Vorbildliche Tüchtigkeit

11. November: Zum Tod von Helmut Schmidt

Nun hat er seine Ruhe. Als älterer Hamburger kann ich mich an seinen beherzten und unkonventionellen Einsatz für unsere Stadt während der Sturmflut 1962 erinnern. Das war „großes Kino“. Auch im Kampf gegen die RAF-Terroristen hat er Mut, Stärke und Selbstlosigkeit bewiesen. Seine Tüchtigkeit war vorbildlich. Seine menschliche Schwäche mag ich ihm verzeihen. Ein bewegtes Leben hat sein Ende gefunden. Einer wie er fehlt in dieser Zeit. Helmut Schmidt war einer, der noch Mark in den Knochen hatte. Danke einem tollen Hamburger Senator und einem Staatsmann mit Herz und Schnauze.

Detlef Lange, Hamburg

Der letzte Sozialdemokrat

Das Ableben von Helmut Schmidt hat mich tief betroffen, aber alles hat seine Zeit. Mit ihm hat der letzte echte Sozialdemokrat diese Welt verlassen. Keiner der jetzigen Spitzen kann ihm das Wasser reichen. Für mich ist nach 50 Jahren das Thema Sozialdemokratie beendet.

Erhard Frömmig, Hamburg

Unberechtigte Freude

10. November: ,Von Hamburg zu fliegen ist am bil­ligs­ten‘. Im Vergleich der fünf größten deutschen Airports geht Fuhlsbüttel als Sieger hervor

Mit großer Verwunderung habe ich die Freude und den Stolz von Herrn Eggenschwiler zur Kenntnis genommen. Worauf ist Herr Eggenschwiler denn nun eigentlich so stolz? Auf die Verramschung der Ware Flugverkehr, auf die Reduzierungen der Sozialleistungen vieler Mitarbeiter bei den Billig-Airlines, auf die nicht vorhandene Nachhaltigkeit beim Betrieb des Hamburger Flughafens, auf die zunehmende Verlärmung und Verdreckung von Mensch und Umwelt? Was will Herr Eggenschwiler unseren Kindern und Enkeln hinterlassen? Die Luftqualität in Hamburg wird immer schlechter, immer mehr Menschen haben keine Nachtruhe ab 22 Uhr. Und wenn Mensch und Umwelt ruiniert sind, zieht Herr Eggenschwiler wahrscheinlich wieder in seine Heimat, wo es strengere Auflagen für den Flugbetrieb gibt. Für Hamburg gilt leider nur noch billig, billiger, am billigsten und von Nachhaltigkeit keine Spur.

Udo Wilke, Hamburg-Lemsahl

Medien müssen ehrlicher sein

10. November: ,Aus Wut­bür­gern werden Hass­bür­ger‘. Die Hamburger Journalistin Katja Gloger, Vorstand von Reporter ohne Grenzen, über Gewalt gegen Pressevertreter

Die Pressefreiheit ist der Garant für Freiheit und Demokratie. Dort, wo sie eingeschränkt ist, haben die Bürger nichts zu lachen. Darum muss sie unbedingt verteidigt werden, wenn sie bedroht ist. Andererseits darf die Presse aber auch nicht versuchen, die Menschen zu manipulieren, auch nicht, wenn es sich um einen guten Zweck handelt. So geschehen bei der Berichterstattung über den Flüchtlingszustrom. Der wurde den Menschen regelrecht schöngeredet. Von super ausgebildeten Syrern war die Rede, die uns helfen würden, den Facharbeitermangel zu beseitigen, der Ausweg aus der demografischen Misere und ein bunteres gesellschaftliches Leben wurden prophezeit. Zweifel daran werden bestenfalls in Nebensätzen abgetan. Die Leute merken, dass die Medien sie beeinflussen wollen, und manche gehen sogar so weit, diese als „Lügenpresse“ zu verunglimpfen. Dabei wäre es doch relativ einfach gewesen, die Menschen davon zu überzeugen, dass die Aufnahme richtig ist: Wir wissen eigentlich nicht, wer die Menschen sind, die zu uns kommen, aber wir müssen sie trotzdem so lange vor den Halsabschneidern schützen, bis in ihrer Heimat wieder normale Zustände herrschen.

Herbert Mellin, per E-Mail

Der dumme Sparer zahlt

10. November: Fi­nanz­ri­siko Ha­pag-Lloyd. Anteil der Stadt deutlich weniger wert. Experten haben wenig Fantasie beim Aktienkurs und zweifeln am Sinn neuer Schiffe

Ist es nicht verwunderlich, dass der Staat ständig Schulden und Verluste macht und es irgendwie keine gravierenden Folgen hat? 500 Millionen Euro Verlust bei Hapag-Lloyd, Risikopapiere im Umfang von 20.000 Millionen Euro bei der Landesbank, 800 statt 80 Millionen für die Elbphilharmonie am Hafen und noch unabsehbare Mehrausgaben für Flüchtlinge, aber die finanziellen Konsequenzen für den Haushalt sind unbedeutend. Bezahlt wird das natürlich alles, einschließlich aufgeschobenen Grexits, von den dummen Sparern, die dem Staat Geld zur Verfügung stellen müssen für Zinsen, die nicht der Rede wert sind. Wehe, das Geld wird wieder verknappt, dann ist der Staat ganz schnell pleite. Aber die Druckmaschine der Eu­ro­päi­schen Zen­tral­bank läuft und läuft und läuft ja. Wie lange noch?

Jürgen Schmidt, per E-Mail

Die Doppelmoral der Stadt

7./8. November: Helfer brauchen Hilfe. Stadt und Freiwillige müssen im Flüchtlingsdrama am Hauptbahnhof zusammenarbeiten

Nach der gültigen Rechtslage wären die zuständigen Behörden verpflichtet, die Ankommenden zu registrieren und unterzubringen. Stattdessen tut man so, als habe man nichts gesehen, duldet die menschenunwürdigen Zustände am Hauptbahnhof und lässt die Flüchtlinge unregistriert weiterziehen. Auf diese Weise ist man sie los und kann sich sogar noch den Anschein eines humanitären und unbürokratischen Handelns geben. Was mich an dieser Vorgehensweise ärgert: Es handelt sich exakt um die gleiche Methode, die wir einigen Balkanländern als „Politik des Durchwinkens“ vorwerfen, nur dass es in diesem Fall unser nördlicher Nachbar Schweden ist, der die Folgen trägt. Das skandinavische Land hat schon jetzt pro Einwohner dreimal so viele Flüchtlinge aufgenommen wie Deutschland und ist inzwischen jenseits seiner Belastungsgrenzen. Deutschland kritisiert andere europäische Länder, weil sie sich aus der gemeinsamen Verantwortung stehlen. Worin bitte besteht der Unterschied zwischen dem „Durchwinken“ auf der Balkanroute und dem Wegsehen der Hamburger Behörden gegenüber den Zuständen am Hauptbahnhof?

Hans-Jörg Bieger, per E-Mail