Schuld haben auch die anderen

10./11. Februar: Schulz gibt auf. SPD-Chef verzichtet nach Druck seiner Partei auf Posten des Außenministers. Scholz: ,Respektable Entscheidung‘

So verständlich Häme gegenüber Martin Schulz angebracht scheint, die erschreckende Wirklichkeit dahinter wird dabei konsequent ausgeblendet. Da ist ein Politiker krachend gescheitert, sicherlich auch durch Selbstüberschätzung, ausgelöst durch ein 100-Prozent-Votum, mit dem man den im Bundes-Wahlkampf Unerfahrenen umschmeichelte und ins Rennen schob. Gescheitert ist Schulz vor allem wohl an den für eine solche Aufgabe immens wichtigen, in seinem Fall nicht vorhandenen oder von ihm ignorierten Beratern. Das dürfte bei Kanzlerin Merkel ähnlich sein. Auch sie nimmt die Themen, die die Bevölkerung umtreiben, konsequent nicht zur Kenntnis und will angesichts des Wahldebakels nicht erkennen, was sie falsch gemacht hat. So haben Merkel und Schulz es geschafft, ihre Parteien durch Starrsinn und Unbelehrbarkeit an die Wand zu fahren. Dabei nur dem hin- und herschwankenden Schulz das Dilemma zu attestieren, ist zweifelsfrei unanständig, denn sein politisches Fehlverhalten ist gewiss nicht in seiner Person allein zu finden, sondern resultiert aus Neid, Missgunst und Hass aller intriganten Mitwirkenden.

Gerhard Klußmeier, Rosengarten

SPD: Moralisch auf dem Nullpunkt

Welch tiefen Fall vollzieht die SPD unter unseren Augen. Als Partei des Opportunismus hat sie sich ja hinreichend profiliert. Nun ist sie moralisch auf dem Nullpunkt angekommen. Dass Martin Schulz eine Fehlbesetzung ist, war allen politisch Denkenden klar. Er war naiv und eitel genug, auf den üblen Trick des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gabriel hereinzufallen. Der hatte rechtzeitig erkannt, dass die SPD bei den nächsten Wahlen keinen Blumentopf gewinnen würde. Und da war einer auf Arbeitssuche, den man ins Feuer schicken konnte. Also wählte man ihn mit 100 Prozent. In den stürmischen Beifall seiner Wähler mischte sich die Erleichterung darüber, dass es die anderen nicht erwischt hat. Sigmar Gabriel hat dann noch schnell Frank-Walter Steinmeier auf das Amt des Staatspräsidenten abgeschoben und sich den warmen Posten des Außenministers gesichert. So konnte er abwarten, wie sich Martin Schulz abstrampelt und dann rechtzeitig der Partei die Rettung anbieten. Nun endet der Kampf des Herrn Schulz gegen die Windmühlen im Desaster und seine Partei lässt ihn fallen. Welch eine Charakterlosigkeit. Und Hamburgs Olaf spielt mit. Hoffentlich finden sich in der SPD ein paar kluge Köpfe, die Sigmar Gabriel politisch auf das Abstellgleis schieben. Für das Außenministeramt findet sich sicher ein würdigerer Vertreter.

Matthias Blum, per E-Mail

Richtige Entscheidung

Keine Schadenfreude, aber Genugtuung gepaart mit Respekt zur richtigen Entscheidung. Endlich hat dieses hin und her ein Ende. Für die SPD hat Schulz die besten Ressorts ausgehandelt, allerdings ohne die inhaltlichen Anliegen der Sozialdemokraten durchzusetzen. Trotzdem, die Große Koalition steht noch nicht, dafür hat Martin Schulz nebenbei zuviel Porzellan zerschlagen. Als Hoffnungsträger der SPD ist er gestartet und scheiterte an den Erwartungen seiner eigenen Partei. Die Flucht als Parteivorsitzender und der Griff zum Außenministerium konnte er weder dem Wähler, noch seiner eigenen Partie plausibel vermitteln.

Fred Bonkowski, per E-Mail

Schulz ist selbst Schuld

Führende SPD-Politiker zollten Martin Schulz Respekt für „seine“ Entscheidung und Andrea Nahles verstieg sich sogar zu der Bemerkung, dass sie in dem Schritt Martin Schulz’ eine beachtliche menschliche Größe ausmachen könne, was pure Heuchelei ist. Andererseits ist der kurzfristige Hoffnungsträger der Sozialdemokraten selbst Schuld. Hätte er auf die hinlänglich bekannten 360-Grad-Wendungen verzichtet, wäre es für ihn anders ausgegangen.

Jochen Schultz, per E-Mail