Tolle Wiedervereinigung

8./9. Oktober: Die Klas­sen-Kämp­fer. Wolf Biermann und Klaus-Michael Kühne im gemeinsamen Zeitungsinterview

Was für ein schönes, aufschlussreiches Gespräch zwischen dem Geschäftsmann und dem Dichter. Wirtschaftliche Macht und linkspolitische-intellektuelle Inte­grität pflegen für gewöhnlich eher nicht zu harmonieren. Was aber für eine Wiedervereinigung zweier ehemaliger Klassenkameraden, die sich nicht grün gewesen sind! Von Kühne lerne ich erstmals sehr menschliche Seiten kennen, und Biermann brilliert mit 80 wie gehabt mit seinem dialektischen Witz, der in seiner Intellektualität unübertrefflich ist. Ich freue mich auf seine Autobiografie und beneide Matthias Iken und Maike Schiller darum, dass sie dieses Gespräch führen durften.

Norbert Richter, Henstedt-Ulzburg

Parteibuch statt Sparbuch

6. Oktober: Das Geld der Bürger. Die HHLA kriselt – doch die Stadt spendiert Vorständen üppige Bezüge

Niemand braucht eine auf Neid gegründete Debatte, aber hier geht es doch um mehr, denn Einkommensunterschiede und die Menge an Privilegien gibt es in städtischen Unternehmen wie auch in der Wirtschaft. Alles in allem spaltet meiner Meinung nach nicht so sehr die Flüchtlingskrise, sondern eben weit nachhaltiger die Einkommensunterschiede die Gesellschaft. Ein Alterseinkommen von über 14.000 Euro für Herrn Behn ist gnadenlos unanständig, speziell in der aktuellen Rentendebatte mit der Chance verstärkter Altersarmut. Selbst wenn das Vorgehen der HHLA oder anderer Unternehmen „legitim“ ist, moralisch ist das eine Katastrophe und niemand protestiert. Nicht ein Politiker, kein Kirchenvertreter und erst recht nicht einer der Betroffenen steht auf und fordert ein deutliches Umsteuern mit konkreten Alternativen. Es scheint so, dass sich alle damit abgefunden haben, dass man am Verhalten der „da oben“ nichts ändern kann. Das ist sehr traurig und macht wütend. Für Hamburg lässt sich noch ergänzen, dass wohl das richtige Parteibuch immer noch eine bessere, beinahe „alternativlose“ Investition gegenüber dem Sparbuch ist.

Christian Heuer, per E-Mail

Schritt in die richtige Richtung

6. Oktober: Die sichere Rente wird noch teurer

Der Plan von Frau Nahles geht in die richtige Richtung. Selbstverständlich werden jüngere Generationen höher belastet, um noch mehr Rentnern als jetzt den Ruhestand zu finanzieren. Und das ist richtig so. Wir haben viel in die Ausbildung unserer Kinder investiert, die meisten von ihnen studieren und werden sehr viel besser bezahlte Berufe ausüben als ihre Eltern. Die höheren Rentenbeiträge werden sie locker verkraften. Und sollte das nicht reichen, muss mit Steuern finanziert werden. Die künftigen Rentner haben einen sehr hohen Anteil am Reichtum und Wohlstand des Staates heute. Sollte ihnen Altersarmut drohen, ist das nicht nur ungerecht, sondern fällt auf ihre Kinder zurück. Denn sie werden ihre Eltern finanziell unterstützen müssen. Das wird aber für jeden einzelnen teurer, als der Gesamtheit jetzt die Rentenbeiträge zu erhöhen.

Peter Meyer, per E-Mail

Zweifelhaftes Urteil

5. Oktober: Ermittlungen gegen ZDF-
Moderator Jan Böhmermann eingestellt

Bei der Einstellung des Verfahrens gegen Böhmermann handelt es sich um eine juristisch höchst zweifelhafte Entscheidung, die mit Sicherheit von dem Rechtsvertreter Erdogans angefochten werden wird. Es hat den Anschein, dass politische Erwägungen die Staatsanwaltschaft zur Einstellung des Verfahrens veranlasst haben. Denn auch eine „Schmähkritik“ findet dort ihre Grenzen, wo eine Formalbeleidigung, um die es sich zweifellos handelt, nicht mehr mit der grundgesetzlich verbürgten Meinungsfreiheit gerechtfertigt werden kann. Es bedarf schon einiger juristischer Verrenkungen, wenn man den Text von Böhmermann dahingehend interpretiert, er wolle lediglich den Unterschied zwischen verbotener Schmähkritik und erlaubter Satire deutlich machen.

Dr. Claus Rabe, per E-Mail

Mehr Kontrollen auf Fähren

4. Oktober: Das große Minus mit städ­ti­schen Firmen

Im Bericht fällt das krasse Missverhältnis zwischen Einnahmen und Kosten bei der Hadag auf. Wenn man mit dem Ablauf der Beförderung auf den Fähren vertraut ist, wundert man sich nicht über geringe Einnahmen, denn der Schwarzfahrer wird zu seinem Tun geradezu eingeladen. Eine Zutrittskontrolle findet nicht statt, auch gibt es kein sichtbares Personal. Ich habe noch nie auch nur eine Kontrolle erlebt. Anlässlich einer Fahrt im Hafen außerhalb des Gültigkeitsbereiches meiner Abo-Karte konnte ich mangels Kenntnis des Schiffsführers nichts über die Höhe der geringstmöglichen Zuzahlung erfahren. Der Versuch, blind eine Kurzstrecke zu bezahlen, scheiterte an dem defekten Automaten. Am besten wäre eine Umstellung des gesamten Fahrkartensystems auf extrem preiswerte Prepaid-Karten und viel teurere Barzahlung mit gleichzeitiger Einrichtung eines Schrankensystems, das sich bei Kontakt mit der validen Prepaid-Karte öffnet. Dieses Zugangsverfahren bei gleichzeitiger Abschaffung der lokalen, oft zeitraubenden Barzahlung würde auch in Bussen mit geringerem Aufwand als Straßenbaumaßnahmen eine deutliche Beschleunigung bewirken.

Dr. Rüdiger Schnetzer, Hamburg