300.000 Appelle für einen Hund?

19. April: Morddrohungen nach Einschläferung von Hund Chico. Er hatte sein Frauchen und ihren Sohn totgebissen

Mit den Wertvorstellungen in unserer Gesellschaft muss es ziemlich übel bestellt sein, wenn in einer Online-Petition 300.000 Menschen sich um einen Hund sorgen, der immerhin zwei Menschen totgebissen hat, von den Morddrohungen gegen Tierärztin und Behördenmitarbeiter ganz zu schweigen. Wo erheben solche Menschen ihre Stimme oder demonstrieren, wenn Assad in Syrien seine eigenen Bürger mit Chemiewaffen vergiften lässt oder hier in Deutschland antisemitisch motivierte Straftaten rasant zunehmen?

Ulrich Reppenhagen, per E-Mail

Taktung der Hochbahn wunderbar

19. April: Neue Linie U 5 könnte nicht über Jungfernstieg fahren

Warum nur soll die neue Linie U 5 unbedingt durch die Innenstadt geführt werden? Wer heute etwa von Volksdorf zur Laeiszhalle will, muss doch auch zweimal die Pferde wechseln, in Wandsbek Gartenstadt aus der U 1 in die U 3 und am Berliner Tor aus der U 3 in die U 2 zum Stephansplatz. Das geht bei der ausgezeichneten Taktung der Hochbahn wunderbar. So sollte die neu U 5 ausschließlich als Ringbahn laufen und das Zentrum völlig meiden, zumal der Bau in den Außenbezirken sicher günstiger und technisch einfacher ist als unter der Alster oder beim Hauptbahnhof.

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Viel Lärm um nichts!

19. April: Wird es bei Tempo 30 leiser? Der Test

Am Mittwoch konnten wir im Titel des Abendblatts von einer großen wissenschaftlichen Studie lesen, die herausgefunden hatte, dass ruhige Wohnungen in der Großstadt grundsätzlich teurer sind als lärmbelastete. Am Donnerstag wird ebenfalls nach wissenschaftlicher Erhebung festgestellt, dass an Hauptstraßen nachts etwas weniger Lärmbelastung erzeugt wird als tagsüber. „Die Wissenschaft hat festgestellt, dass Margarine Fett enthält.“ Und dazu erklären uns die üblichen Verdächtigen wie Herr Braasch und ein Vertreter der Linken, wie wir in Hamburg zu leben haben. Es fehlt nur noch die sogenannte „Deutsche Umwelthilfe“, die zuletzt schreierisch mit Fake-Messungen aufgefallen ist. Soll damit ernsthaft die grüne Verkehrsreligion – Tempo 30 überall – wissenschaftlich verbrämt werden? Oder wollen hier nur die hippen Neubewohner der Innenstadt den Wert ihrer Wohnungen erhöhen? Vielleicht wird einmal eine Umfrage gemacht, wie viele Leser diesen Quark immer wieder serviert haben wollen. Übrigens wird Quark durch Treten breiter, aber nicht fester.

Ulrich Jorczik, Hamburg

Empörung ist nie verschwunden

19. April: Die Rote-Flora-Lüge. Der Senat hat eine spektakuläre Kehrtwende hingelegt

Zutreffend beschreibt Insa Gall in ihrem Kommentar die Situation, auch die Motivlage unseres ehemaligen Bürgermeisters dürfte treffend beschrieben sein. Einzig in zwei Punkten möchte ich widersprechen. Erstens in der Feststellung, dass die Stadt rechtsfreie Räume nicht dulden darf. Die Stadt, der Senat, macht dies seit Jahren. Beispielhaft seien hier nur die Kapitulation vor Falschparkern in der Sierichstraße und der Fuhle, die Hafenstraße und eben die Rote Flora genannt. Zweitens teile ich ihre Einschätzung nicht, dass die Empörung der Bürger bei den nächsten Krawallen wieder da sein wird. Diese Empörung ist nie verschwunden, sie wird nur von der Politik und dem Abendblatt nicht wahrgenommen. Das wird sich erst ändern, wenn es wieder ins Konzept passt oder der eigenen Karriere dient. Lügen schaden da nicht, sie sind eher Voraussetzung für höhere Ämter.

Dr. Horst Braunwarth, per E-Mail

Migrationsprobleme nicht leugnen

20. April: Senat veröffentlicht neue Schul-Liste. So hoch ist der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund

Mit alten Mitteln versucht Schulsenator Rabe (SPD), hilflos gegen die AfD zu argumentieren, wenn er auf die Erfolgsgeschichten von Linda Zervakis, Pinar Atalay oder Dunja Hayali verweist. Dies erinnert doch sehr an die 2015 angekündigten syrischen Ärzte und Ingenieure, die unseren Arbeitsmarkt bereichern sollten. Auch Ties Rabes Aussage, dass Hamburgs Schulen bei Migrationsanteilen von unter 70 bis 80 Prozent veröden und leer stehen würden, deutet angesichts der sieben neu geplanten Schulen mehr auf Argumentationslosigkeit hin als auf faktenbasierte Widerlegung der AfD-Thesen. Migrationsprobleme zu leugnen, ist schlimmer, als sie zu haben und sachlich anzugehen. Es sind Aussagen wie die von Herrn Rabe (SPD), die der AfD die Protestwähler in die Arme treiben.

Ingo Grazner, Eppendorf