Kein sicheres Land

23. April: ,Wir wollen leben‘ – Serie: Wer sind die Menschen, die nach ­Hamburg flüchten?

Familie Kasemi erzählt in dem Bericht über chaotische Verhältnisse, die sie zur Flucht aus Albanien veranlasst haben. Mir ist eine fast deckungsgleiche Schilderung einer anderen albanischen Familie bekannt: bewaffnete Bedrohung durch eine kriminelle Bande, Gelderpressung, Morddrohung – anscheinend gedeckt durch ein korruptes Netzwerk aus Polizisten und Regionalpolitikern. Dies scheint wohl eine landesweit zutreffende Beschreibung zu sein. Die Bundesregierung spricht im Gegensatz dazu von Albanien als einem „sicheren Herkunftsland“, welches sich bemühe, die Verhältnisse zu verbessern. Nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen entspricht dies nicht der aktuellen Lebenssituation der Bevölkerung; vielmehr leiden viele Menschen neben der Armut unter massiven Repressalien bis hin zu existenzieller Bedrohung. Das deutsche Asylrecht erkennt die von Familie Kasemi geschilderten Fluchtgründe nicht an. Ich fürchte, dass sich die meisten albanischen Asylbewerber keine große Hoffnung auf eine Anerkennung im Asylverfahren und damit auf ein gesichertes Aufenthaltsrecht in Deutschland machen können. Die mir bekannte Familie hat nach neun Monaten Asylverfahren jetzt den Ausweisungsbescheid erhalten.

Rainer Gutschmidt

Die Angst nehmen

Ich bin begeistert von Ihrer neuen Serie. Durch das Kennenlernen von Einzelschicksalen kann man vielleicht vielen Hamburgern die Angst vor den Flüchtlingen nehmen. Ich hoffe, Sie werden uns in den kommenden Wochen viele Menschen aus aller Herren Länder vorstellen.

Alexandra Seubert

Unschuld ist bewiesen

23. April: Ist das Mordopfer ein Kinderschänder? – 51-jähriger Mann aus Lohbrügge soll vor seinem Tod ein Mädchen missbraucht haben. Polizei sucht Zeugen.

Jerzy P. noch als Verdächtigen der Tat gegen das Kind zu bezeichnen, ist schlicht unvertretbar. Der Verdacht war von Anfang an von der Qualität, die in dem Film „Casablanca“ sprichwörtlich wurde: „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“. Allein Geschlecht und Alter kamen ungefähr hin. Starke Indizien sprachen gegen die Täterschaft. Der wirkliche Täter hatte mit dem Fahrrad das Weite gesucht. Jerzy P. wurde dagegen ohne Fahrrad in unmittelbarer Nähe angetroffen. Spätestens nachdem das Kind ihn nicht wieder erkannt hatte, war seine Unschuld praktisch bewiesen.

Dirk Emmermann, Rechtsanwalt

Für 1. Liga Kräfte mobilisieren

24. April: Zehn Prozent Resthoffnung

Viele Hamburger, Sympathisanten und Fans reiben sich verwundert, gar auch resignierend die Augen ob der anhaltenden Talfahrt des HSV. Daher irritiert mich schon seit Längerem die zusätzlich demotivierende Berichterstattung über den Verein und die Mannschaft in den regionalen Printmedien. Offensichtlich ist es bequemer, einen am Boden Liegenden weiter zu traktieren, als ihm auf die Beine zu helfen. Der Fußballbereich des HSV stellt einen großen Wirtschaftsfaktor mit überregionaler Sogwirkung dar. Damit verbunden sind die positiven Randeffekte mit Merchandising, Tourismus etc. Auch im Hinblick auf die ambitionierte Olympia-Bewerbung ist es für die internationale Außendarstellung wichtig, dauerhaft einen Erstligaverein im Fußball präsentieren zu können. Also, liebe Journalisten, Kräfte bündeln statt Abstieg forcieren!

Marc Kleimeier

Ausgenutzt und unterbezahlt

16. April: Deutschland gehen die ­Lehrlinge aus

Wundert man sich, dass zum Beispiel nur geringes Interesse am Beruf des Speditionskaufmanns besteht? In keiner anderen Branche werden junge Menschen so verheizt wie in der Logistikbranche, nirgendwo wird der Kostendruck so gnadenlos auf dem Rücken der Mitarbeiter, im Speziellen der jungen, ausgetragen. Mein Sohn hatte mit 20 Jahren als Speditionskaufmann ausgelernt, ist heute mit 26 Jahren zum sechsten Mal auf der Suche nach einem Job. Da gibt es Arbeitsverträge mit dem Passus, dass mit dem Gehalt alle Überstunden abgegolten sind (illegal), die Wochenarbeitszeit liegt nie unter 50 Stunden – und das Ganze für 1900 Euro brutto. Dabei spielt es keine Rolle, ob es eine Sechs-Mann-Spedition oder eine mit mehreren Tausend Mitarbeitern ist, und auch nicht, ob ein Betriebsrat vorhanden ist oder ob es eine Zeiterfassung gibt. Speditionen scheinen im rechtsfreien Raum zu agieren. Mein Sohn liebt seinen Beruf nach wie vor, bereut aber inzwischen, ihn erlernt zu haben.

Dieter K.

Profis laufen Amateuren weg

24. April: Kenianer Micah Kogo hat das größte Sieg­po­ten­zial

Jetzt zum Marathon kommen sie wieder angereist, die laufenden Heuschrecken, um die sehr gut bezahlten Siegerpreise abzuholen. Ist es nicht eine (kleine) Ohrfeige für jeden Amateur- und Regionalläufer, wenn er nie den Hauch einer Chance für einen der ersten Plätze hat? Die herumreisenden und bei fast jedem anderen Marathonlauf startenden Profiläufer kassieren – und weg sind sie. Ich meine, es müsste eine andere, volksnähere Lösung gefunden werden, die dem hiesigen Amateur ein besseres Gefühl gibt, nicht nur Staffage für ein paar Profiläufer zu sein.

Curt Dabbert

Fantastische Stimmen

21. April: ,Sein Name ist Wunder, Dietmar Wunder‘ und ,Hier spricht 007‘

Endlich einmal ein Bericht über unsere Synchronsprecher, welche ausländische Filme zu einem Genuss machen, zum Beispiel in der Serie „Magnum“. Ich weiß nie, was ich an dieser Serie mehr mag: den Schauspieler oder seine Synchronstimme. Das trifft bei mir bei vielen ausländischen Filmen und Serien zu. Unsere Sprecher sind fantastisch, auch wenn wir dadurch keine Fremdsprache so gut lernen können wie beispielsweise die Dänen.

Gunda Riemer