Erneutes Chaos unter der Brücke

9. Oktober: Die Ob­dach­lo­sen von der Hel­go­län­der Allee

Es ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten. Durch einen Brand verursacht, musste die Brücke saniert werden. Offenes Feuer ist laut Bezirksamt Mitte verboten, aber es wird weiter munter Feuer gemacht. Ein Toilettenhäuschen wurde für mehrere 10.000 Euro aufgestellt und war schnell zerstört. Ein Zaun wurde installiert und abgebaut. Ein Chaos zeigt sich jedem der zahlreichen Touristen, die hier aus den Bussen aussteigen. Schließlich haben fünf der sechs Obdachlosen keinen Rechtsanspruch auf Unterbringung. Aber gut zu wissen, dass „sich niemand aufregt“.

Lars Bollerson, per E-Mail

Strategiekonzept entwickeln

7./8. Oktober: Die Angst vor dem neuen Hamburg

Es ist noch nicht lange her, da hätte man sich eine wachsende Stadt herbeigewünscht. Was uns heute von damals unterscheidet, ist die verloren gegangene Aufbruchstimmung. Heute haben sich viele Menschen in ihrer Komfortzone eingerichtet. Für sie ist das Risiko größer, dass Veränderungen nicht Vor-, sondern Nachteile bringen. Das hat auch das Olympia-Referendum gezeigt: Es waren viele Bessersituierte, die gegen Olympia und damit gegen das Ungewisse gestimmt haben. Bürger, die sich aber heute noch gegen Veränderungen aussprechen, werden schon morgen die Notwendigkeit für Weiterentwicklung erkennen und die Politik für das Fehlen verantwortlich machen. Eine Stadt braucht gesundes Wachstum, sonst entwickelt sie sich zurück. Rumwurschteln und Veränderungssperren sind daher keine Alternativen. Politik muss vorangehen. Stadtentwicklung darf dabei nicht auf Legislaturperioden, sondern muss an Dekaden ausgerichtet sein. Ich erwarte vom jetzigen Senat ein strategisches und ganzheitliches Entwicklungskonzept mit kreativen Ideen, wie Hamburg das prognostizierte Wachstum von 160.000 Neubürgern bis 2035 bewältigt und dabei gleichzeitig seine Qualität als grüne, lebenswerte Stadt stärkt. Übrigens kann ein solches Strategiekonzept auch gern von der Opposition initiiert werden – vielleicht treibt das den Senat an.

Rando Aust, per E-Mail

Gesellschaftliche Mauern abbauen

7./8. Oktober: Die einen haben die Arbeit...

Hajo Schumacher hat diese unerträgliche Sucht und Rücksichtslosigkeit der Arrivierten, immer und überall dabei sein zu müssen, auf den Punkt gebracht. So ist es bei der Eröffnung der Elbphilharmonie gewesen, nun bei der Wiedereröffnung der Berliner Staatsoper. Es ist immer das Gleiche. Eingeladen ist alles was Rang und Namen hat. Für die wirkliche Basis ist kein Platz. Es ist doch im höchsten Maße beschämend, wenn für einen Stuckateurbetrieb bei 20 Anmeldungen zwei Karten zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig aber die Hälfte der Plätze leer bleiben. Hier könnten mit Leichtigkeit die so oft beschriebenen Mauern innerhalb der Gesellschaft abgebaut werden.

Günter Wagner, Jesteburg

Respekt vor geleisteter Arbeit

Hajo Schumachers letzter Beitrag hat mir besonders gut gefallen, denn er passt so wunderbar in unsere Zeit: Die Politiker sagen nach jeder Wahl, dass sie in Zukunft „näher am Volk“ sein und die Bedürfnisse des „kleinen Mannes“ (ich denke, sie meinen auch die „kleine Frau“) mehr beachten müssten, aber konkrete Ideen haben sie nicht, weil sie sich gar nicht mehr in die Menschen da draußen im Lande hineindenken können. Mit Händeschütteln und Grinsen – sobald Kameras in der Nähe sind – gibt es keine Nähe, das geht nur mit Sich-in-Andere-Hineinfühlen können. Aber natürlich sind die immer gleichen Freikartenschnorrer mit bekannten Namen so viel wichtiger als die namenlosen Handwerker, die all die vielen schönen Bauten in der Welt erst möglich machen. Schade, wieder eine Gelegenheit verpasst, echten Respekt vor geleisteter Arbeit zu zeigen.

Erika Kokott, per E-Mail

Vereinnahmt von geistiger Elite

Dass man die oft harte körperliche Arbeit der Handwerker, die die neue Nutzung der Berliner Oper Unter den Linden erst möglich gemacht haben, nicht wie selbstverständlich zur Einweihungsfeier ihres Werkes einlädt, ist beschämend und nicht hinnehmbar. Es ist wirklich allerhöchste Zeit, diese Mauer der Gedankenlosigkeit (oder Arroganz?) einzureißen, um zu verhindern, dass das mühevolle Werk materieller Arbeit kurzerhand von der geistigen Elite der Mächtigen vereinnahmt wird als vermeintliche Errungenschaft ihrer Ideen, ihrer finanziellen Investitionen oder planerischen Anstrengungen. Vielleicht sollten sich die Werktätigen in solchem Fall in Zukunft diesbezüglich rechtzeitig und ausdrücklich in Erinnerung bringen, um nicht „vergessen“ zu werden.

Peter M. Lange, Henstedt-Ulzburg

Mehr Lebensqualität durch Bäume

7./8. Oktober: Baum ver­schat­tet die Räume – was tun?

Wir haben das Problem von beiden Seiten erlebt. Unsere Wohnküche war durch eine alte stark belaubte Birke so verschattet, dass wir das ganze Jahr über Licht brennen lassen mussten. Es ist uns jedoch gar nicht eingefallen, deswegen den Baum, der sicher vielen Mietern und Tieren Freude machte, beschneiden oder gar fällen zu wollen. Vor unserem Wohnzimmer hatten wir vor 30 Jahren eine Tanne gesetzt, die nun so prächtig wäre, dass sie zur Alstertanne hätte werden können. Die neuen Mieter im Erdgeschoss, die dadurch lichtmäßig nur marginal beeinträchtigt wurden, verlangten jedoch vom Vermieter die Fällung. Sicher ist eine Verschattung, gerade im Wohnbereich, nicht wünschenswert. Jedoch sollte man daran denken, wie viel Lebensqualität – allein schon an Atemluft – ein Baum spendet. Dies benötigen wir in unserer Stadt, die immer verkehrsreicher und ärmer an Grün wird, so nötig wie das tägliche Brot.

Peter Wigandt, per E-Mail