Taktische Verzögerung

25. Juli: Noch ist Polen nicht verloren. Der Präsident zeigt Mut. Aber es ist zu früh für Entwarnung

Auf ein endgültiges Aus für die polnische Justizreform zu hoffen, ist naiv. Die regierungsnahe Regierungsmarionette Duda fährt nur ein durchsichtiges Manöver, um die endgültige Verabschiedung um zwei Monate zu verzögern und Polen so vor schmerzhaften finanziellen und politischen Sanktionen der EU zu schützen. Seine Einlassungen zu seinem Veto sind mehr als schwammig gehalten und lassen ganz unterschiedliche Interpretationen zu. Am Mittwoch tagt die EU-Kommission. Ob sie sich von dieser Verschleierung des Verlassens des europäischen Wertefundaments einlullen lässt?

Uwe-Carsten Edeler, Hamburg

Frau Merkel will die Wahl gewinnen

24. Juli: Die Rückkehr der Krise. Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Italien - wiederholt sich 2015?

Klar ist, die Flüchtlingskrise wabert nach wie vor in Europa und Italien ist das Hauptleidtragende Land. Klar ist, jeder afrikanische Wirtschaftsmigrant, der Europa erreicht, wird unzählige weitere nach sich ziehen, die Schlepper reicher machen und die Zahl der Ertrunkenen erhöhen. Klar ist auch, die überwiegende Mehrheit der europäischen Bevölkerung will keinen Zuzug von Menschen, die ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen unseren Kontinent fluten und klar ist auch, man kann Grenzen dicht machen, wie das Beispiel der Balkanroute zeigt. Klar ist aber auch, was Frau Merkel will, nämlich das Thema klein halten und die nächste Wahl gewinnen. Danach müssen wir bei ihr auf alles vorbereitet sein, wie die Vergangenheit schon leidvoll gezeigt hat.

Michael Wiedemann, Norderstedt

Rücknahme der doppelten Beiträge

24. Juli: Hohe Abgaben auf die private Al­ters­vor­sorge

Politik und Versicherungen verschweigen, dass bei Direktversicherungen, aber auch bei Pensions- und Unterstützungskassen und der betrieblichen Riester-Rente, doppelte Krankenkassenbeiträge auf die späteren Leistungen anfallen. Als Rentner zahlt man dann den Anteil mit, den der Arbeitgeber zuvor eingespart hat. Damit sollte die Politik nicht durchkommen. Es ist zu hoffen, dass sich unter den vielen Betroffenen ein Proteststurm zusammenbraut, der die Politiker zumindest zur Rücknahme der ungerechten doppelten Beiträge veranlasst.

Carl-F. Dörwald, Hamburg

Mehr Geld für die Gemeinden

22./23. Juli: Immer weniger treten aus der Kirche aus

Als ehrenamtliches Gemeindemitglied in Nienstedten kann ich Herrn Hasses These unterstützen, dass nicht die Quantität, sondern die Qualität der Kirchenmitglieder für ein lebendiges Gemeindeleben und ein christliches Miteinander entscheidend ist. Dass sich in einem zunehmend entchristlichten Hamburg in der kirchlichen Arbeit die Chance ergibt, die „Spreu vom Weizen“ zu trennen, wie Herr Hasse schreibt, kann in der Tat nur im Sinne jedes engagierten protestantischen Kirchenmitglieds sein. Denn der Mitgliederschwund und die damit verbundenen sinkenden Kirchensteuereinnahmen können durchaus auch ihr Gutes haben, wenn man denn nur will. Auf diese Weise könnte beispielsweise endlich der personell aufgeblähte Apparat der EKD-Synode gesundgeschrumpft werden und die eingesparten Kosten kämen wieder den eigentlichen Rezipienten zugute – den von Pfarrstellenkürzungen und Zusammenlegungen gebeutelten Gemeinden.

Britta Nagel, Hamburg

Kleinere Kirchen einbeziehen

Nach der Veröffentlichung von Mitgliederstatistiken der evangelisch-lutherischen Kirche und des Erzbistums Hamburg reflektiert das Abendblatt ausführlich die Situation der Kirchen in der Hansestadt. Dabei wird wieder einmal ausgeblendet, dass kirchliches Leben sich auch an anderen Stellen abspielt. Es gibt Dutzende von freikirchlichen Gemeinden, z.B. Methodisten, Baptisten, Reformierte, Mennoniten, usw. Tausende Christen versammeln sich in den orthodoxen Gemeinden, z.B. Griechen, Russen, Serben, Syrer, Armenier, Bulgaren, Rumänen, Ägypter (Kopten), usw. Hinzu kommen die sehr aktiven afrikanischen Gemeinden, die Anglikaner, die skandinavischen Kirchen und weitere fremdsprachige Gemeinden. Schade! Bei den „kleineren Kirchen“ leidet das Abendblatt häufig unter einem blinden Fleck.

Karsten W. Mohr, Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche, per E-Mail

Touristenattraktion geht verloren

21. Juli: Neubau für Bucerius Law School. Sorgen um Ge­wächs­häu­ser

Es ist ja noch viel schlimmer als in dem Artikel dargestellt. Der geplante Neubau der Zeit-Stiftung soll direkt auf dem Hof der Schauhäuser, nur wenige Meter von diesen entfernt, errichtet werden. Ein Gewächshaus soll abgerissen werden. Umstandslos will der Senat der Zeit-Stiftung einen Teil des Grundstücks verkaufen, auf dem er uns Hamburgern eigentlich eine Parkerweiterung versprochen hatte. Der riesige Funktionsbau ist also ein Stich ins Herz von Planten un Blomen. Der Botanische Garten, der mit seiner einmaligen Sammlung sowie Gärtnern und Wissenschaftlern hinter dem Erfolg der Tropenschauhäuser steht, droht, bei einer absehbaren deutlichen Verschlechterung der Situation, den Standort aufzugeben. Damit ginge nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel und eine Touristenattraktion verloren, sondern Hamburg verliert auch einen zentralen Ort der Umweltbildung. Wo sich gegenwärtig noch die Schulklassen buchstäblich die Klinke in die Hand geben, wird in Zukunft nur noch eine kleine ausgewählte Nutzergruppe geduldet. Der Alte Botanische Garten verkommt zum Vorgarten einer Eliteschule. Es droht die Gentrifizierung einer beliebten öffentlichen Parkanlage.

Henning Harder, Hamburg