Grünflächen werden zugepflastert

11. Januar: Woh­nungs­wirt­schaft fordert noch mehr Nach­ver­dich­tung

Hamburg war mal eine lebenswerte und grüne (ich meine viele Grünflächen!) Stadt. Das ist längst vorbei. Seit Jahren werden Wohnungen „en masse“ gebaut und damit Grünflächen und die lebenswerten Hinterhöfe zugepflastert. Ganz zu Schweigen von den immer mehr werdenden Hotels und Touristen, die die Stadt überfluten. Schauen sich die Leute, die so etwas fordern eigentlich auch mal in ihrer näheren Umgebung um, oder lesen mal Nachrichten? Bereits jetzt kommt es zu immer mehr Konflikten unter den Menschen, zu immer mehr Straftaten, weil die Menschen einfach zu dicht aufeinander leben müssen. Es gibt nicht mehr genügend Freiräume, die jeder Mensch braucht. Außerdem ist die gesamte Infrastruktur bereits jetzt am Ende. Die Bahnen und Busse schaffen es nicht mehr, die ganzen Fahrgäste zu transportieren und es hilft auch nichts, wenn noch eine Carsharing-Station gebaut oder noch ein weiterer Radweg auf die Fahrbahn gemalt wird. Wenn ein Glas voll ist, dann ist es voll, sonst läuft es über, was in Hamburg passiert ist.

Holger Karstens, Hamburg-Ottensen

Warten auf Teilabschnitte

10. Januar: A20 –​ Deutsch­lands Pro­blem-Au­to­bahn. Seit 1991 wird in Schleswig-Holstein eine Ost-West-Verbindung geplant. Die Sache ist so verkorkst, dass es nicht einmal einen Zeitplan gibt

Einerseits ist es schon erstaunlich, dass man u. a. mit der bloßen Behauptung, man baue die A20 in den kommenden fünf Jahren fertig, Ministerpräsident werden kann. Andererseits frage ich mich, weshalb man nicht schon längst mit dem Bau der nicht „streitbefangenen“ Teilabschnitte vier, fünf und sechs vor Jahren begonnen hat. Hier scheint es nach der Darstellung in dem Artikel keine Hinderungsgründe zu geben. Ich kann mich daran erinnern, dass bei der schon seit vielen Jahren im Bau befindlichen A21 nach Kiel und auch beim Weiterbau der A23 ab Elmshorn immer mal wieder ein Teilstück fertig gestellt wurde, obwohl die angrenzenden Teilstücke noch in der Planung waren. Nicht nur der Handel und das Transportwesen, auch wir im Westen Hamburgs und den angrenzenden Kreisen in Schleswig-Holstein warten auf eine tragfähige Querverbindung in Richtung Ostholstein.

Werner Krüger, per E-Mail

Der Zensur-Schelm spricht

10. Januar: Dro­gen­be­auf­trag­te: Rauchen in Filmen ein­schrän­ken. Mortler sieht Zusammenhang zum späteren Konsumverhalten jüngerer Zuschauer

Da hat die engagierte Drogenbeauftragte Marlene Mortler ihre grauen Zellen ja ordentlich zum Qualmen gebracht. Eine großartige Idee: Zeigt in Film und Fernsehen weniger (besser: gar keine) rauchende Schauspieler – und schon treten unsere allseits verführten Jugendlichen die lästige Kippe in die Tonne. Diese erzieherische Strategie lässt sich doch wunderbar erweitern: Ein Cuba Libre vom verliebten Pärchen in der romantischen Komödie geschlürft? Verboten! In den Film-Bars von morgen werden nur noch vitaminreiche Säfte serviert. Wilde Verfolgungsjagden im Actionkracher? Verboten! Sonst werden unsere hochsensiblen Teenies schon in Papas Auto zum hemmungslosen Rasen verführt. Auch der ständige Einsatz eines Smartphones in fiktionalen Formaten gehört auf diese Tabu-Liste, schließlich kennen wir inzwischen den hohen Suchtfaktor der elektronischen Zauberkisten. Manch beflissenem Moralwächter fallen da garantiert noch viele weitere Möglichkeiten ein, den wankelmütigen Nachwuchs vor den Höllenfeuern dieser Welt zu bewahren. Und all diese künstlerischen Ergüsse für Leinwand und Mattscheibe (bitte vergesst das Internet nicht!) werden künftig von einer fachkundigen Kommission auf die strikte Einhaltung dieser neuen moralischen Maßstäbe kontrolliert. Toll: Das pralle Leben wird endlich sauber und realitätsgetreu abgebildet, der Weg ist frei für eine nachhaltige Medienkompetenz der Jugend. Ein Schelm, der da von Zensur spricht.

Wolfgang Sinemus, Hamburg

Versorgung mit Lastenfahrrädern?

10. Januar: Weniger Lärm: Tempo 30 auf sechs Haupt­stra­ßen und 11. Januar: Streit über Tempo 30 nachts auf Haupt­stra­ßen. CDU und FDP kritisieren neue Maßnahmen. Umweltschützern gehen sie nicht weit genug

Da wird auf der einen Seite zur Verringerung der Lärmbelastung der dort lebenden Menschen Tempo 30 während der Nachstunden an etlichen Hauptstraßen eingeführt, und im Gegenzug plant man im großen Stil neue Wohnungen an eben diesen Straßenzügen. Man muss schon sehr viel Fantasie entwickeln, um solche Kapriolen noch irgendwie zu begreifen. Eigentlich beweist das ganze doch nur, was wir schon lange wissen und was auch die Diskussion um die Nicht-Einbeziehung des Kraftwerks Moorburg in das neue Fernwärmekonzept von Herr Kerstan mehr als deutlich beweist: Verkehrs- und Energiepolitik sind in dieser Stadt nur noch ideologiegetrieben. Sachzusammenhänge werden schon lange nicht mehr betrachtet, speziell wenn es um den Verkehr geht. Am besten – das käme sicher auch Herrn Braasch sehr gelegen – errichten wir wieder eine Stadtmauer und lassen an den Toren nur noch Fahrräder passieren. Wie dann allerdings die Wirtschaft funktionieren soll und wie die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt wird, bleibt offen. Aber bestimmt lässt sich das ja alles auch mit Lastenfahrrädern bewerkstelligen.

Dr. Thomas Koch, per E-Mail