Auch die Kultur wird erbärmlicher

14./15. April: Feigheit vor dem Streit. Die politische Debatte im Lande ist erbärmlich – Agitation ersetzt Argumente, Mutmaßungen schlagen Fakten

Auch die politische Kultur in diesem Lande wird immer erbärmlicher. Für mich wurde die Spitze der Fahnenstange erreicht, als eine Rappergruppe für ihre frauenfeindlichen, gewaltverherrlichten und antisemitischen Darbietungen zu einer Preisverleihung geladen wurde. Diese und andere Modalitäten breiten sich wie ein Flächenbrand über das Land aus, ohne dass Einhalt geboten wird. Da kann eine „Lampedusagruppe“ ungehindert in der Stadt ihr Unwesen treiben, ohne daran gehindert zu werden. Sie dominieren den Schanzenpark und die Umgebung der Hafenstraße mit ihren Rauschgiftgeschäften und anderen Straftaten, die auf eine lange Zeit währende Perspektivlosigkeit hinweisen. Und bundesweit tummeln sich Supermanager und spielen mit der Politik Katz und Maus. Von der Autoindustrie, über die Pharmazie bis zur Landwirtschaft lässt sich eine Reihe von Missständen und Ausschreitungen aufzählen. Die Krakeeler im Wanderzirkus der Talkshows heizen diese Verfahren noch mit dummköpfiger Rhetorik und scheinheiliger Empörung an. Der Autor hat recht: Im Land regiert die Feigheit vor dem Streit und vor allem vor Entscheidungen.

Jürgen Stauff, per E-Mail

Probleme müssen benannt werden

14./15. April: CDU greift AfD für Reaktion auf die Gewalttat scharf an

Dass in der Bürgerschaft ein Antrag der AfD auf Auswertung von Messerangriffen nach Ethnie von den übrigen Parteien abgelehnt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Selbst wenn die Anzahl der Messerangriffe insgesamt zurückgegangen sein soll, kann eine solche Auswertung doch dazu dienen, eventuelle Problemlagen in der Gesellschaft zu erkennen. Den Kopf in den Sand zu stecken, um ein unter Umständen bestehendes Problem bei der Integration von Flüchtlingen und in Deutschland lebenden Ausländern nicht zu sehen, hilft niemandem. Ganz im Gegenteil, es würde ein solches Problem deutlich verstärken. Die Bürgerschaft ist doch verpflichtet, Problemlagen erkennen zu wollen, um dann im Sinne des Gemeinwohls durch gezielte Maßnahmen die Situation zu verbessern. Vielleicht besteht ja auch überhaupt kein Problem mit dem Anteil an Ausländern bei Messerattacken. Wovor haben denn die Parteien in der Bürgerschaft Angst?

Heiko Geffert, Geesthacht

Dieser Mord ist kein Einzelfall

13. April: Doppelmord am Jung­fern­stieg erschüttert Hamburg

Soll es wieder einmal ein „Einzelfall“ gewesen sein, wie uns bestimmte politische Kreise, Flüchtlingsorganisationen und die Kirche erklären wollen? Bezeichnenderweise wurde vor drei Tagen ein Antrag in der Hamburger Bürgerschaft von der rot-grünen Fraktion abgelehnt, der das Ziel hatte, die zunehmenden Messerangriffe in Hamburg statistisch auszuwerten. Auch wenn die Kriminalstatistik einen Rückgang der Kapitalverbrechen feststellen kann, haben nachweislich die Messerangriffe durch Migranten bundesweit ein erschreckendes Ausmaß erreicht. Was haben nun die Täter von der deutschen Justiz zu erwarten? Bisher konnten die Täter ziemliche Milde erwarten. Haben sie doch in ihrem Vorleben und auf der Flucht Schreckliches erleben müssen. Nur bei Attentaten mit Todesfolge kam es zu Haftstrafen, meist jedoch kamen die Täter mit Bewährungsstrafen davon. Im jüngsten Fall von Mourtala M. ist mit Sicherheit eine längere Haftstrafe zu erwarten. Eine Haft in einer international vergleichsweise gut ausgestatteten deutschen Gefängniszelle mit Vollversorgung. Die für ihn schlechtere Alternative wäre die ihm vor der Tat angekündigte Abschiebung in den Niger gewesen, mit einer wahrscheinlich ziemlich unsicheren Zukunftsperspektive. Mourtala M. war sich dessen bewusst, denn dass er nach der Tat persönlich die Polizei gerufen hat, deutet darauf hin.

Harald Redemann, Grosshansdorf

Gefühllose Tat

Angesichts dieses Verbrechens von „verletzten Gefühlen“ des Täters zu sprechen erscheint reichlich absurd. Wer so etwas tut, ist absolut gefühllos. Vielmehr dürften Rachegefühle dafür, dass mit dem entzogenen Sorgerecht auch die Grundlage für seine Aufenthaltserlaubnis entfallen ist, das wahre Motiv gewesen sein.

Thorsten Thiel, Ahrensburg

Wo bleibt die Verantwortung?

13. April: Um­strit­tene Rapper aus­ge­zeich­net. Farid Bang und Kollegah erhalten Mu­sik­preis trotz An­ti­­se­­mi­tis­mus-Vor­­wurf

Es ist blanker Hohn, einer Hip-Hop-Gruppe einen Musikpreis zu verleihen, deren Texte eindeutig die Verhöhnung der Menschen beinhaltet, denen in der Hölle von Auschwitz brutal eine Nummer eintätowiert wurde. Noch schlimmer ist, dass niemand reagiert und alle mitmachen. Wo bleibt die Verantwortung, da diese Gruppe auch noch erfolgreiche Repräsentanten des Genres Hip-Hop sind. Die Verleihung findet zudem am Holocaust-Gedenktag statt. In Israel tönen für zwei Minuten die Sirenen und das ganze Land steht still, in Polen versammeln sich Menschen zum Marsch der Lebenden und Deutschland verleiht einen Musikpreis mit verhöhnenden Texten. Es gibt keinen Anstand mehr!

Karin Kosbü, Hamburg-Wandsbek