Zwei Stunden Stau

15. Juni: Motorradgottesdienst in Hamburg: Polizei warnt Biker vor Raserei. Präventionsbeauftragter appelliert an die Fahrer, regelmäßig Trainings zu absolvieren

Wir waren aus Leipzig vier Stunden mit zwei kleinen Kinder unterwegs gewesen, als die Hamburger Polizei wegen der Motorradveranstaltung die A 7 sperrte. Es gab keine Infotafel an der Autobahn, die es uns ermöglicht hätte, rechtzeitig eine Ausweichstrecke zu nehmen. So standen wir zwei Stunden im Stau – und mussten mit ansehen, wie die Motorräder mit Bewilligung der Hamburger Behörden freie Fahrt auf der A 7 ohne Stress genießen durften. Und der Ärger ging weiter. Als wir endlich in Quickborn angekommen waren, wurden wir von Motorradrowdies bedrängt. Sie schnitten uns den Weg ab, drängelten sich in einer Baustellenzone wild und ohne Rücksicht auf Verkehrsvorschriften zwischen die Autos. Ich fühlte mich machtlos und belästigt. Nach meiner Ansicht hat die Veranstaltung der Hansestadt mehr geschadet als geholfen.

Scott Stephens

Soziale Projekte fördern

Geht’s noch? In Zeiten knapper finanzieller Mittel an allen Ecken und Enden in vielen sozialen Bereichen sponsert die Nordkirche mal eben eine anachronistische, extrem umweltbelastende Veranstaltung mit 80.000 Euro aus den ihr anvertrauten Kirchensteuermitteln. Da bleiben eigentlich nur der Austritt aus der Kirche und gezielte Spenden an Projekte, die es dringender brauchen.

Dorle Stiller

Der Islam muss sich ändern

15. Juni: ,Der Islam gehört zu Deutsch­land‘. Politiker der Gruppe cdu2017 haben sich auf gemeinsame Position zum Islam geeinigt

„Der Islam sei in Deutschland eine Religion unter vielen und müsse sich den Regeln unseres Zusammenlebens in einer offenen und freien Gesellschaft unterordnen.“ Unter dieser Aussage verstehe ich, dass man dann den Islam, wie alle anderen Religionen auch, kritisieren darf, ohne Gefahr zu laufen, dass man angegriffen wird. Weiterhin sollte es Menschen erlaubt sein, auch die Religion des Islams zu verlassen, ohne ihr Leben in Gefahr zu bringen. Und endlich erwarte ich, dass Gläubige des Islams sich in unserer offenen Gesellschaft so bewegen und kleiden, dass man sie an ihrer Religion nicht erkennen kann. Es sieht ganz so aus, als ob der Islam noch eine Menge Arbeit vor sich hat.

Margit Alm

Fremdbestimmt durch Kirche

13./14. Juni: Stadt ohne Gott. Das Kirchensterben hat erst begonnen. Aber wollen wir das wirklich?

Ich vermisse den Hinweis auf den Tatbestand, dass bereits über 60 Prozent der Hamburger konfessionsfrei sind und der Anteil dieser „Gottlosen“ weiter zunimmt. Diese Konfessionsfreiheit ist nicht Ausdruck einer „tiefen spirituellen Krise“ des „ganzen Landes“, sondern die Beendigung der Fremdbestimmung der Bürger durch vorgegebene Religionen. Die Hamburger Bürger haben schon früher solche Fremdbestimmungen sehr kritisch gesehen. Im Übrigen halte ich es für eine ideologische Überheblichkeit, dass angeblich nur Religionen/Kirchen Werte haben und vermitteln. Schließlich mussten die Menschenrechte und die Demokratie gegen die Kirchen durchgesetzt werden. Der Vatikan und Vertreter des Islams haben bis heute die Menschenrechtscharta nicht unterschrieben. Die Behauptung, dass Staat und Gesellschaft sich bei der sozialen Fürsorge von den Kirchen unterstützen lassen, ist falsch: Die Ausgaben der Kirchen dafür kommen zu 99 Prozent aus Steuermitteln und könnten bei einer tatsächlichen Trennung von Kirche und Staat direkt der Allgemeinheit zur Verfügung stehen.

Wolf-E. Merk

Atheisten haben eigene Werte

Die Kirchen als Verteidiger der Werte des Abendlandes? Praktisch alle gesellschaftlichen Fortschritte mussten – zumindest in Europa – gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden. Die Kirchen verteidigen mit Zähnen und Klauen die im Mittelalter aufgebauten Machtpositionen und ihre riesigen Vermögen. Der Staat subventioniert die Kirchen Jahr für Jahr mit Milliarden. Die Sozialeinrichtungen der Kirchen werden praktisch ausschließlich vom Staat finanziert, dafür enthalten die Kirchen ihren Angestellten selbstverständliche Arbeitnehmerrechte vor. Und viele Menschen stören sich an den einseitigen Indoktrinationsversuchen der Kirchen im Religionsunterricht. Atheisten brauchen keine Kirche zur Wertevermittlung, weil sie eigene haben. Dringender als der Versuch, einen Schutzzaun um die Kirchen zu bauen, wäre es, endlich über einen gesellschaftlichen Dialog auf Augenhöhe zwischen den unterschiedlichen Wertegemeinschaften nachzudenken.

Christian Lührs

Kirche schadet sich selbst

Der Autor bezeichnet den Austritt aus der Kirche als „ein Stück Entsolidarisierung der Gesellschaft“. Dem widersprechen wir ausdrücklich: Nicht „die Gesellschaft“, sondern die evangelische Kirche Hamburgs selbst hat sich von vielen Kirchensteuerzahlern dadurch „entsolidarisiert“, dass sich unter anderem ein selbstherrlicher Kirchenfunktionär des Kirchenkreises Hamburg-Ost großer Summen aus dem Kirchensteuertopf für eine persönliche politische Kampagne (Netzrückkauf) bedient und die Bischöfin dies zugelassen hat. Die Kirche sollte sich wieder auf ihre eigentliche Aufgabe besinnen: Verkündung und Vertiefung des christlichen Glaubens sowie echte Heimat für die Gläubigen sein.

Marlies und Eckart Heinemann

Fürsorge bezahlt der Staat

Der Autor hat leider nicht erwähnt, dass die Leistungen für soziale Fürsorge durch die Kirchen überwiegend oder fast ausschließlich vom Staat und nicht von den Kirchen gezahlt werden. Es werden sogar Gehälter kirchlicher Würdenträger vom Staat bezahlt. Also, so weit ist es nicht her mit dem Bedürfnis, Kirche zu erhalten. Und dass weniger Glauben vielleicht nicht schlecht ist, sehen sicher viele Menschen so, anders als der Autor.

Prof. K. Lindberg