Flüchtlinge brauchen Arbeit

29. Dezember: Was läuft falsch bei der In­te­gra­tion?

Manches läuft sehr gut bei der Integration: Nach wie vor unterstützen Tausende Hamburger ehrenamtlich Flüchtlinge mit Patenschaften, Angeboten in den Einrichtungen, vereinzelt durch Vermittlung von Wohnungen und Arbeitsmöglichkeiten. Das aber kann nicht ersetzen, was staatlicherseits dringend erforderlich ist. Die jungen Männer unter den Flüchtlingen suchen Möglichkeiten, sich sinnvoll einzubringen, etwas zu schaffen und aufzubauen. Ein vierstündiger Deutschkursus am Tag reicht dafür bei Weitem nicht. Sie brauchen Arbeit! Unsere Initiative „Welcome to Wandsbek“ begleitet seit drei Jahren in mehreren Erst- und Folgeeinrichtungen die Entwicklung. Dabei erleben wir, wie vielen der ursprünglich hoch motivierten Bewohner die Ausdauer verlieren und Lethargie um sich greift. Und das, obwohl sich die Sozialbehörde nach Kräften um gute Integrationsbedingungen bemüht. Aber auch bei noch so gutem Willen: Es reicht nicht, die bürokratischen Hürden zum Eintritt in den Arbeitsmarkt sind zu hoch. Patentrezepte kann es nicht geben – was aber ins Auge fällt, ist das Nacheinander von Spracherwerb und Arbeitsmöglichkeit. Viel sinnvoller wäre es, wenn Flüchtlinge sofort eine Tätigkeit aufnehmen könnten, deren Bestandteil es ist, an drei Tagen in der Woche einen Deutschkursus zu besuchen.

Alexander Weil, Hamburg

Genau unterscheiden

28. Dezember: Jungs Zeitgeist Was, wenn der Täter ein Flücht­ling ist?

Frau Jung hat in dieser Kolumne die Problematik mit den Flüchtlingen pointiert beschrieben. Dennoch bleibt ein Unbehagen zurück. Denn: Nein, es waren keine Flüchtlinge zu Silvester in Köln und Hamburg, es waren Migranten aus Nordafrika, die unsere Frauen als Freiwild ansahen, und es war kein Flüchtling, der die Mordfahrt in Berlin verübte, es war ein Migrant aus Tunesien. Wir müssen streng unterscheiden zwischen den Menschen aus Syrien, die vor Mord und Terror geflohen sind und bei uns Asyl gefunden haben, und den Migranten aus Nordafrika oder woher auch immer. Einige der Migranten sind zu Hause straffällig geworden und tauchen hier unter, andere finden in ihrer Heimat keine Perspektive, aber bei uns auch nicht. Werden diese Menschen abgeschoben, bleibt wieder Unbehagen zurück. Wenn nur einer der Abgeschobenen integriert ist, Familie und Arbeit hat,

wieso darf er nicht bleiben?

Peter Stadlbauer, per E-Mail

Die Münchner schaffen es

27. Dezember: SPD und CDU einig: Wahlrecht soll einfacher werden

Die neueste Diskussion um eine Veränderung des Hamburger Wahlrechts ist unehrlich. Es wird behauptet, das Hamburger Wahlrecht sei zu kompliziert. Fünf Stimmen auf der Landesliste und fünf Stimmen auf der Wahlkreisliste seien eine Überforderung der Wähler. Ein Blick nach Bayern verwundert da allerdings. In Bayern hat jede stimmberechtigte Person so viele Stimmen, wie Gemeinderatsmitglieder oder Kreisräte zu wählen sind. Was München schafft, kann Hamburg ja wohl auch. Der ganze Vorstoß macht den Eindruck, dass Wähler von den Parteien mal wieder bevormundet werden sollen. Die Parteien wollen die Kandidaten ihrer Listen durchsetzen und verhindern, dass Wähler eine echte Wahl haben. Diese Politik ist Parteipolitik von oben und fördert Politikverdrossenheit und Populismus, anstatt auf Bürgerbeteiligung zu setzen.

Dr. Gudrun Schittek, Hamburg

Zu wenig Infos über Kandidaten

Die geringe Begeisterung der Parteien an dem neuen Wahlverfahren kann man schon daran erkennen, dass man es nicht für nötig hielt, bei den letzten Wahlen einigermaßen erhellende Informationen zu den Kandidaten zu verbreiten. Selbst in den Internet-Auftritten der Parteien war kaum etwas über die Kandidaten zu erfahren, allenfalls anhand der Berufs­angaben konnte man sich etwas orientieren. Aber nichts dazu, wo der-/diejenige sich bereits betätigt hat und was man so zu vertreten gedenkt. Dann kommen solche Effekte dabei raus, dass der Erste auf der zweiten Seite viele Stimmen abbekommt.

Claus Linhart, Hamburg

Keine Politik mit Erziehung

Es ist immer wieder erfrischend zu lesen, dass die Politiker meinen, das allgemeine Wahlvolk sei nicht in der Lage, das Wahlsystem zu verstehen. Vielleicht sind die Politiker auch nicht in der Lage, eine Politik zu betreiben, die der Bürger versteht, und nicht versucht, ihn zu erziehen. Daran sind schon die Kommunisten gescheitert. Ich verstehe jedenfalls eine Politik nicht, die Personal an der falschen Stelle einspart und den Dienst und die Sicherheit am Bürger infrage stellt. Oder Parkplätze vernichtet und gleichzeitig Parkgebühren erhöht. Eine Politik, die damit den Bürger in seiner Bewegungsfreiheit stark einschränkt und den Geschäftsinhabern die Kunden vertreibt, die eh schon durch das Internet stark gebeutelt werden. Gar nicht von den vielen Arbeitsplätzen zu reden, die vernichtet werden. Oder eine Verkehrspolitik in einer Großstadt betreibt, die viel Geld kostet und nichts einbringt (Busbeschleunigung, Fahrradwege auf die Straße verlegen). Auch hier sind die Geschäftsleute und Wohnungsinhaber stark betroffen. Ich wünsche mir eine mehr pragmatische und weniger ideo­logisch eingefärbte Politik, dann weiß man auch wieder, wen man hier wählen kann.

Dieter Craasmann, Hamburg