Freie Sportartwahl für Kinder

23. August: Die Ego-Gesellschaft. Viele möchten in der Stadt leben – hätten es aber gern so still wie auf dem Land

Viele Hamburger Sportvereine leiden unter Aufnahmestopps, weil Sportstätten nicht ausreichend vorhanden sind. Wenn jetzt zusätzlich zu den mangelnden Kapazitäten noch Nutzungsbeschränkungen nach einem Umbau zu einem Kunstrasenplatz erlassen werden, verschärft dies das Problem. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kinder und Jugendlichen den Sport ihrer Wahl jederzeit betreiben können.

Dirk Fischer, Präsident

Hamburger Fußball-Verband

Bin ich ein Egoist?

Die Behauptung, Menschen zögen in die Stadt, um dort Ruhe zu finden, hält wohl keiner ernsthaften Prüfung stand. Wer Ruhe sucht, zieht an den Stadtrand. Darum ist es kein Zufall, dass sich durch Lärm verursachte Auseinandersetzungen mit Sportanlagen vor allem dort abspielen: in Wellingsbüttel, Sasel oder Jenfeld, um nur Beispiele aus dem Osten der Stadt zu nennen. Aber es gibt auch Widersprüche der Kinder wegen. Im Ortsteil Marienthal lag ein vom dortigen Sportverein nicht mehr betreuter Bolzplatz. Da bolzte jeder, der wollte, einschließlich der Bewohner des nahe gelegenen Erstaufnahmelagers. Der Bolzplatz ist nun verschwunden. Die Stadt baut dort einen großen Sportplatz mit Kunstrasen, Flutlicht, Sanitärgebäude und hohem Zaun, damit dort kein Kind bolzen kann, wenn es Lust dazu hat. Gegen diese Planung habe ich Widerspruch eingelegt. Bin ich nun ein Egoist?

Hinrich Brehmer, Hamburg

Rücksichtloses Handeln

23. August: Hamburgs Fuß­ball­ver­eine empört: Spiel­ver­bote auf neuem Kunst­ra­sen

Dieses rücksichtslose und egoistische Handeln scheint mir ein Spiegelbild unserer Gesellschaft zu sein, da zunehmend ausschließlich eigene Vorteile und Interessen bei vielen Bürgern ihr Handeln bestimmen. Ein Großteil der Anwohner des Sportplatzes am Hohenzol­lernring hat die Entwicklung dort mit Freude zur Kenntnis genommen. Die soziale Bedeutung des Vereins für den Stadtteil ist bedeutend, und die Bereitschaft, diese sogar zu erweitern, kann man nur positiv beurteilen. In diesem Sommer veranstaltete Fußballturniere sorgten für viel Begeisterung und Freude unter den Kindern und Jugendlichen. Bedauerlich die Tatsache, dieses jetzt insbesondere von einer einzelnen Person infrage gestellt zu sehen.

Knut Claußen, Hamburg

Gemeinwohl vor Privatinteresse

Ich verstehe nicht, dass die Klage eines Anwohners ausreicht, um den Spielbetrieb eines Sportvereins (und auch des Schulsports) einzuschränken oder sogar zu verbieten. Steht das Recht des Einzelnen auf Ruhe tatsächlich höher als das Recht der Gesellschaft auf Sport- und Freizeitbetätigung? Wieso müssen plötzlich Lärmschutzgutachten eingeholt werden und sündhaft teure Lärmschutzanlagen gebaut werden, nur weil Wettkämpfe ausgetragen werden? Weil sich Spieler und Zuschauer über ein Tor oder einen gewonnenen 3000-Meter-Lauf freuen? Weil der Startschuss mit einer Pistole erfolgt? Wieso gibt es Richter, die die Klagen dieser Einzelpersonen überhaupt zulassen? Wieso kuschen die zuständigen Ämter und Behörden und setzen einen unsäglichen bürokratischen Vorgang in Gang, anstatt den Klagenden Einhalt zu gebieten, indem man solch einen Vorgang aussitzt und den Sportbetrieb einfach weiterbetreibt? Wieso gilt für den Vereinssport eine Mittagsruhe am Sonnabend, wenn das ein Werktag ist und diese Regelung für andere Veranstaltungen nicht gilt? Ich erwarte von der Verwaltung und von der Justiz, das Gemeinwohl höher zu bewerten und Privatinteressen notfalls zu ignorieren. Es sind in den letzten Jahren zu viele Urteile über „Lärmbelästigung“ gefällt worden.

Hellmut Dürr, Hamburg-Duvenstedt

Karikaturen mit feinem Humor

22. August: Lesermeinung zur Karikatur auf Seite zwei

Bevor ich mich dem täglichen Ernst des Lebens in den Artikeln des Hamburger Abendblatts zuwende, versüße ich mir den Einstieg in den Tag mit Ihren Karikaturen. Ich bewundere und genieße den feinen Humor, mit dem Karikaturisten ausgesuchtes Tagesgeschehen auf die Schippe nehmen. Die heutige Karikatur zur „Notbevorratung“ von Kostas Koufogiorgos, stellvertretend für viele andere genannt, wurde mir als Erstes genüsslich von meiner Frau vorgelegt. Weiter so!

Henning Balasus, per E-Mail

Belastung durch Stadtautobahn

20./21. August: ,Auch Schutz vor Lärm und Gift ist eine soziale Frage‘. Um­welt­se­na­tor Kerstan plant Tem­po­li­mits

Der Umweltsenator betont zu Recht den Zusammenhang von sozialer Lage und Gesundheit. Auch unter diesem Aspekt muss Hamburg seine Verkehrspolitik dringend anders organisieren. Der beste Gesundheitsschutz ist die Prävention. Neben der Reparatur bestehender Belastungen (Tempolimits, A-7-Deckel) müssen zusätzliche Belastungen unbedingt vermieden werden. In diesem Sinne finde ich erstaunlich, dass Senator Kerstan Hamburgs derzeit folgenschwerstes Verkehrsprojekt mit keinem Wort erwähnt: das Projekt einer Stadtautobahn, das der Hamburger Senat noch in diesem Jahr im Bundesverkehrswegeplan verankern möchte. Als A 26-Ost/Hafenquerspange soll sie im Süden durch den Bezirk Hamburg-Mitte verlaufen. Von Lärm und Gift sind dann vor allem Tausende Hamburger in Moorburg, Wilhelmsburg und Kirchdorf betroffen, in Stadtteilen, die zu den einkommensschwächeren in dieser Stadt gehören. Von dem zusätzlichen Verkehr, den diese Autobahn in die Hamburger Innenstadt pumpt, haben alle anderen was. Die Verhinderung dieses Szenarios wäre der wohl effektivste und auch kostengünstigste präventive Gesundheitsschutz.

Manuel Humburg, Hamburg