Kleinstädte veröden

7./8. Oktober: Die Angst vor dem neuen Hamburg

Herr Porschke hat das Problem nur teilweise erfasst. Da die Zuwanderung in die Großstädte trotz massiver Ausländerzuwanderung in ganz Deutschland brutto kein Bevölkerungswachstum bewirkt, werden die in Hamburg angepeilten 130.000 neuen Wohnungen dann irgendwo anders leerstehen. Schon hinter Elmshorn beginnen die Dörfer zu veröden. In der Altmark oder im Westerwald sieht es ganz düster aus. Da entstehen die Biotope, die hier beseitigt werden. Wir brauchen eine Art Zonenrandförderung über Kirchturmpolitik hinaus, um zumindest die Kleinstädte noch funktionsfähig zu halten. Viele Dörfer sind nicht mehr zu retten. Arzt, Laden, Post, Gymnasium, DSL, Nahverkehr und Arbeitsplätze. Dann sinkt auch der Wanderungsdruck auf die Zentren.

Dieter Käthner, Hamburg

Auch Hebammen einladen

7./8. Oktober: Die einen haben die Arbeit...

Wie recht Herr Schumacher hat. Ein Präsident wird gewählt, eine Elbphilharmonie oder eine Oper in Berlin eingeweiht. Und wer wird eingeladen? Immer die gleichen Gesichter, die man ohnehin in der „Bunten“, „Gala“ oder Talkshow jede Woche sieht. Die davon leben, dass sie gewählt werden oder dass die Werktätigen hohen Eintritt für die Show zahlen. Nicht aber die, die sich keine Konzertkarte oder den Operneintritt leisten können. Die mit ihrer Arbeit und ihren Steuern das alles möglich gemacht haben. Die Hebamme, der Bankangestellte, der Busfahrer oder der Arzt vom Dorf. Warum schicken Parlamente nur Prominente zur Bundespräsidentenwahl? Müssen sie sich damit schmücken? Ist der Rest der Bürger nicht wichtig genug, als das man stellvertretend einige von ihnen einladen könnte?

Bruno Iversen, per E-Mail

Ein gewagtes Experiment

6. Oktober: CSU rechnet mit neuer Regierung erst Anfang 2018

Für ein Innovationsland wie Deutschland sei Jamaika kein Projekt, sondern ein gewagtes Experiment, sagt Ex-Verkehrsminister Dobrindt. Was meint er bloß mit Innovationsland? Die Pkw-Maut? Oder hält er es gar für innovativ, dass das Kraftfahrtbundesamt jahrelang Fahrzeugen so lustig die Zulassung erteilt hat, dass sich die eher gutgläubigen Nutzer jetzt auf Fahrverbote einstellen dürfen? Innovativ meint neuartig, verbessernd, kreativ. Bereits aus der Begrifflichkeit folgt, dass die Möglichkeit zur Bildung einer erstmaligen Jamaika-Koalition auf Bundesebene absolut die Gelegenheit zu echter Innovation (Erneuerung) bietet. Solange noch keine einzige Koalitionsverhandlung geführt wurde, ist es das Gegenteil von innovativ, von einem gewagten Experiment zu sprechen und zu fordern, dass sich nur die anderen bewegen. Mir scheint, der Wähler, der Jamaika ob des Wahlausgangs ja „irgendwie auch gewollt“ hat, ist innovativer als die CSU.

Ulrich Kolitschus, Hamburg-Sülldorf

Preiserhöhung ohne Leistung

5. Oktober: Post verlangt 2018 von Ge­schäfts­kun­den mehr Geld für Briefe

Es ist ein marktwirtschaftlich erklärtes Ziel für wirtschaftlich orientierte Unternehmen Gewinne zu erzielen. Darum will die Post von ihren Kunden auch mehr Geld dafür. Das erbrachte Leistungen in der Regel honoriert werden, ist für die meisten von uns selbstverständlich. Was bedeutet dies jedoch für ein Monopolunternehmen, wie in diesem Fall die Briefpost. Sie erhöht in Vorkasse die Preise, ohne im Nachhinein die Leistung zu erbringen. Bei uns kommt die Post gar nicht, also nicht verspätet, mit einer Woche Verzögerung, nein gar nicht. Stellt sich die Frage, wo bleiben dann an uns gerichtete Briefe? Diese Frage haben wir der Post auch schriftlich gestellt. Mit Sicherheit hat das Unternehmen uns auch geantwortet. Aber wenn die Post nicht zugestellt wird, können wir die Antwort auch nicht erfahren.

Ulrich Vollmer, Hamburg

Wie mit dem Hammer und Nagel

6. Oktober: Der lange Weg zum digitalen Staat

Wir leben jetzt seit über 30 Jahren mit der Möglichkeit für jedermann, sich bei der Erledigung immer wiederkehrender Aufgaben von elektronischer Datenverarbeitung helfen zu lassen. Keine Apotheke, keine Arztpraxis, kein Rechtsanwaltsbüro, kein Notariat und kein Buchhalter, aber auch kein Modelleisenbahn-Fan, um nur einige zu nennen, kommt ohne die Fähigkeit aus, die eigenen Arbeitsabläufe zu verstehen, zweckmäßig zu ordnen, Routinen zu erkennen und den früher ebenso gerne wie zutreffend „Rechenknecht“ genannten Computern die erforderlichen Anweisungen zur schrittweisen Abarbeitung zu erteilen. Auch wenn man das sprachlich zum Algorithmus veredelt: Wer nicht versteht, was gemacht werden soll, wird nie herausfinden, wie es gemacht werden muss. Das ist wie mit dem Hammer und dem Nagel: Es hilft, wenn man weiß, auf welche Seite des Nagels zweckmäßigerweise geschlagen wird.

Dr. Uwe J. Petersen, Hamburg