Ausstellung für Jung und Alt

1. April: Gauck: ,Le­bens­zeit neu struk­tu­rie­ren.‘ Politik und Wirtschaft sollten sich stärker als bisher auf die alternde Gesellschaft einstellen

Ich hatte das große Glück, live bei der Eröffnung „Dialog mit der Zeit“ dabei gewesen zu sein. Die Rede von Bundespräsident Gauck war lebendig und menschlich. Besonders erwähnenswert finde ich, dass die Ausstellung „Dialog mit der Zeit“ von Senioren-Guides erklärt wird. Die Älteste unter ihnen ist 93 Jahre alt, beeindruckend. Die Ausstellung ist ein Erlebnis für Jung und Alt und kommt hoffentlich 2016 nach Hamburg.

Dagmar Hirche

Unbegründete Bedenken

31. März: His­to­ri­ker warnt vor Pri­va­ti­sie­rung der Stadt. Hamburg verliere Kontrolle über seine Straßen

Aus welchem Jahrhundert stammt Architektur-Professor Gert Kähler? Bei der Aufstellung jedes Bebauungsplanes ist die Mitwirkung der betroffenen Bevölkerung gesetzlich vorgeschrieben: Sie ist aufgerufen, in öffentlichen Anhörungen ihre Bedenken und Anregungen zu artikulieren. Ohne deren angemessene Berücksichtigung kann ein B-Plan keine Gültigkeit erlangen. Jede geplante Baugenehmigung, jeder angekündigte Abriss schützenswerter Gebäude ruft interessierte Bürger auf den Plan, dieses zu verhindern. Was wäre Hamburg ohne seine Mäzene, seine Sponsoren, seine Interessengruppen? Sie alle setzen sich zum Wohl dieser Stadt ein. Ihrer Privatinitiative verdankt Hamburg ein Gutteil seiner Lebensqualität. Die BIDs sind Teil dieses Bürgerengagements. Sie handeln nicht willkürlich kommerziell-profitorientiert, sondern müssen ihre Pläne sowohl den zuständigen Behörden als auch den jeweils politisch verantwortlichen Bezirksgremien zur Abstimmung vorlegen. Herrn Kählers Bedenken sind unbegründet und passen nicht mehr in unsere Zeit.

Ulf Lafferenz

Erfolgreiche Ideen zulassen

Bei allem Respekt, aber Professor Kählers Standpunkt ist nicht leicht nachzuvollziehen. Was soll so falsch daran sein, wenn unsere öffentlichen „Außenwohnzimmer“ von der Bulgari- und Armani-Klientel subventioniert und so die öffentlichen Mittel zugunsten der Bürger in „Billstedt oder Lurup“ geschont werden? Letztere subventionieren nämlich schon Theater und Museen. Der Tummelplatz für die „gesamtstädtische Macht“ bleibt noch groß genug: Um stadträumliche Gestaltung aus einem Guss zu erreichen, haben sich die ÖPP-Partner selbstverständlich auf stringente Gestaltungssatzungen im Rahmen städtebaulicher Verträge festzulegen. Ach ja: Nicht jede erfolgreiche Idee sollte mit spitzen Fingern behandelt werden, nur weil sie aus Nordamerika stammt.

Rüdiger Soll

Es gibt keine Sicherheiten

31. März: Co-Pi­lot jahrelang sui­zid­ge­fähr­det. Debatte über ärztliche Schweigepflicht

Verständlich ist der Wunsch nach Sicherheit beim Fliegen und Bahnfahren insbesondere nach Katastrophen wie dem Absturz der Germanwings-Maschine. Schnell melden sich dann diverse, teilweise selbsternannte, Experten zu Wort, die flugs Verbesserungsvorschläge aus dem Hut zaubern. Fakt ist, dass Depressionen heutzutage mit einer hohen Erfolgsrate mit Psychotherapien behandelt werden können. Fakt ist auch, dass Vorfälle wie der vermutete Suizid des Co-Piloten, der offenbar den Tod vieler Menschen dabei in Kauf genommen hat, extrem selten auftreten. Wir Menschen wollen unseren Lebensraum immer sicherer und vorhersehbarer gestalten. Das ist verständlich, wir müssen aber lernen, damit umzugehen, dass es keine Sicherheiten gibt. Daran würde auch die Aufhebung oder Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht nichts ändern. Ich pflichte Herrn Montgomery bei, dass die ärztliche Schweigepflicht und das Patientengeheimnis ein hohes Gut unserer Demokratie sind, die nicht in Frage gestellt werden dürfen. Das wäre auch insofern fatal, weil es für psychisch Kranke die Schwelle, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, noch erhöhen würde. Im Übrigen ist die Entbindung von der Schweigepflicht im Notfall für Psychotherapeuten im bestehenden rechtlichen Rahmen möglich, insbesondere im Falle einer akut vorliegenden Suizidalität eines Patienten einhergehend mit der Gefahr von Selbst- oder Fremdgefährdung.

Vera Christlieb-Kühl, Dipl. Psychologin

Krimis statt Krankheitsfälle

31. März: Die Kommissarin geht um

Man kann Schauspielerin Dagmar Menzel nur gratulieren, dass sie es schon vor ihrer Berufung zur Tatort-Kommissarin ablehnt, in ihrer späteren Rolle weder mit einer Krankheit noch einer Macke oder einer krebskranken Mutter als Beiwerk behängt zu werden. Es vergeht doch kein Tatort mehr, in dem nicht einer der ermittelnden Beamten von seiner Arbeit durch eine penetrante Störung seiner direkten Umwelt oder noch direkter – seiner Psyche – vom Arbeiten abgehalten wird. Und damit von dem, was der Zuschauer eigentlich sehen möchte: seine Arbeit. Was die Drehbuchautoren sich heute alles einfallen lassen, um ihren Protagonisten mit Gewalt den Stempel „schräg“ mitzugeben, ist eine Zumutung und der totale Ausverkauf an Kreativität. Dialogschwache, mit Musik und gebrochenen Mitleids-Mimen überfrachtete Streifen haben wir jetzt genug gesehen. Wir wollen sonntags um 20.15 Uhr Krimis mit Fällen sehen, keine Krankheitsfälle.

Peter Hesseler

Durch Anbau verschandelt

27. März: Lu­xus­villa am Mittelweg ist Ziel von An­schlä­gen

Die beschriebenen Anschläge sind klar zu verurteilen. Dennoch ergeben sich bei diesem „Luxusensemble“ doch einige Fragen. Wieso kann bei einer denkmalgeschützten Villa das Dach modernistisch ausgebaut und die Rückwand der Villa total zugebaut werden? Der „wohl prachtvollste Altbau in Harvestehude“ ist durch den klobigen hinteren Anbau verschandelt und zu einem Protz- und Klotzbau geworden. Es entsteht der Eindruck, als ob hier schon wieder Verantwortliche in den Behörden ihre Augen verschlossen haben. Eine weitere Sünde in der Hamburger Baulandschaft.

Marion Daville