Vorbild Indien

8. April: Elf Radfahrer sterben auf Hamburgs Straßen. Verheerende Verkehrsbilanz 2014‘

Durch Maßnahmen, die Verkehrsteilnehmer mit viel Obrigkeitsdruck an das überbordende Regelkorsett des Straßenverkehrsgesetzes und seiner Verordnungen gemahnen sollen, entsteht gemäß meiner Beobachtung bei den Bürgern einerseits Widerstand und andererseits Rechthaberei. Das wirkungsvollere Mittel, das letzten Endes den verantwortungsvollen Verkehrsteilnehmer durch Einsicht formt, ist die Erinnerung daran – und die könnte man durch eine große medienunterstützte Kampagne wachkitzeln –, dass es vordergründig neben der Struktur von Verkehrszeichen und Ampeln ständiger Vorsicht, gegenseitiger Rücksicht und bei unserer gegenwärtigen Verkehrsdichte einer Riesenportion Geduld bedarf, um sicher zu Hause anzukommen. Ich denke, der Mensch wird immer dann zum Risikofaktor, zum Störer des Systems, wenn man ihm das Mitarbeiten aberkennen möchte. Ich plädiere für einen Rückbau von Lichtzeichenanlagen und des Schilderwaldes, um mehr das Augen-auf-Moment zu fördern. Dass dies funktionieren kann, macht ein Land wie Indien vor: Man gebe auf YouTube „Indische Kreuzung“ in das Suchfeld ein, und das Staunen kann beginnen.

Christian-M. Seidl

Witterung senkt Verbrauch

7. April: Wer mit Öl heizt, spart bis zu 18 ProzentSelbstverständlich ist in Verbindung mit den niedrigen Rohölpreisen auch das Heizöl günstiger, was sich beim Gaspreis nicht feststellen lässt, obwohl sie aneinander gekoppelt sind. Die Umstellung von Öl auf Gas hat sich nie gerechnet, es sei denn, Tank und Kessel müssen erneuert werden. Nur in Neubauten ist Heizöl kein Thema. Aber die Heizkosten sind in 2014 insgesamt um 15 bis 20 Prozent geringer, weil der Verbrauch aufgrund der Witterung um diesen Prozentsatz geringer ist. Das erwähnen sie leider nicht.

Fritz Scholle

Lange totgeschwiegen

4./5./6. April: ,Man muss was machen. Bald und radikal‘. ,Elser‘, der neue Film von Oliver Hirschbiegel

Nicht nur der Film von und mit Klaus Maria Brandauer aus dem Jahre 1989, sondern der bereits 20 Jahre vorher von Rainer Erler mit Fritz Hollenbeck in der Hauptrolle gedrehte Fernsehfilm hätte eine Erwähnung verdient gehabt. Zu Georg Elser gehört auch der Umgang mit ihm in der jungen Bundesrepublik. Er wurde totgeschwiegen, als Agent des Secret Service abgestempelt oder als Auftragnehmer der NSDAP denunziert. Er passte eben nicht in das ab Mitte der 50er-Jahre bestehende Bild der anerkannten Widerständler um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und die Geschwister Scholl.

Wolfgang Kirmse

Erbschaftssteuer vermeiden

2. April: Unternehmer Michael Otto stiftet Milliarden-Vermögen

Was Herr Otto tut, ist mitnichten ein Zeichen von Großherzigkeit, sondern eine bekannte Maßnahme zur Vermeidung der Erbschaftssteuer. Wenn Herr Otto irgendwann mal verstirbt, bekommt der Staat, der ihm die notwendige Infrastruktur bereitgestellt hat, nämlich nichts. Richtig, Herr Otto ist nicht mehr Inhaber des Vermögens – aber er ist Vorsitzender des Gremiums, das jetzt als Inhaber fungiert. Für diese Position wird er fürstlich entlohnt, genau wie die anderen Familienmitglieder in diesem Gremium.

Ralf Wenzel

Hohe soziale Kompetenz

Ich bin 33 Jahre für den Konzern tätig gewesen. Dieses Unternehmen ist bis heute eines der bestgeführten Handelshäuser mit Sitz in Deutschland. Seine soziale Kompetenz für die Mitarbeiter zieht sich wie ein roter Faden durch vom Firmengründer bis zum jetzigen Vorsitzenden des Beirats. Dank dessen blieben der Otto-Group die Schicksale ehemaliger Mitbewerber wie z. B. Quelle und Neckermann erspart. Der Erfolg, aber auch die Flexibilität der Verantwortlichen seit der Firmengründung im Jahre 1949, haben bewiesen, wie man sich im Markt behauptet. Daran ändert auch ein einmal geschmälerter Gewinn, aus aktuellen, bekannten Gründen grundsätzlich nichts. Gerade im Vergleich mit sogenannten Newcomern, die noch dazu entweder jahrelang ein Minus einkalkulieren oder ihren Umsatz im Ausland versteuern.

Heinz Werner Betz

Krankmachender Dauerlärm

1. April: Mehr Flugpassagiere trotz Streiks

Wo ist der Respekt und die Empathie für die vom Fluglärm betroffenen Bürgerinnen und Bürger? Mit 154.000 Flügen im Jahr 2014, das heißt durchschnittlich 422 pro Tag, bzw. 26 Maschinen pro Stunde, herrscht von sechs Uhr bis 22 Uhr – und häufig darüber hinaus – krank machender Dauerlärm. Aussagen wie „früher gab es noch viel mehr Flüge“ sollen von der tatsächlichen Problemlage ablenken. Die Stadt Hamburg als Hauptanteilseigner am Flughafen Hamburg ist mit ihren politischen Entscheidungsträgern in der Pflicht. Sie sollte den monetären Bonus von Herrn Eggenschwiler davon abhängig machen, ob es ihm gelingt, nicht nur ein dauerhaftes, sondern ein nachhaltiges Wachstum zu generieren. Hierfür müsste der Lärm pro Flugzeug wesentlich verringert werden.

Kai Mann

Alte Bezeichnungen lassen

30. März: Neue Über­set­zung: Luthers Bibel soll weib­li­cher werden

So ein Plan würde bedeuten, die Vergangenheit und die damaligen Verhältnisse und Bedingungen zu verändern. Und das kann nicht richtig sein. Und wenn es nur „Brüder“ heißt, dann war es damals die richtige Bezeichnung. Würde man heute so etwas schreiben, wäre es wahrscheinlich selbstverständlich, von Brüdern und Schwestern zu sprechen. Aber deswegen kann man doch nicht alles von früher in die heutige Zeit „versetzen“. Das wäre in meinen Augen eine große Lüge und außerdem Geschichtsverfälschung. Im Übrigen geht mir, weiblich, dieser „Wahn“, alles so zu verändern, dass es den Frauen „zugutekommt“, gehörig auf den Keks.

Kerstin Pilk