Demokratie zu selbstverständlich

10. August: Das Nichtwähler-Phänomen

Demokratie ist ein griechisches Wort. Im antiken Athen war jeder erwachsene Mann dazu aufgerufen, sich an der politischen Gestaltung der Polis aktiv zu beteiligen. Wer das nicht tat, war ein „Idiotes“, ein Privatmann. Wir haben heute nicht nur das Recht, alle vier bis fünf Jahre ein Parlament zu wählen, sondern eigentlich die Pflicht zur aktiven politischen Mitarbeit. Dieses ist in Anbetracht unserer Massengesellschaft (fast) nur in einer Partei möglich. Unser Parteienspektrum reicht von der NPD bis zu den linken Kommunisten, es müsste also für jeden „etwas Passendes“ dabei sein. Das bedeutet aber Arbeit. Es ist bequemer, die politische Arbeit anderen zu überlassen und zu nörgeln, weil man sich nicht verstanden fühlt. Ich fürchte, Freiheit und Demokratie sind zu selbstverständlich geworden – wie das eigene Auto.

Dr. Gerhard Diercks, per E-Mail

Zu bequem zum Wählen

Meiner Meinung nach ist der Hauptgrund für die Wahlverweigerung Bequemlichkeit. Viele Menschen machen sich nicht bewusst, dass zu einer Demokratie nicht nur Rechte sondern auch Pflichten gehören. Demokratie lebt vom Mitmachen, nicht vom passiven Konsumieren. „Die Parteien sprechen mich nicht an!“ Ein Totschlagsargument. Es steht jedem Menschen frei, sich politisch zu engagieren. Um dann Themen zu etablieren, die einen ansprechen. Allein der Wille fehlt, es macht ja Arbeit. Wer will schon als ehrenamtlicher Politiker an einem Sommerabend statt im stickigen Sitzungszimmer nicht lieber im Garten sitzen? Bewegt wird sich nur, wenn es um die eigene Scholle geht.

Bernd A. Sutter, Ammersbek

Bessere Bezahlung für Leiharbeiter

10. August: Leiharbeiter sind länger krank als Festangestellte

Zeitarbeiter haben naturgemäß einen viel härteren Job als die Stammbesetzung; müssen sie sich doch in die Arbeitsabläufe und das Kollegenumfeld immer wieder neu reibungslos integrieren und oft die unattraktiven Aufgaben übernehmen. Hinzu kommen der strapazierende Wechsel von Arbeitszeiten und -orten sowie fremde Arbeitssituationen. Das setzt hohe persönliche und fachliche Flexibilität und gute Gesundheit voraus. Genehmigt wurde dieses Geschäftsmodell, um Produktionsspitzen, die für den Betrieb auch einträgliche Umsatzspitzen bedeuten, aufzufangen. Aus all dem folgt, dass Leiharbeiter deutlich besser bezahlt werden müssten als die Stammbelegschaft. Wann endlich werden die Rahmenbedingungen so arbeitnehmerfreundlich, dass Firmen freiwillig nur noch in wirklichen Engpässen darauf zurückkommen?

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Mangelnde Professionalität

10. August: Drei Stunden warten, weil ­jemand die Koffer vergaß

Unregelmäßigkeiten beim Kofferservice haben wir als Häufig-Flieger innerhalb Deutschlands und in Europa immer nur in Hamburg erlebt. Nicht nur die Wartezeit zehrt an den Nerven. Fast schlimmer noch empfinden wir die mangelnde Professionalität im Umgang mit dem Problem. Nach geraumer Wartezeit „verschwinden“ die angezeigten Informationen nicht nur am Kofferband, sondern auch an den Übersichtstafeln. Durchsagen – so denn überhaupt welche kommen – sind regelmäßig unverständlich und niemand vom Personal ist informiert. Und es sind ja nicht nur die Probleme mit den Koffern: Wir fragen uns regelmäßig, was denn wohl das nächste Mal passiert. Montagabend aus Zürich kommend, mussten wir die sarkastisch- ironische Ansage des Piloten vernehmen, wonach die Türen leider nicht geöffnet werden könnten, weil der Hamburger Flughafen kein Personal zum Abfertigen hätte.

Uwe Rehders, Glinde

Kein Werbeträger für die Stadt

Bis zu drei Stunden Wartezeit an den Gepäckbändern, verärgerte Fluggäste und genervtes Personal am Airport Hamburg sind kein Werbeträger für die Freie und Hansestadt. Darüber sind sich viele rasch einig. Aber muss das wirklich sein? Die Leidtragenden sind von allem die Beschäftigten. So ärgerlich das Gepäckchaos sein mag, so könnte es auch eine gute Seite haben. Vielleicht wachen die Verantwortlichen jetzt endlich auf und lassen sich künftig nicht mehr auf Verträge ein, in denen die Hauptlast von den Beschäftigten getragen wird.

Karl-Heinz Köpke, Hamburg

Hamburg dreht durch

8. August: Bau eines Fahrradstreifens. Rolfinckstraße teilweise gesperrt

Dreht Hamburg jetzt völlig durch, einen Fahrradstreifen auf einer zweispurigen von zwei Buslinien (auch Gelenkbussen) befahrenden Straße (Rolfinckstraße) anzubringen? Es sind pro Fahrtrichtung Fahrradwege – mit roten Steinen gepflastert – vorhanden. Hamburg kann nie eine Fahrradstadt werden.

Peter Anker, per E-Mail

Kanzlerin muss Tacheles reden

3. August: Gipfel ohne Garantie

Der größte Aufreger der letzten Wochen war in Deutschland das Vertuschungskartell der Automobilindustrie, das schließlich auf einem Diesel-Gipfel in Berlin geklärt werden sollte. Die Bundesregierung hatte dazu eingeladen. Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Bundeskanzlerin um die Teilnahme daran gedrückt hat. Dabei wäre es ihre Aufgabe gewesen, mit den Unternehmen als selbsternannte Klima-Kanzlerin Tacheles zu reden. Vielleicht wäre das Ergebnis etwas befriedigender für die Besitzer älterer Diesel-Modelle gewesen. Aber in Wahlkampfzeiten wollte Frau Merkel nicht mit negativen Konsequenzen ihrer Politik in Zusammenhang gebracht werden. Stattdessen musste ihr Verkehrsminister die Suppe auslöffeln. Richtlinienkompetenz und verantwortliche Führung sehen anders aus.

Eckart Kuhlwein, Ammersbek