Destruktive Beleidigungen

22. Februar: Im Netz: Hetze gegen Hamburgs Lehrer. Massive Kritik an neuem Bewertungsportal

Pädagogen in Hamburg arbeiten seit Jahren daran, die Kompetenzen und Stärken der Schüler zu erkennen und zu fördern. Positives Feedback, Wertschätzung und gegenseitiger Respekt sind dabei unabdingbar. Ich finde diese Entwicklung gut, nachhaltig und richtig. Wünschenswert ist, dass sich ein Bewertungsportal wie z.B. „Check-Dein-Lehrer“ diesem Sinneswandel anschließt - nur so ist Feedback wertvoll und kann hilfreich und nützlich sein. Beleidigungen hingegen sind ausschließlich destruktiv und herabwürdigend.

Thomas Köpke, per E-Mail

Lehrer am Pranger

Ich war bisher der Meinung, dass wir das Mittelalter längst hinter uns haben und einfache Leute – wie in diesem Fall die Lehrer – nicht mehr öffentlich an den Pranger gestellt werden. Ich bin kein Lehrer, diese Entwicklung macht mir trotzdem Angst und beunruhigt mich doch sehr. Welche Internetplattformen kommen denn als nächstes? Vielleicht: „Check-Deine-Schwiegermutter“ oder „Check-Deinen-Nachbarn“? Wir können doch gar nicht sicher sein, dass wir über kurz oder lang selbst unmittelbar Opfer sein werden. Eine gruselige Vorstellung.

Dieter Buchholz, per E-Mail

Bewerten ja – aber fair

Nichts gegen Bewertungsportale, auch Schüler und Schülerinnen haben das Recht, ihre Lehrer zu bewerten – aber fair und auch die Nettiquette muss bewahrt bleiben.

Ingrid Gangloff, per E-Mail

Rettet den Akkusativ

Was will man von einem Portal erwarten, das sich „Check-Dein-Lehrer“ nennt? Vielleicht hätten die Autoren im Deutschunterricht besser aufpassen sollen, dann hätten sie statt des Nominativs den Akkusativ verwendet. Auch die jungen Menschen, die von lauter „Deppen“ und „Mängelwesen“ tagtäglich mühsam unterrichtet werden, sollten sich doch die einfache Frage stellen können „Wen oder was will ich checken?“. Aber selbst ein Portal das „Check-Deinen-Lehrer“ hieße, sollte ob seiner anonymen Schmähkritik umgehend aus dem Netz entfernt werden können. Hier ist die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gefordert.

Christian Kühl, per E-Mail

Bürger in Uniform?

21. Februar: Bundeswehr ermittelt wegen Gewaltmärschen in Pfullendorf. Ausbilder sollen sechs Soldaten zur absoluten Erschöpfung getrieben haben

Die jüngst in den medialen Fokus geratenen Vorfälle rufen Erinnerungen an meine Wehrdienstzeit Mitte der 80er-Jahre hervor. Damals kamen mir eines nachmittags einige Kameraden mit blutverkrustetem Gesicht entgegen. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass sie eine disziplinarische Maßnahme hinter sich hatten, die darin bestand, dass sie in voller Montur „aufgerödelt“ mit Stahlhelm vor dem Kompaniegebäude in der Mittagssonne strammstehen mussten bis sie umkippten und mit dem Gesicht aufschlugen. Außerdem erinnere ich sowohl menschenverachtende sexistische Sprüche seitens unserer Ausbilder als auch immer wieder vorkommende Trunkenheit von Vorgesetzten. Darüber hinaus mussten Soldaten in Grundausbildung im Winter einen Fluss hüfthoch durchs Wasser watend durchqueren. Dass ich über 30 Jahre nach meiner Wehrdienstzeit von gesundheitsgefährdenden Grenzüberschreitungen lese, lässt mich den Glauben an den „Staatsbürger in Uniform“ verlieren. Die von der Uniform ausgehende Faszination scheint auch den einen oder anderen anzulocken, der da nicht hingehört. Die hierarchische Struktur der Bundeswehr verträgt sich kaum mit demokratischem eigenständigen Denken. Schon damals war „das Gehirn an der Wache abzugeben“. Die eigene Unterdrückung schafft sich dann ein Ventil in abartigen Begrüßungspraktiken für „die Neuen“. Seitens der Vorgesetzten wird weggeschaut. Ich finde den Gedanken unerträglich, dass es sich bei den bekannt gewordenen Vorfällen nur um die Spitze des Eisbergs, also um ein strukturelles Problem der Bundeswehr und nicht um Einzelfälle handelt. In diesem Sinne plädiere ich auf „nur bedingt ausbildungsbereit“.

Jochen Kälber, Norderstedt

Digitalisierung nicht zum Nulltarif

22. Februar: Hamburger Da­ten­schüt­zer fordern mehr Personal

Wer „Digitalisierung“ sagt, muss auch „Datenschutz“ sagen. Wer „Digitalisierung“ sagt, muss auch „informationelle Selbstbestimmung“ sagen. Hier steht ein riesiges Aufgabenfeld bevor, das der Bearbeitung harrt. Es ist eine staatliche Aufgabe, die Bevölkerung auf diese Herausforderung vorzubereiten. Das gibt es nicht zum Nulltarif.

Helena Peltonen, Hamburg

Sozial verwahrlost

20. Februar: Wenn das Auto zur Waffe wird. Taxi-Urteil setzt Maßstäbe – aber was wird aus den Opfern?

„Der Mann, der für immer ihr Leben in ein Vorher und Nachher teilte...“ Diese Worte des Autors beschreiben exakt das Leben der Hinterbliebenen. Das Nachher ist mit dem Vorher absolut nicht mehr vergleichbar und prägt ein Leben lang. Die Polizei Hamburg weist mit der Aktion „Ein Toter, 113 Opfer“ auf den Umstand hin, dass, wenn ein Mensch stirbt, im Durchschnitt 113 Menschen davon betroffen sind. Dazu zählen Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Helfer am Unfallort, wie Polizei und Feuerwehr. Es zeugt von einer unbeschreiblichen Ignoranz und einem Egoismus, der seinesgleichen sucht und einer kompletten sozialen Verwahrlosung, wenn man diese Fakten außer Acht lässt und sich dennoch über alle Vorschriften und Empfehlungen hinwegsetzt, um sinnfrei durch die Stadt zu rasen.

Cécile Poirot, per E-Mail