Sehnsucht nach neuen Gesichtern

28. Juni: Die Ära Löw geht zu Ende. Nach dem Scheitern in Russland steht die Nationalelf vor einem Umbruch – auch auf dem Trainerposten

Dass die Ära Löw zu Ende geht, mag richtig sein. Motivations- und Integrationsvermögen eines Fußballtrainers verbrauchen sich mit der Zeit. Das kann der beste Trainer nicht verhindern. Ein Höhenflug bleibt eben nur ein Flug. Irgendwann muss es auch wieder nach unten gehen, um dann neu starten zu können. Der Fußball verdeutlicht insoweit in seiner Einfachheit nur Entwicklungen, die letztlich allgemeingültig sind. Und politisch geworden ist der Fußball auch, wie die Unsicherheit verbreitende Gündogan-Özil-Erdogan-Affäre gezeigt hat. Überhaupt drängt sich mir die Parallele zur aktuellen politischen Situation auf. Das Zustandekommen der Bundesregierung war mindestens ebenso holprig wie die Turniervorbereitung des DFB-Teams. Auf dem Platz wie in den Regierungsgremien war bzw. ist von der entschlossenen Umsetzung eines gemeinsamen Plans nichts zu sehen. Führungspersönlichkeiten, die Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen könnten, fehlen oder sind verbraucht. Hier wie dort entsteht der Eindruck einer zu Ende gehenden Ära und eine Sehnsucht nach neuen frischen Gesichtern. Der Fußball scheint da der Politik nur einen Schritt voraus zu sein.

Ulrich Kolitschus, Hamburg-Sülldorf