Gesetzesänderung ist legitim

6. März: Vorwärts in die Vergangenheit. Chinas Nationaler Volkskongress wird Xi Jinping die Regentschaft auf Lebenszeit sichern. Dabei sollte es das nach Mao nie wieder geben

Die Politik Chinas wird hierzulande immer wieder durch ideologische Scheuklappen verzerrt, maßlos unterschätzt oder kurzsichtig gedeutet. Oft von Menschen, die die chinesische Verfassung gar nicht kennen oder nicht verstehen. Den nach dem entsetzlichen Sündenfall geläuterten deutschen Musterdemokraten und Lehrmeistern, die gerade die Zahl der Kanzleramtsperioden einschränken möchten, erscheint die Verlängerung der Amtszeit von Xi Jingping als der Weg der Volksrepublik China in die unkontrollierbare Didaktur. Man kann diese Gesetzesänderung aber auch als legitimes Mittel sehen, die einzigartige Erfolgsgeschichte – wirtschaftlich und im Kampf gegen die Korruption – fortzuschreiben und auch als eine der vielen Maßnahmen interpretieren, so die z. T. immer noch herausragende, gottgleiche Verehrung des Autokraten Mao in kleinen Schritten zu relativieren. Unser Nachbar China geht seinen eigenen Weg, der Großteil der Bevölkerung begrüßt die Entwicklung ihres so gewaltig angestiegenen Lebensstandards.

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Anderer Name, genauso clever?

2. März: HVV-Profi-Ticket gilt künftig nur noch für den Groß­be­reich

Seit vielen Jahren kennen die Ticketpreise im HVV nur eine Richtung: den Weg nach oben. Zuletzt stiegen sie zum 1. Januar um durchschnittlich 1,2 Prozent. Die häufig genutzten Einzel- und 9-Uhr-Tageskarten im Großbereich Hamburg wurden sogar um 3,2 Prozent teurer und liegen damit weit über dem Durchschnitt. Langfristig betrachtet sind die HVV-Fahrpreise seit 2003 inzwischen um sagenhafte 36,4 Prozent gestiegen. Und jetzt dies: Zum 1. 1. 2018 wurde das JobTicket des HVV – die ProfiCard – in ProfiTicket umbenannt: „Anderer Name, genauso clever!“ – heißt es vollmundig beim HVV. In der Großkunden-Information dazu liest man weiter unten: „Der Ticketpreis der 3-Ringe-Karte aus 2018 bleibt für die 2-Ringe-Karte im Jahr 2019 unverändert.“ Wie bitte? Alle Pendler, die täglich aus dem C-Ring, also z. B. aus Elmshorn oder Lauenburg, in den Innenstadtbereich fahren – und das sind Zigtausende –, müssen ab 2019 also monatlich einen Aufpreis von fünf Euro zahlen, also 60 Euro mehr im Jahr. Dies entspricht einer Preiserhöhung von noch einmal gut 4,5 Prozent. Wofür das denn bitte? Diese Abzocke ist dreist und nicht zeitgemäß. Beispiele aus Frankfurt, Berlin, Stuttgart oder Wien zeigen, dass es auch anders geht.

Sven Lange, per E-Mail

„Der lange Olaf“

5. März: Te­her­ani-Turm ist Liebling der Leser. Hamburger Architekt gewinnt Abendblatt-Abstimmung zum Elbtower

Obwohl ich Herrn Scholz als Ersten Bürgermeister schätze und sein Weggang nach Berlin ein Verlust für Hamburg wäre, kann ich den Gigantismusplänen an den Elbbrücken nichts abgewinnen. Wenn man aber eines Tages einen wie auch immer gestalteten Turm einweihen und an seinen Initiator erinnern wird, dürfte der Spitzname bereits feststehen: „Der lange Olaf“!

Bernd F. Schwarze, per E-Mail

Wem gehört die Stadt?

1982 begann Joseph Beuys anlässlich der „documenta 7“ siebentausend Eichen, zusammen mit einem begleitenden Basaltstein, verteilt über das Stadtgebiet Kassels zu pflanzen. So gestaltete er, legitimiert allein aus seiner Stellung als Künstler, das Erscheinungsbild der Stadt. Unter anderem stellte er damit meines Erachtens auch die Frage: Wer bestimmt, wie die Stadt – unser Lebensraum – aussieht und letztlich, wem gehört eigentlich die Stadt? Angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Teilnehmer Ihrer Umfrage einen anderen Entwurf favorisierte als die „Jury“ und viele Hamburger einen Elbtower unter Umständen sogar ablehnen, hat Beuys nichts an seiner Aktualität verloren.

Thomas Obrikat, per E-Mail

Der langweiligste Entwurf

Man hat sich für den langweiligsten Entwurf entschieden? Interessanter finde ich jedenfalls den Entwurf von Teherani, gefolgt vom Gebäude von gmp.

Ulrich Hornig, per E-Mail

Die Zweite Bürgermeisterin...

5. März: Jetzt muss Scholz springen. Der Bürgermeister sollte die Hängepartie um seine Nachfolge schnell beenden

Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. wir haben doch eine zweite Bürgermeisterin, die auch gewählt wurde. Herr Dressel wurde nicht von uns gewählt. Die CDU hat damals, nach dem Abgang von Ole von Beust auch den Fehler gemacht, einfach jemanden zu benennen, den keiner wollte.

Stefan Timm, per E-Mail

Wie ein Pflaster auf dem Beinbruch

6. März: Merkel will Na­tio­nal­hymne nicht ändern

Willkommen in Absurdistan! Da will die Gleichstellungsbeauftragte der SPD Kristin Rose-Möhring die Nationalhymne umschreiben. Werden dadurch die Frauen den Männern gleichgestellt? Wird dadurch auch nur eine Frau finanziell besser gestellt? Wird sie dadurch für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie ein Mann erhalten? Wird ihre Rente auf dem gleichen Niveau sein, wie die eines Mannes? Wird sie deshalb bei der Jobsuche die gleichen Chancen wie ein Mann haben? Wird dadurch ihr Versicherungsbeitrag nicht höher sein als der eines Mannes? Das sind nur einige Beispiele, wie Frauen wirklich entlastet werden könnten und es sich lohnen würde, sich einzusetzen. Ob in der Nationalhymne „Vaterland“ oder „Heimatland“, „brüderlich“ oder „couragiert“ gesungen wird, stellt keine Frau besser und ist wie ein Pflaster auf einen Beinbruch kleben.

Karin Lesser, Hamburg