Stolz auf die Hamburger

Weihnachten: Bür­ger­macht und die Grenzen der Politik

Das Jahr 2015 als Horrorjahr zu bezeichnen ist unbegründet. Was Olympia betrifft, kann sich der Erste Bürgermeister sicher sein, dass er in dieser Sache nun mit der Unterstützung der Bürger weiter regiert. Die Beteiligung am Referendum war sehr hoch, und als Demokrat hat Olaf Scholz schon längst gelernt, Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren. In den Bemühungen um die Flüchtlingsunterbringung kann der Senat auch auf das Engagement der Mehrheit der Bürger zählen. Die Grenzen der Politik liegen da, wo die Bürger nicht mehr mitmachen. Scholz kann stolz auf seine Bürger sein, die eine gute Nase für die bevorstehenden Herausforderungen zeigen. Die knappen Ressourcen des Senats und das Engagement der Bürger werden für andere Aufgaben benötigt, und dazu sind die Hamburger bereit. Nur wenige Tage nach der Olympia-Entscheidung haben die Hamburger die Bestätigung für ihre Reserviertheit bekommen: Auch die HSH wird von ihnen noch ein großes Opfer abverlangen.

Helena Peltonen, Hamburg

Eine mutige Kanzlerin

Weihnachten: Drei Tage im September. Wie es war: Als Angela Merkel sich, die CDU und Deutschland neu erfand

Aus eigener Erfahrung als Ehrenamtlicher in einer zentralen Erstaufnahme in Hamburg, zuletzt Heiligabend, weiß ich, dass wir nicht am Limit sind und von einem Stimmungsumschwung schon gar keine Rede sein kann. Im Gegenteil, wir empfinden unsere Arbeit dort als eine Bereicherung. Auch die Hauptamtlichen, so mein Eindruck, sind nicht am Limit. In unserem Land sind immerhin noch mehr als 60 Prozent Christen, und zwei Volksparteien tragen das Wort „christlich“ in ihrem Namen. Ein Kerngebot unseres Christenglaubens lautet, die Fremden aufzunehmen. Eine deutsche Regierung hat es 1933 bis 1945 geschafft, sechs Millionen Juden umbringen zu lassen. Ich glaube, dass auch vor diesem dunklen Hintergrund unserer Geschichte wir alle froh sein können, dass wir so eine mutige Bundeskanzlerin haben, die Deutschland auf einen Weg führt, der von Deutschland ein freundliches Gesicht zeigt.

Dr. Rainer Götz, Hamburg

Offenes Visier nötig

21. Dezember: Umdenken statt stur planen. Großsiedlungen für Flüchtlinge behindern die Integration

Der Widerstand gegen den kurzfristigen Bau von knapp 6000 Wohnungen als Flüchtlingsunterkünfte für 20.000 Menschen auf der „grünen Wiese“ in Hamburg ist aus der Sicht der betroffenen Bürger und interessierter Öffentlichkeit verständlich und nachvollziehbar. Die dagegen vorgebrachten Argumente eher nicht. Sie erinnern zu stark an das Vorgehen der Gegner der Wohnungsbauoffensive des Senates. Neubauwohnungen wollen alle, aber nicht in der Nachbarschaft. Wo und wie kurzfristig eine vergleichbare Zahl von Flüchtlingswohnungen erstellt werden kann, wird nicht gesagt. Die neu zu schaffenden Unterkünfte dürften doch integrationsfreundlicher sein als der Aufenthalt in Baumärkten und Containern. Sie verhindern gerade nicht, dass die Betroffenen anschließend dezentral in den Wohnungsmarkt aufgenommen und in intakten Nachbarschaften integriert werden können. Es werden Großsiedlungen suggeriert, obwohl diese mehr als 1000 Wohneinheiten haben müssen. Den Gegnern der Flüchtlingsunterkünfte und des Wohnungsneubaus fehlt offenbar der Mut, mit offenen Visier für ihre Interessen einzutreten. Statt sich hinter der vorgebrachten Argumentation zu verstecken, sollten sie offen sagen, dass sie gegen den starken Zustrom der Flüchtlinge sind, weil sie die sich daraus ergebenden negativen Folgen für die Integration, Wohnraumversorgung und Versieglung der Grünflächen durch den Wohnungsneubau befürchten.

Siegmund Chychla, Hamburg

Schwer zu ertragen

Weihnachten: Der 13 Monate alte Tayler starb an Hirn­schä­den – weitere Un­ter­su­chun­gen notwendig

Es ist überaus schwer zu ertragen und äußerst beschämend zu lesen, dass nach Meinung des Sprechers des Rauhen Hauses, Herrn Uwe Mann van Velzen, alle alles richtig gemacht haben ... Leider ist der Junge trotzdem tot.

Gerhard Maack, per E-Mail

Aufklärung überfällig

Leider gibt es völlig unfähige Eltern, doch Sozialarbeiter sind selten ausreichend geschult, die für Kleinkinder völlig ungeeigneten Betreuer zu erkennen. Die lebenswichtige An-Er-Kennung der körperlichen und seelischen Bedürfnisse von Babys bleibt solange mangelhaft, solange nur wenige Eltern und längst noch nicht alle Professionellen um die Bedeutung der emotionalen „Spiegelung“ wissen und sie praktizieren. Solange unliebsame kindliche Emotionen nur verdrängt werden sollen, wird es Schreibabys, genervte Eltern, narzisstische Kränkungen und seelische Grausamkeiten geben. Und diese werden von Generation zu Generation weiter gegeben. Aufklärung ist überfällig.

Heide Jurczek, per E-Mail

Handydaten auswerten

23. Dezember: Pässe als Einfallstor für Terroristen?

Gestohlene Originaldokumente aus Syrien wie Pässe und deren eventuelle Nutzung im Rahmen der Flüchtlingsbewegung sollten aufhorchen lassen: Denn wenn daraus konkrete kriminelle oder gar terroristische Handlungen resultieren, wird ein Umschwung in der Bevölkerung im negativen Sinne der noch vorhandenen Willkommenskultur stattfinden; und dann werden reaktionäre Kräfte – leider – massiven Zulauf erhalten. Da macht es doch so sehr viel Sinn, unbedingt die Handys von Asylsuchenden systematisch auszuwerten, da sich daraus Verbindungen und Plausibilitäten ablesen lassen. Obwohl Liberaler und NSA-Gegner/Snowden-Fan sehe ich dies als einzige Chance, über viele unklare Identitäten von Asylsuchenden ein notwendiges Wissen zu erhalten, gerade aber auch, wenn Pässe nicht vorhanden sind. Denn Handys besitzen die meisten, zumal dort oftmals das „vorherige Leben“

abgespeichert ist. Zur Identitätsklärung sollte ein Flüchtling dagegen auch keine Einwände haben, will er sich ja bei uns ein neues Leben aufbauen.

Sven Jösting, Hamburg