Glaubwürdigkeit verloren

27. Januar: Schwarz-Rot will in zehn Tagen einig sein

Sowohl am Wahlabend im September als auch nach dem Ende der Jamaika-Verhandlungen schloss Martin Schulz eine erneute große Koalition kategorisch aus. Den anschließenden Kurswechsel um 180 Grad begründet er mit den mahnenden Worten des Bundespräsidenten und der staatspolitischen Verantwortung, der sich die SPD nicht entziehen könne. Dieser Argumentation haben sich Teile der Sozialdemokratie und der Öffentlichkeit mehr oder weniger überzeugt angeschlossen. Nun will Martin Schulz eine weitere Ankündigung rückgängig machen: Sein bereits vor der Wahl abgegebenes Versprechen, unter gar keinen Umständen ein Ministeramt in einer Regierung unter Führung von Angela Merkel anzustreben, soll plötzlich nicht mehr gelten. Mit diesem weiteren Kurswechsel hat der SPD-Vorsitzende für mich den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verloren. Ich halte es für ausgeschlossen, dass der Bundespräsident Martin Schulz aufgefordert haben könnte, Minister zu werden. Und dass es der staatspolitischen Verantwortung dienen könnte, wenn er dem Kabinett von Kanzlerin Merkel angehört, kann ich auch nicht erkennen. Wie also gedenkt Schulz diesen weiteren höchst peinlichen Schwenk zu begründen? Arme SPD! Weitere Abstürze in der Wählergunst sind vorprogrammiert, unabhängig vom Ausgang der Koalitionsverhandlungen.

Hans-Jörg Bieger, Hamburg

Schnellbuslinien umwandeln

26. Januar: HVV ver­klei­nert Schnell­­bus-Netz

Nachdem es bei den S- und U-Bahnen keine 1. Klasse gibt, ist es anachronistisch, die 2-Klassen-Gesellschaft ausgerechnet bei den Hamburger Bussen aufrecht zu erhalten. Es ist schon lange ein Ärgernis, dass eine Fahrt von der S-Bahn-Haltestelle Wilhelmsburg bis zum Hauptbahnhof 3,30 Euro kostet, für drei Haltestellen! Da sollten auf jeden Fall endlich die Zonengrenzen verschoben werden. Nun erfahren wir, dass es möglich ist, die Schnellbuslinien in Stadtbus- oder Metrobuslinien umzuwandeln. Warum erfolgt das nicht auch für den Schnellbus 34. Das wäre eine einfache Möglichkeit, die übervollen Linien S3 und S31 zu entlasten. Dann könnten auch Rentner und Rentnerinnen mit Seniorenticket mit dem Bus in die Stadt fahren. Das dichte Haltestellennetz für Busse würde sicherlich viele, die nicht am S-Bahnhof wohnen, zur Nutzung des Busses veranlassen. Damit würden nicht nur die S-Bahnen, sondern auch der übervolle Hauptbahnhof entlastet.

Marianne Groß, Wilhelmsburg

Kompetenz gefragt

26. Januar: Elb­ver­tie­fung – Stadt zahlt Geld an die Gegner

Ein Schlag ins Gesicht aller Ehrenamtlichen, besonders auch der für Hamburg ehrenamtlich tätigen Wasser- und Bodenverbände, die in weiten Teilen Hamburgs den Behörden die Arbeit abnehmen und rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche für eine geordnete Gebietsentwässerung zum Nutzen Hamburger Bürger sorgen. Auch ihre Kompetenz ist im Forum Tideelbe besonders zu Fragen möglicher Tidedämpfung beim Meeresspiegelanstieg und Vermeidung der Verschlickung von Sportboothäfen und Nebenelben gefragt und wird dort gegenüber anderen einseitigen Interessen, wie z. B. überzogenem Naturschutz vertreten. Es ist empörend, wie hier mit Staatsgeldern politische Interessen einseitig zugunsten sogenannten Umweltschutzes manipuliert werden, um den Bürgersinn zum Nutzen der Region unter den Tisch zu diskutieren. Dies wird hoffentlich den Verantwortlichen in Verwaltung und Politik jetzt soweit zum Umdenken bewegen, dass die Teilnahme der Vertreter von Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am Forum Tideelbe zum gemeinsamen Nutzen nicht gefährdet wird, sondern erfolgreich weitergeführt werden kann.

Klaus Thiesen, Hamburgische Wasser- und Bodenverbände.

Den Blick immer nach links wenden

27. Januar: To­des­ur­sa­che toter Winkel.

Immer mehr Radfahrer sterben durch abbiegende Lastwagen. Technik, um die Unfälle zu verhindern, gibt es längst

Es ist immer wieder erschütternd von Menschen, vor allem von Kindern zu lesen, die durch diese Ursache schwer verletzt wurden oder zu Tode gekommen sind. Dabei ließe sich eine Entschärfung der Situation erzielen, wenn Radler und Fußgänger bei Grün darauf achten würden, ob links von ihnen ein Rechtsabbieger ebenfalls Grün hat und anfahren will. Nichts geht über den Augenkontakt vorher. Ich bin seit mehr als 50 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs, aber mir wohl bewusst, dass ich in solcher Situation auf jeden Fall der Unterlegene sein werde. Natürlich weiß ich, dass der Rechtsabbieger neben mir warten müsste. Doch wenn er mich nicht sieht? Schon vom Kindergarten an sollten die Kleinen lernen, dass bei Grün immer der Blick nach links gehen muss, und erst wenn sicher ist, dass keiner kommt, die Straße überquert werden darf. Was nützt mir mein Recht, wenn ich im Krankenhaus lande?

Dr. Gunter Alfke, Hamburg

Nicht mehr an der Schraube drehen

29. Januar: Der Mann an deiner Seite

„Ich weiß, was es heißt, wenn ein Kind nicht zum Kindergeburtstag kommen kann, weil die Mutter sich ein Geschenk nicht leisten kann“, sagt Annalena Baerbock, neue Grünen-Vorsitzende zu Recht. Der Kindergeburtstagshype hat in meinem Umfeld solche Ausmaße angenommen, dass manche Kinder abgehängt werden. Da geht es nicht nur um die aufwändige Geburtstagsshow und einen Geschenkewettbewerb für das Geburtstagskind, nein, da muss jeder Gast auch mit Gaben nach Hause geben – und alles unter dem Motto „Wer bietet am meisten“. Für viele Familien purer Psychostress, wenn nicht teure Agenturen oder Restaurants das Geburtstagsevent gegen gute Bezahlung übernehmen. Ob man an der Schraube weiter dreht, sollte jeder sich gut überlegen, auch die gut Verdienenden.

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg