Bitte genau hinschauen

31. Dezember: „Zu oft sind Vorurteile, ja gar Hass in deren Herzen“ – Bundeskanzlerin warnt in Neujahrsansprache vor Pegida-Demonstrationen

Deutsche Politiker und Medien werden nicht müde, eine unvoreingenommene und vorurteilsfreie Sichtweise auf Migranten und Asylbewerber einzufordern. Zu Recht. Schließlich begeht nur ein Bruchteil der zu uns kommenden Menschen Straftaten, taucht nach negativem Asylbescheid unter oder will sich nicht der Gleichberechtigung anpassen. Wenn es jedoch um die Pegida-Demonstranten geht, haben Politik und Medien kein Problem mit einer vorurteilsbehafteten Verallgemeinerung. Alle Demonstranten sind mindestens unsicher oder unwissend, in der Regel aber doch eher dumpf und rassistisch. Leider haben sich bisher nur wenige Politiker oder Medien einer Auseinandersetzung mit den Pegida-Thesen gestellt, sodass deren Kritik nicht überzeugt. Pegida ist nicht gegen Ausländer, sondern gegen einen unsystematischen und unkontrollierten Zuzug, bei dem jeder, der kommt, bleiben darf.

Ingo Grazner

Trabi oder Mercedes

29. Dezember: „Warum ich das Atlantic kaufte“

Wer krank geworden ist, möchte gesund und behandelt werden nach dem aktuellen Entwicklungsstand der Medizin. Dass er dabei entweder geheilt auf „Trabi-Niveau“ oder gesund wird in „Mercedes-Qualität“, ist eine perfide Erfindung von Krankenhauskonzernen, die Gesundheit nach dem Geldbeutel der Patienten verkaufen. Das verdanken wir solchen Leuten, die, wie Herr große Broermann von Asklepios, als persönliche Gesellschafter an der Krankenhausbehandlung verdienen wollen. Und die von ihren Profiten auch noch Hotels der Luxusklasse kaufen, um den superreichen Patienten aus Kuwait oder Katar das entsprechende Ambiente anbieten zu können. Den Kassenpatienten bleibt dann die „Trabi-Versorgung“ – betreut auf den Fluren neuer Bettenburgen von gehetzten Jungärzten und unterbezahltem Pflegepersonal bei einem katastrophalen hygienischen Niveau. Eine Horror-Vision, die der Staat mit kläglichen Kontrollmaßnahmen nicht mehr in den Griff bekommt, durch die sich ein Herr große Broermann aber in seinen Profitabsichten behindert fühlt. Fatalerweise hat der Hamburger Senat durch die Privatisierung der Krankenhäuser diesen Stein erst ins Rollen gebracht. Seine unsoziale Lawine kann er nun nicht mehr aufhalten.

Rainer Müller-Broders

Eigene Aufgaben erfüllen

Ohne Zweifel beschäftigen die Hamburger Asklepios Kliniken hervorragende Ärzte, Chirurgen und Pflegepersonal und genießen damit einen sehr guten Ruf. Eine Investition in ein Luxushotel mag aus der Sicht von Herrn Bernard große Broermann daher sinnvoll erscheinen. Mir und meiner Familie aus dem Hamburger Westen erschließt sich diese Investition nicht, solange die Asklepios Klinik Altona nicht modernisiert ist. Auf der Internistischen Station hatten wir ein winziges Zweibettzimmer, nur mit einem Waschbecken und Toilettenstuhl vor den Betten. Die Toilette auf dem Flur dieser Station wurde von Kranken und Besuchern genutzt! Ein mittlerer Standard auf allen Stationen mit einer modernen Heizungs- und Klimaanlage, Fenstern, die nicht im Laufe der Zeit blind geworden sind, und zeitgemäßen hygienischen Verhältnissen würde die gute ärztliche und pflegerische Versorgung perfektionieren. Kritik an staatlichen Regulierungen überzeugt nur, wenn Herr große Broermann seine eigenen Aufgaben verantwortungsvoll wahrnimmt.

Peter Schmidt

Zu viel ökonomischer Druck

Als ehemalige Mitarbeiterin in einem der Häuser des Asklepios-Konzerns fühlte ich mich unmittelbar von Ihrem Artikel angesprochen: Vonseiten des Herrn große Broermann sollte auch eine angemessene Reflexion bezüglich der vom Unternehmen selbst vorgeschriebenen Struktur der Personalaufstellung stattfinden. Der Wirtschaftlichkeitsaspekt zwingt viele hoch motivierte Mitarbeiter, sich unter diesem Druck ebenfalls wirtschaftlich zu verhalten, untereinander und gegenüber den Patienten; oder, wenn das misslingt, ausgebrannt aufzugeben. Warum muss ein Krankenhaus bis ins letzte Detail, bis zum freiwilligen, fürsorglichen, aber dem Konzern unwillkommenen, da zeitraubenden Engagement einzig unter ökonomischen Gesichtspunkten geregelt werden?

Gisela Kis

Werbung und Krawallshows

27./28. Dezember: „1.1.1985, 13 Uhr, City Nord“

Die größten Kritiker der Einführung des Privatfernsehens haben leider recht behalten. Während die öffentlich-rechtlichen Anstalten Fernsehen als eine Mischung aus Information, Bildung und vorwiegend gehobener Unterhaltung produzieren, erzielt das Privatfernsehen seine Quoten vorwiegend durch Senden von Krawall-, Blödel- und Betroffenheitsshows sowie drittklassigen US-Serien, garniert mit ganz viel Werbung. Kurz gesagt: ein Appell an die niederen Instinkte. Es ging nie um Vielfalt, sondern darum, dass sich die Medienkonzerne ein gewaltiges Stück vom großen Kuchen der Unterhaltung abschneiden wollten. Das Privatfernsehen hat maßgeblich zur Entstehung bildungsferner Schichten beigetragen, die den Tag mit Chips und Cola vor der Glotze verbringen.

Thomas Zimmermann

Gute Meldung vom HSV

29. Dezember: „Ein unglaubliches, intensives Jahr“

Muss die Mannschaft eigentlich immer nur schlechtgemacht werden? Es ist nicht alles perfekt. Die Mannschaft hat aber zum Beispiel die viertbeste Defensive der Liga. Außerdem gibt es insgesamt nur fünf Feldspieler, die in der Hinrunde immer präsent waren. Einer davon war: Johan Djourou vom HSV.

Bernd Frenzel

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