Tajanis Sinneswandel

27. Februar: ,Auf­fang­la­ger dürfen keine KZ werden‘. EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani über die Errichtung von Flüchtlingszentren in Libyen

Man muss Tajani an seinen Taten messen. Ich freue mich über jeden Politiker, der aus seiner Vergangenheit lernt. Tajani war Berlusconi-Anhänger und Mitbegründer der Forza Italia, außerdem hat er sich gerade durch die Populisten im EU-Parlament wählen lassen, die er jetzt bekämpfen will und ohne die er nicht an die Macht gekommen wäre. Schön wäre es auch, wenn er in seinen Maßnahmenkatalog für Afrika auch den Abbau der Handelszölle einbringen und umsetzen würde. Dann hätten die afrikanischen Länder die Möglichkeit, ihre eigene Produktion aufzubauen und zu verkaufen, anstatt billige Güter und Nahrungsmittel aus dem Ausland einzuführen. Hoffen wir also, dass er es ernst meint.

Waltraud Genetzke, per E-Mail

Gescheiterter Flugversuch

27. Februar: Hamburger Spott-Ver­ein. Dem HSV bleibt nach zweiter 0:8 Pleite nur: Häme ertragen – und Klasse halten

Die sportliche Entwicklung des HSV in den letzten Pflichtspielen wird vielleicht am besten von den zeitlosen Einsichten Wilhelm Buschs zum fliegenden Frosch getroffen:

Wenn einer, der mit Mühe kaum

Geklettert ist auf einen Baum,

Schon meint, dass er ein Vogel wär,

So irrt sich der.

Hoffen wir mal, dass seine Flugversuche keine Knochenbrüche, sondern Erkenntnis- und Einstellungsgewinne eingebracht haben.

Dr. Thomas Weise, Hamburg

Positive Atmosphäre ohne Handy

25./26. Februar: Hamburger Suchtforscher fordert ein Handyverbot in allen Schulen

In der weiterführenden Schule meiner Kinder sind Handys verboten. Und das ist gut so. Auf den Fluren sehen die Schüler nicht nach unten, sondern ihren Gesprächspartnern in die Augen. Klingelt oder vibriert ein Handy im Unterricht, muss der Verursacher am nächsten Tag einen Kuchen spendieren. Bei aktiver Handynutzung auf dem Schulgelände wird das Gerät eingesammelt und kann von den Eltern wieder abgeholt werden. Mit der Anmeldung seines Kindes hat man sich mit dieser Regelung einverstanden erklärt. Ich persönlich empfinde die so entstandene Atmosphäre als äußerst angenehm.

Silke Schopmeyer, Hamburg

Warnungen ernst nehmen

Es ist begrüßenswert, dass das HA eine Serie über die Internetsucht startet. Es wird höchste Zeit. Die Warnungen von Prof. Thomasius sind unbedingt ernst zu nehmen, und zwar vorwiegend von den Eltern. Je jünger die Kinder sind, umso mehr Fürsorge brauchen sie, auch in Bezug auf den Internetgebrauch. Die Schulen tragen schon ihren Teil durch unterschiedliche Konzepte des Handyverbots bei, aber es reicht bei Weitem nicht aus. Die meiste Zeit am Smartphone wird nach meinen Beobachtungen in der Freizeit verbracht. Hier sind Schüler möglicherweise immer weniger in der Lage, sich mit Bücherlesen zu beschäftigen oder konzentriert oder gar kreativ an etwas Eigenem zu arbeiten, was vielleicht ein Hobby oder eine Neigung fördern könnte. Es ist bequemer, sich tragen zu lassen – von einer Endlosschleife von Chat-Anfragen, die immer sofort beantwortet werden müssen und in der Oberflächlichkeit einer dahinwabernden Suppe enden.

Martin Grau, per E-Mail

Klackernder Abgang

25./26. Februar: Mitsuko Uchida und das Mahler Chamber Orchestra in der Elbphilharmonie

Das Publikum lauscht ergriffen und atemlos. Mitsuko Uchida fängt mit zarten Bewegungen ihrer Hände die schmetterlingsgleichen Töne des Orchesters ein, nimmt sie in sich auf und lässt sie zurück in die Tasten des Flügels fließen – und alle Sinne schmelzen. Aus. Das Konzert ist zu Ende. Applaus brandet auf. Auf allen Ebenen kommt in der Sekunde Bewegung ins Spiel. Hektisch, Taschen und Gedöns greifend, springen etliche Personen auf, um möglichst vor der Masse die Garderobe, den Fahrstuhl, die Toiletten, das Taxi, zu erreichen. Der Applaus wird den Künstlern schon nicht mehr gegönnt, man klatscht beim Gehen, während man andere nötigt, aufzustehen, um durchzukommen. Dann geschehen unfassbare Dinge: Mitsuko Uchida schenkt uns eine Zugabe. Ein zarter Ton aus dem Flügel schwebt in die Stille, ein zweiter folgt … Man spürt Entzücken, lässt sich noch ein letztes Mal entführen. Doch die Geduld etlicher Konzertbesucher, die in eingefrorener Bewegung erschrocken verharrten, ist beendet. Selbstbewusst schreitet man festen, klackernden Schrittes von dannen. Krachend fällt die Tür ins Schloss. Einen weiteren Ton erspart sich Mitsuko Uchida. Was für ein schlechtes Benehmen, ich bin erschüttert.

Ulrike Langerbeins, Hamburg

Aussichtsloser Klageweg

24. Februar: Wie das Baurecht Anwohner be­nach­tei­ligt

Die Erfahrung, dass der Bürger „kräftig mitmischen kann“, war uns leider nicht vergönnt: In unserer Straße wird seit August 2015 auf einem Grundstück, auf dem zuvor ein Einfamilienhaus stand, ein Mehrfamilien-„Klotz“ fertiggestellt. Beidseitig befinden sich ältere Ein- bzw. Zweifamilienhäuser. Etwa drei Monate vor Baubeginn erfuhren wir – durch eigene Internetrecherche – von jenem konkreten Bauprojekt. Einsprüche bei der Baubehörde Wandsbek waren vergeblich, da diese die Baugenehmigung bereits (ohne Einbeziehung der Anwohner) erteilt hatte. Für uns Anwohner wäre – um eventuelle Planungsänderungen am Bau erwirken zu wollen – nur noch ein für uns vermutlich aussichtsloses und teures Widerspruchsverfahren sowie der Klageweg möglich gewesen. Von einer Bürgerbeteiligung konnte hier nie die Rede sein.

Uwe und Uta Johannes, Hamburg