Zufrieden mit dem Ergebnis

25. September: DasWahl-Beben

Bis ich in der Wahlkabine saß, wusste ich noch nicht, was mache ich nun richtig oder falsch. Ein X, zwei XX oder gar keines, aber nach schnellem Überlegen musste ich an meinen Vater denken: Wenn du gar kein X machst, gibst du dem die Stimme, den du bestimmt nicht wählen wolltest. Also machte ich zwei XX und bin mit dem Wahlergebnis zufrieden. Nur über die „bunte Welle“, die nun dabei herauskommt, kann ich auch nicht lachen, aber ich wünsche der FDP, ein guter Partner im Bundestag zu sein, zum Wohle der ganzen Bundesrepublik.

Christa Griesbach, per E-Mail

Ohne Vorbedingungen

Die Unionsparteien sind abgestraft, vor allem wegen ihrer Flüchtlings- und Sozialpolitik, viele Bürger fühlen ihre Interessen nicht mehr wahrgenommen. Die SPD hat Obiges mitzuverantworten. Außerdem scheint sie noch immer nicht zu begreifen, dass sie mit ihrem Kandidaten den Falschen nominiert hat. Noch am Wahlabend setzte er seine Beschimpfungen in peinlicher Weise fort und zeigte sich als ganz schlechter Verlierer. Und: Bei so vielen Worten ist meist nicht viel dahinter. Die Union muss sich zusammenraufen, FDP und Grüne sollten nicht übermütig werden ob ihres Erfolgs, sondern den Rat von Herrn Günther (Ministerpräsident, die Red.) aus Schleswig-Holstein ernst nehmen und ohne Vorbedingungen in Koalitionsverhandlungen gehen.

Armgart v. Heppe, Hamburg

Unsouveräner Kanzlerkandidat

Das Auftreten von Martin Schulz in der Runde der Parteivorsitzenden war zum Fremdschämen: peinlich, unsouverän und unkontrolliert. Ein ganz schlechter Verlierer für das, was zuvor auch für ihn schon längst absehbar war. Ich fühle mich bestätigt in der Ansicht, dass dieser Mann nicht das Format hat, als Kanzler unsere Republik zu führen und zu repräsentieren und bin erleichtert, dass es dazu nicht gekommen ist. Peinlich war übrigens schon in der ganzen Zeit seiner Bewerbung um die Kanzlerschaft die ständige Betonung seiner Bürgermeistertätigkeit in Würselen, bei der es sich ja nur um eine ehrenamtliche Bürgermeistertätigkeit gehandelt hat, weil die eigentlich verantwortliche Verwaltungsarbeit beim Stadtdirektor lag.

Jürgen Diedrich, per E-Mail

Das einzig Erstaunliche

Gebebt hat es in Mexiko. Nicht bei der Wahl zum Deutschen Bundestag am 24. September 2017. Es ist doch überhaupt nichts passiert, was man nicht vorher schon geahnt, befürchtet,vorausgesehen und gewusst hat. Oder hätte können. Das einzige wirklich Erstaunliche ist, die Linke haben die Grünen überholt. Diese Tatsache sollte das Duo um Göring-Eckart nachdenklicher machen und ein bisschen stiller.

Hans-Emil Schuster, Hamburg

Schaut dem Volk aufs Maul

Das Wahlergebnis im Osten war zu erwarten. Wer lässt es sich schon über Jahre gefallen, als Menschen zweiter Klasse abgehandelt zu werden? Das widerliche Geschrei der Straße dort hat ebenfalls einen ganz simplen Grund: Endlich dürfen sie straffrei ausspucken, was ihnen vordergründig zum Ausspucken erscheint. Welche der Parteien kümmerte sich in den vergangenen Jahren um die wirklichen Belange der Bevölkerung? Die SPD hat mit Gerhard Schröder ihren Abstieg als Volkspartei begonnen, die CDU ist von jeher die Partei der Besitzenden mit „sozialen“ Almosen fürs Volk. In diesem Land leben viele Bereiche vom Ehrenamt unzähliger Bürger, aber was können die Bürger tun, damit der Reichtum dieses Landes ehrlicher und gerechter verteilt wird? Man kann der Regierung nur raten: Schaut dem Volk endlich aufs Maul.

Helga Thierfelder, per E-Mail

Wir sind eine gesunde Demokratie

Jeder von uns führte wohl in den letzten Tagen mehr oder weniger leidenschaftliche Gespräche über das Für und Wider des Wahlausgangs und seiner vermeintlichen Konsequenzen. Zu dem Leitartikel von Matthias Iken ist eigentlich nichts hinzuzufügen, er hat es analytisch auf den Punkt gebracht. Wir verfallen nicht in Schockstarre, sondern vertrauen unserer gesunden Demokratie und den Selbstreinigungskräften durch ein aufmerksames Bürgertum. Es braucht halt ein wenig Zeit.

Eggert Oldenburg, Hollenstedt

Persönlich beleidigt

Ich finde das Verhalten von Herrn Schulz und der SPD nach der Wahl nicht

richtig. Immerhin haben gut 20 Prozent der Wähler deshalb SPD gewählt, damit die SPD möglichst viele ihrer Ziele in der Bundesregierung durchsetzt. Dass Herr Schulz jetzt jegliche Mitarbeit an der Bildung einer neuen Regierung ablehnt, nur weil er weniger Stimmen bekommen hat als Angela Merkel, erweckt den Eindruck, dass er mehr an sich selbst und seiner Partei interessiert ist als an einer vernünftigen Regierung für unser Land. Auch der flapsige Ton, mit dem er die Bemühungen von Frau Merkel um eine Regierungsbildung beantwortet, spricht sehr dafür, dass er persönlich beleidigt ist. Es wäre von Herrn Schulz fair gewesen, wenn er vor der Wahl deutlich gesagt hätte, dass er ausschließlich an einer Regierung interessiert ist, in der er selbst Bundeskanzler ist – dann hätten seiner Wähler einschätzen können, ob sie nicht lieber eine andere demokratische Partei wählen wollen, die dann bereit ist, sich einzubringen, Regierungsverantwortung zu übernehmen und Kompromisse mit den anderen gewählten Parteivertretern zu erarbeiten.

Silke Meissner, per E-Mail

Handeln statt reden

Warum die Aufregung über die AfD? Sie wurde nicht gewählt, um Deutschland zu regieren, sondern damit endlich die Etablierten aufhören, nur darüber zu reden, was sie alles tun wollen, damit unsere Zukunft besser, sicherer und gerechter wird, und endlich anfangen, die Menge der notwendigen Reformen auch umzusetzen. Und wenn dann noch der Fraktionszwang aufgehoben würde, gäbe es vielleicht ja auch öfter mal Entscheidungen, mit denen dann auch eine Opposition leben könnte, wie beispielsweise bei dem Thema „Ehe für alle“.

Karl-Heinz Modrow, Hamburg

Wie zerstrittene Ehepaare

Die vier Regierungsparteien in spe verhalten sie wie heillos zerstrittene Ehepaare. Jeder pocht erbittert auf seinen persönlichen Machtvorteil. Partnerschaft gelingt aber nur, wenn alle Beteiligten ihre Machtgelüste zurückstellen und sich gegenseitig respektieren und verstehen lernen – wie in einer kriselnden Ehe. Keiner kann sein Wahlprogramm komplett umsetzen, jeder muss nun auch die Ansprüche der drei anderen mitbedienen. Doch so wie sie sich derzeit präsentieren, werden demnächst die Protestparteien regierungsfähige Mehrheiten anstreben können.

Johannes Zink, Norderstedt

Wir wollen niemanden „jagen“

Die Integration der Flüchtlinge bringt Probleme und soziale Kontroversen mit sich. Sie erfordert eine Politik der Achtsamkeit, des Hinsehens und der Konsequenz, und da mag es Anlass zu Kritik und Zweifeln geben. Nur rechtfertigt das doch in keiner Weise, einen mitmenschlichen zivilisierten Umgang miteinander fallen zu lassen. Wir wollen weder den politischen Gegner noch Minderheiten in diesem Land „jagen“, wie es die AfD formuliert. Ich will weder beim Bäcker noch in politischen Diskussionen ausländerfeindliche Parolen hören oder dulden. Bei der Moral und der Menschlichkeit gibt es keine Abstriche und Relativierungen. Und meine eigene Freiheit und Würde hängt davon ab, dass ich die Freiheit und Würde der anderen verteidige. Und man kann die Auswüchse, die die AfD betreibt, nicht dadurch relativieren, dass Protest gegen die Regierung „längst überfällig“ sei und man „Schieflagen zur Sprache bringen müsse“. Ein Protest, der Unterstellungen, Verschwörungstheorien und Vorurteile transportiert, der rassistische und menschenfeindliche Sprüche als „sagbar“ hinstellt, ist kein Protest, sondern Hetze.

Henner Bangert, per E-Mail