Alles hat zwei Seiten

27. November: Deutschland schickt ,Tornado‘-Jets in den Kampf gegen den IS

Wir, die Bundesrepublik, sind in Bündnisse (EU, Nato) eingebunden und können uns schon deshalb nicht mit Geld und guten Worten von Einsätzen der Bundeswehr freikaufen. Wenn der Terror auch unser Land treffen sollte, dann sind auch unsere Bündnispartner uns gegenüber zur Hilfe verpflichtet. Alles hat zwei Seiten. Und wie man nun feststellt, sind Sanktionen nicht immer von Erfolg gekrönt. Russland von der Weltpolitik auf diese Weise abzukoppeln, anstelle es als Partner auch weiterhin fest einzubinden, war ein Misserfolg. Dieses zeigt sich jetzt, durch die Nichterteilung eines UN-Mandates als Rechtssicherheit für den Bundeswehreinsatz, durch die Verweigerung Russlands. Die Opposition hat anscheinend noch immer nicht begriffen, dass der Bundesrepublik aufgrund der Bündnistreue und zur Verhinderung von Anschlägen im eigenen Land keine andere Wahl bleibt, als gegen den IS mit unseren Bündnispartnern vorzugehen.

Gotthard Kalkbrenner, Reinbek

EU sollte Gelder sperren

27. November: Polen rückt nach rechts

In der EU machen sich Auflösungstendenzen breit: Vereinbarungen werden nicht eingehalten, Solidarität ist für manche Staaten ein Fremdwort, rechtspopulistische Strömungen in vielen Ländern, Großbritannien will die EU verlassen, Polen will offensichtlich einen Konfrontationskurs fahren. Wenn dem so sein sollte, dann muss die EU Polen die Gelder sperren für den Regional- und den Strukturfonds. Manche Staaten sehen die EU als Umverteilungstopf für den Finanzausgleich zwischen den Staaten. Insbesondere nach Polen sind viele Gelder geflossen.

Reinhard von Kamptz, per E-Mail

Unzulässige Gleichsetzung

25. November: Späte Ehre für Deserteure. In Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz wurde ein neues Denkmal am Dammtor eingeweiht

In seinem Kommentar spricht Herr Gretzschel von Deserteuren als von Widerstandskämpfern. Obwohl aus dem Text nicht explizit erkennbar, empfinde sicher nicht nur ich (Jahrgang 1943) eine wortgleiche Verwendung dieses Begriffes mit Blick auf Männer wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Albrecht Mertz von Quirnheim oder Helmuth James Graf von Moltke, um nur einige aktive Widerstandskämpfer zu nennen, als eine unzulässige Gleichsetzung, ja Herabwürdigung derer Motivation und ihres Opfertodes. Desertion konnte, außer des persönlichen Risikos, im Sinne des Widerstands, da zahlenmäßig unbedeutend, nichts bewirken. Helmut Schmidt hat, um bei seinen eigenen Worten zu bleiben, die ganze „Scheiße“ des Zweiten Weltkrieges als Soldat erlebt. Gleichwohl hat er sich nicht, wie Millionen seiner Soldatenkameraden, seiner Pflicht, die auch nach dem Krieg Maxime seines Lebens war, durch Desertion entzogen. Hat er deshalb den Befehl über die Moral gestellt? Und wären seine Verdienste noch größer gewesen, wenn er desertiert wäre?

Giselher Ehrhardt, Glinde

Unverzichtbar

21./22. November: Mut ist die Waffe gegen den Terror

Einmal mehr habe ich Grund, Ihnen, Herr Iken, für Ihre Sachlichkeit und Rationalität im Umgang mit einem brisanten Thema zu danken, die sich so sehr von manchen hysterischen Äußerungen in den Medien ebenso wie vom Kriegsgeschrei mancher Politiker abheben. Wer jetzt von Krieg redet fördert die Propaganda des IS. Das kann und darf nicht unser Interesse sein. Kein militärischer Erfolg in Syrien löst das Problem des „hausgemachten“ Terrorismus in Europa. Ebenso wenig sind ein Einknicken vor islamistischen Drohungen oder der Abbau von Grundrechten durch erweiterte Überwachungsgesetze hilfreich, denn sie setzen unsere Werte und Freiheiten aufs Spiel und dienen damit ebenfalls den Zielen der Dschihadisten. Andererseits tragen auch jene selbst ernannten „Islamversteher“, die jede Islamkritik gleich in die Pegida-Ecke stellen, nicht zum rationalen Umgang mit menschenverachtenden Ideologien bei. Kommentare dieser Art in einer Zeitung sind unverzichtbar, weil sie in durchdachten Sätzen abgefasst sind und sich damit von dem sinnleeren Gezwitscher des Internets abheben.

Wolfgang Brocks, Geesthacht