Weltoffenes Hamburg?

24./25. Januar: „Gericht stoppt Flüchtlingsheim an der Sophienterrasse. Antrag von Nachbarn erfolgreich“

Ich bin entsetzt und empört! Keine Flüchtlingsunterkunft in Harvestehude. Warum? Die Begründung der klagenden Anwohner lautet, es handele sich bei der Sophienterrasse um ein besonders geschütztes Wohngebiet. Ja richtig, Schutz und Wohnung, gerade das sollte den Flüchtlingen dort gegeben werden. Ist das der Geist der weltoffenen Hansestadt, die sich auch Tor zur Welt nennt und in der ich so gern wohne?

Reinhild Khan

Falsches Zeichen

Eine unfassbare Entscheidung des Verwaltungsgerichts. Was ist das für ein Zeichen an uns Hamburger? In Harvestehude mit seinen Superreichen sind Flüchtlinge also nicht hinnehmbar, stören sogar? Obwohl dort sogar ein Gebäude vorhanden wäre, das für die Belange dieser Menschen umgebaut wurde? In Neuwiedenthal ist es im Gegensatz dazu sogar möglich, Menschen in Containern unterzubringen. Dort klagt niemand. Vielleicht weil auch keiner klagen will, Flüchtlinge dort willkommen sind? Ein weiteres Zeichen für die Entsolidarisierung unserer Gesellschaft. Wie kommt das wohl bei den Flüchtlingen an? Es sagt doch „ihr seid hier nicht gewollt“. Dann wundert man sich, dass diese Menschen unsere Gesellschaft irgendwann ablehnen und Parallelgesellschaften entstehen, mit all ihren negativen Begleiterscheinungen. Ich bin entsetzt.

Andreas Gehrmann

Abwegige Bewertung

Der Harvestehuder Richter irrt sich bei seiner Bewertung der von Flüchtlingen zu erwartenden „Störungen“ für das „besonders geschützte Wohngebiet“, denn sie sind nicht größer, sondern weitaus geringer als im Durchschnitt: Flüchtlinge haben keine Autos und Motorräder, die Parkplätze belegen und für Motorenlärm sorgen. Da sie nicht berufstätig sind, verursachen sie keinen Berufsverkehr. Aufgrund fehlender Freunde und Verwandter in der Stadt fehlt es an Besucherverkehr. Da viele Flüchtlinge aus religiösen Gründen Alkohol ablehnen, ist auch nicht mit trunkenheitsbedingtem Gegröle zu rechnen. Und das vom Richter benannte Zubereiten von Mahlzeiten in Gemeinschaftsküchen verursacht insgesamt weniger Küchendünste, als wenn jeder selbst kochen würde. Das im Bebauungsplan niedergeschriebene Schutzziel des Wohngebietes wäre somit nicht gefährdet.

Bernd Dammann

Schnell Stellung beziehen

24./25. Januar: „Recht der Reichen? Gerichtlicher Stopp der Asylunterkunft Sophienterrasse hinterlässt üblen Beigeschmack“

Dem Leitartikel ist in jeder Hinsicht zuzustimmen. Das Gericht hätte auch zu einer anderen Entscheidung kommen können. Recht ist nämlich keine exakte Wissenschaft, sondern hat mit Auslegung und Bewertung zu tun. Die Entscheidung ist auch deswegen verheerend, weil sie der Politik alle Türen zum Abtauchen öffnet. Man hat es ja versucht, aber „leider“ wollte das Gericht nicht. Jetzt kommt es darauf an, dass der Senat schnellstens Stellung bezieht und umgehend dafür sorgt, dass auch Harvestehude seinen Beitrag dazu leistet, einer Menschenpflicht nachzukommen: der Hilfe für Flüchtlinge. Wenn es dem Senat nicht schnellstens gelingt, durch Taten nachzuweisen, dass die Flüchtlingshilfe eine Aufgabe der ganzen Stadt ist, die gleichmäßig auf alle Schultern und Stadtteile zu verteilen ist, dann droht der ohnehin bestehende Riss in der Gesellschaft und zwischen den Stadtteilen noch größer zu werden.

Tilman Stein

Aus dem Herzen gesprochen

Der Autor spricht mir aus dem Herzen. Wie überheblich müssen die Leute sein, dass sie mit gutem Gewissen vor das Verwaltungsgericht Hamburg ziehen, um ihre Anwesen vor den Flüchtlingen zu schützen, die für sie eine angebliche Störung darstellen. Was sollen denn die Bürger in den Stadtteilen sagen, die sich mit dem Flüchtlingsproblem tagtäglich in ihrer nächsten Umgebung auseinandersetzen müssen, wo es nicht nur um 200, sondern um mittlerweile an die 1000 Flüchtlinge geht.

Helga Jakobeit

Christliche Werte beleben

24./25.Januar: „Das Christentum schwindet“

Nicht nur das Christentum schwindet, sondern auch wesentliche Werte daraus, die eine stabile Gesellschaft braucht: Ehrlichkeit, Uneigennützigkeit, Bescheidenheit, mit den vorhandenen Mitteln auskommen, mit uns selbst, dem Anderen und der Schöpfung sorgsam umgehen. Das alles scheint im Zeitalter des Geldes nicht mehr viel zu gelten. All dies aber brauchen wir, um alle gut und gut miteinander leben zu können. Besinnen wir uns also auf unsere christliche und kulturelle Prägung.

Mark Gudow

Offenen Dialog führen

Die Konsequenz der Beobachtung von Herrn Jaschke, dass inzwischen die Mehrheit der Hamburger konfessionsfrei ist, sollte sicher nicht die Rückkehr zu den Religionen sein, sondern der offene, undogmatische Dialog über humanistische Werte, ein gutes Leben und eine freundliche Gemeinschaft. Dieser Austausch mit der konfessionsfreien Mehrheit ist derzeit nicht organisiert. Das liegt auch daran, dass die entsprechenden Vereine in Hamburg bisher von Medien und Politik ignoriert werden.

Christian Lührs

Überwege besser beleuchten

24./25. Januar: „Hamburgs gefährliche Kreuzungen. Seit 2011 sind an vier Verkehrsknotenpunkten 54 Radfahrer und Fußgänger verunglückt“

Solange wir so schlecht beleuchtete Fußgängerüberwege und eine Ampelschaltung haben, die es zulässt, dass Fußgänger und Radfahrer gleichzeitig mit den Autos Grünphasen haben, solange nehmen wir billigend in Kauf, dass es Tote geben wird. Es gibt gute Beispiele aus anderen Ländern. Dort sind Überwege hell ausgeleuchtet und wenn Fußgänger grün haben, steht der gesamte Autoverkehr. Wenn wir so nur ein Leben retten können, dann sollten wir das tun.

Andreas Uhl

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