Vorfreude hält sich in Grenzen

6./7. Mai: Alles, was Sie über den G20-Gip­fel wissen müssen

Im Gegensatz zu Frau Merkel hält sich unsere „Vorfreude“ in sehr engen Grenzen. Die überwiegend kleinen Einzelhändler in Karo- und Schanzenviertel haben eigentlich keine Alternative zur Ladenschließung mit den damit verbundenen erheblichen Umsatzeinbußen. Das OSZE-Treffen im Dezember 2016, im Weihnachtsgeschäft, war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was wir jetzt erwarten müssen. Schon die ständig in der Luft kreisenden lärmenden Hubschrauber und die ständigen Polizeisirenen auf den Straßen vergraulen die letzten Kunden, die sich noch trauen würden. Ganz zu schweigen von der tagelangen nerv­lichen Belastung für uns selbst. Mein besonderer Dank für diese erneute Belastung der Bevölkerung gilt dem Bürgermeister Scholz und der zweiten Bürgermeisterin Frau Fegebank, ebenfalls eine glühende Verfechterin dieses unnötigen Spektakels.

Rainer Burmester,

Spielzeugladen „Die Druckerei“

Bessere Preise im Internet

6./7. Mai: Das stille Sterben unserer Städte. Tote Schaufenster, leer stehende Geschäfte, heruntergelassene Rollläden – wer ist schuld an der neuen Ödnis?

Herr Iken beschreibt das Szenario sehr gut und anschaulich. Und leider wird das Sterben weitergehen. Aber warum gehen die Leute zu den Fachhändlern und kaufen dann im Internet? Weil sie im Internet bessere Preise bekommen und sich alles nach Hause schicken lassen können. Aus diesem Grunde brauchen wir keine Maschinensteuer oder Infrastrukturabgabe und sonstige Trump-Protektionismen, sondern eine Änderung des Rabattgesetzes: Der Preis, der einem Großen gewährt wird, muss jedem Kleinen ebenfalls geboten werden. Damit wird sich der Kampf nicht mehr so stark auf den Preis beziehen. Eine erste Hürde wäre genommen, ohne in Protektionismus auszuarten. Dann müssen sich die Einzelhändler noch einiges für die Belieferung einfallen lassen – und schon könnte das Sterben aufhören und der Konkurrenzkampf mehr auf die Servicequalität bezogen werden. Der Einzelhandel muss schon auch kreativ werden.

Christian A. Hufnagl, Hamburg

Bemühte Stadtplaner

6./7. Mai: Viele Bau­stel­len, viel Ärger. Eppendorfer Baum und Klosterstern sind nicht wiederzuerkennen. Händler klagen über Einbußen

Sicher, angenehm sind die Bauarbeiten nicht, und wenn der Umsatz der Geschäftsleute zurückgeht, kann Verdruss verständlich sein. Ich arbeite am Klosterstern und war auch bei den abend­lichen Bürgerbeteiligungen dabei. Die Stadtplaner waren sehr bemüht, Wünsche und Anregungen zu berücksichtigen, und es wurde recht viel davon mit umgesetzt. Das Fahrrad bekommt breitere Wege, und wenn alles fertig ist, sieht es besser aus als vorher. Früher wurde ohne Rücksicht geplant und gebaut, zum Wohle des Automobils und versiegelter Flächen. Ich finde, diese Zeiten sollten vorbei sein. Das Auto darf nicht mehr den Stellenwert haben, dem alles unterzuordnen ist. Hamburg soll und muss wieder eine lebenswerte Stadt werden. Öffentlicher Raum ohne Stau und schlechte Luft, dafür mit weniger Autos. Als Schleswig-Holsteiner nutze ich mein Automobil fast nur im länd­lichen Raum; nach Hamburg fahre ich mit dem Roller oder nutze den ÖPNV.

Till Westphalen, Bönningstedt

Sozialsysteme kollabieren

5. Mai: ,Ein großer Schock könnte uns ins Schlit­tern bringen‘. Dennis Snower, Chef des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel

Prof. Snower wundert sich zu Recht, dass die Auswirkungen der Digitalisierung nicht in Politik und Öffentlichkeit diskutiert werden. Sollten in den nächsten Jahrzehnten bis zu 60 Prozent der Arbeitsplätze von Maschinen ersetzt werden, werden die zu Bismarcks Zeiten geschaffenen Sozialsysteme kollabieren. Das bedingungslose Grundeinkommen kann als Steuer- und Sozialreform ein komplett neues System schaffen. Die Mehrheit der Arbeitnehmer ist heute aus finanziellen Gründen in ihren Jobs gefangen. Ein Grundeinkommen ermöglicht unter Einbußen den Wechsel des Berufes, bevor eine Maschine den Job ersetzt. Den Kritikern des Grundeinkommens gebe ich zu bedenken, dass Wirtschaftsakademiker wie Thomas Straubhaar und der Siemens-Boss Kaeser die Befürworter sind. Dem linken und rechten Spektrum entfällt durch das Grundeinkommen die Wählerschaft.

Oliver Ruddigkeit, Bargteheide

Resultat nicht akzeptabel

5. Mai: Taxi-Drama an der Alster. Ein Bild des Schreckens auf dem Ballindamm

Die erschütternden Bilder bewegen mich tief. Die Frage muss erlaubt sein, warum es erforderlich ist, solche Wild-West-Verfolgungsjagden zu unternehmen, nachdem sich der Verdacht aufdrängt, dass jede Risikoabwägung zwischen Nutzen und möglicher Katastrophe abhanden gekommen ist. Die menschliche Katastrophe als Resultat dieser Raserei ist jedenfalls nicht akzeptabel. Es ist ja möglich, dass der Unfallverursacher auch so einen Unfall gebaut hätte, aber der Eindruck stellt sich ein, dass die Verfolgung durch die Polizei dieses Risiko doch erheblich erhöht und verschlimmert hat.

Herbert Nölting, Hamburg

Kluger Kommentar

5. Mai: Soll der HSV doch ab­stei­gen!? Ein Neuanfang in der Zweiten Liga, junge Spieler, die stolz die Raute tragen – davon träumen viele. Aufwachen, bitte

Vielen Dank für den klugen und nachdenklichen Kommentar. Ich bin ähnlich wie Sie beim Thema HSV sehr hin- und hergerissen. Sowohl Rettung und Verbleib in der Ersten Liga als auch Abstieg in die Zweite Liga und dortiger Neuanfang sind mit Risiko und Ungewissheit verbunden. Beim Abstieg wäre eines jedoch gewiss: Es hätte sich endlich „ausgedinot“. Den letzten dem HSV verbliebenen Titel „Bundesliga-Dino“ mochte und konnte man seit langer Zeit nicht mehr hören bzw. lesen.

Jürgen Sibbert, per E-Mail