Die Wissenschaft hat versagt

5. April: Gut in­for­mierte Menschen wählen nicht Trump

Professor Dosch macht es sich zu einfach, wenn er das Problem auf die mangelhafte Vermittlung von Wissenschaft an das „dumme Volk“ reduziert. Tatsächlich gibt es ein weitgehendes Versagen der heutigen Wissenschaft: Was sind denn die Plagiate in den Dissertationen unserer Politiker und die notgedrungen zurückgezogenen Studien mancher Forscher anderes als Fake News? Noch schlimmer: Da wird jahrelang die Lösung eines mathematisch-statistischen Pro­blems von der Fachwelt ignoriert, weil der Entdecker, Professor Thomas Royen, „nur“ an einer Fachhochschule lehrt, und nicht an einer renommierten Universität. Dies ist kein Einzelfall. Häufig wird in den Wissenschaften nach gut und böse, genehm oder störend, nach dem richtigen „Stallgeruch“ vorsortiert – schließlich sitzen auf vielen Lehrstühlen eher die Braven und Angepassten als die Besten. Wir brauchen eine schonungslose Diskussion über die Fehlentwicklungen der heutigen Wissenschaften und keine Vermittlungs-Offensive. Jemand wie Professor Dosch könnte das anpacken – wenn er denn wollte.

Dr. Götz Warnke, per E-Mail

Zu viel Wirbel um Wahlbriefe

4. April: Wahlbriefe: ,Gut gemeint – schlecht gemacht‘

Der journalistische Wirbel um den eigenwilligen Sprachgebrauch in der amtlichen Wahlbenachrichtigung ist der Sache unangemessen, arrogant und voreilig. Der Bindestrichgebrauch mag zwar in Einzelfällen tatsächlich unnötig sein, doch steht dahinter keine stilbildende Absicht, sondern – ähnlich wie in der Werbung auch – ein Versuch, Aufmerksamkeit beim Lesen zu erzielen, was durch das ungewohnte Schriftbild auch erreicht werden dürfte. Und da man bisher sicher noch keine (repräsentative) Umfrage unter Schleswig-Holsteinern zu möglichen Auswirkungen auf deren Wahlverhalten gemacht haben dürfte, halte ich die aufgestellten, Behauptungen für reichlich ungerechtfertigt, verfrüht und „Schlaumeier-verdächtig“.

Peter M. Lange, Henstedt-Ulzburg

Zurück an den Absender

Habe meine Wahl-Benachrichtigung umgehend an den Landeswahlleiter in Kiel zurückgeschickt.

Rüdiger von Ancken, Schenefeld

Wahlrecht unbekannt?

Nach sieben Jahrzehnten Demokratie ist das Wahl-Recht so vielen noch nicht bekannt? Da habe ich eine korrekte Sprache gelernt, um das komplizierte Deutsch im Hamburger Abend-Blatt wie auch in der „Tages-Schau“ zu verstehen, und merke erstmals dank Wahl-Brief, dass es auch einfacher ginge. Etwas holprig zwar, zugegeben, aber das sind wir doch von den Gender-Sprach-Experten aus der Straßen-Verkehrs-Zulassungs-Ordnung gewöhnt: Da wimmelt es von Rad-Fahrenden und Zu-Fuß-Gehenden, weil ja Rad-Fahrer und Fuß-Gänger das falsche Geschlecht haben. Das beste Wahl-Motto für Kiel steht jedenfalls fest: „Wollen reicht nicht …“

Johannes Zink, Norderstedt

Absurde Idee

Ich überlege ernsthaft, erstmals in meinem Leben (ich bin 75 Jahre alt) nicht zu wählen. Was sind das für Leute, die wir gewählt haben und die derartig die deutsche Sprache verhunzen. Kein Franzose, kein Engländer, kein Italiener würde auf die absurde Idee kommen, so mit seiner Muttersprache umzugehen. Aber wir Deutschen sind ja nicht stolz auf unsere Sprache, sondern denken in üblicher bürokratischer Weise nur an diejenigen, die zum Lesen vielleicht etwas länger brauchen, wenn die deutsche Sprache richtig angewandt wird. Ich jedenfalls habe Schwierigkeiten und brauche zum Lesen ganz bestimmt etwas länger, wenn ich den Wahlbrief in der angekündigten Form erhalte.

Renate Brombach, Wohltorf

Erhöhtes Risiko

4. April: Grün nur für Radfahrer

Wer täglich mit dem Rad unterwegs ist, weiß, wie wichtig eigene Aufmerksamkeit ist und leider auch, wie die neuen Wege auf der Fahrbahn das Risiko erhöht haben. Man ist im toten Winkel, und abbiegende Autofahrer orientieren sich an der Fußgängerampel, fahren los, sobald die auf Rot umspringt. Auch, wenn Radfahrer noch Grün haben.

Askan Siegfried, Hamburg

In Hamburg geprägt

4. April: Gei­gen­vir­tuose Thomas Brandis mit 81 Jahren gestorben

Aus dem dpa-Nachruf auf Thomas Brandis geht leider nicht hervor, wie sehr ­seine Geburtsstadt Hamburg diesen herausragenden Geiger und Pädagogen geprägt hat. An der hiesigen Musikhochschule wurde er Meisterschüler der legendären Eva Hauptmann, bei der u. a. Christoph Eschenbach und Justus Frantz in die wundersame Welt der Kammermusik eingeführt wurden. 1958 nahm er mit dem Pianisten Robert Henry am ARD-Wettbewerb in München teil – was in der Finalrunde in einem Fiasko endete, als nämlich Thomas bei einem Aufstrich vor Aufregung der Bogen aus der Rechten flog. Und mit dem Pianisten Eckart Besch und dem Cellisten Wolfgang Boettcher (dem späteren Solo-Cellisten der Berliner Philharmoniker und Leiter der Sommerlichen Musiktage Hitzacker) hatte er ein überaus erfolgreiches Trio. Mit 22 wurde er 1957 Erster Konzertmeister der neu gegründeten Hamburger Symphoniker. Dank eines Stipendiums flog er damals einmal in der Woche nach London zu dem berühmten Max Rostal, um sich den allerletzten Schliff zu holen. 1962 schließlich hatte er ein Vorspiel bei den Berliner Philharmonikern. Karajan höchstselbst bat ihn dabei als einzigen der Kandidaten, mit ihm zu musizieren. Man spielte Mendelssohn, und die Berliner hatten einen neuen Ersten Konzertmeister. Dennoch: „Die Zeit mit den Hamburger Symphonikern waren die schönsten künstlerischen Jahre meines Lebens“, bekannte er später in einem Abendblatt-Interview.

Helmut Söring, per E-Mail