Kranke Selbstbemitleidung

23. August: „Die Enkel des Krieges. Viele Nachkommen der Kriegskinder sind geprägt vom Trauma ihrer Eltern“

Nun kommt eine Neuauflage jener Schuldzuweisungen an unsere Elterngeneration. Die Initiative wäre einfach als nicht wirklich ernsthaft abzulegen, würde nicht dieser schon krankhaften Selbstbemitleidung in der lieblosen und traumatischen Kindheit der Kriegsenkel in ihrer Zeitung zu viel Platz eingeräumt und die hohen Verdienste unserer leidgeprüften Mütter und Väter fälschlich geschmälert.

Johannes March

Produkt von Seelenklempnern

Was wird denn da für ein Fass aufgemacht? Menschen ab 40 schildern ihre dramatische Situation als Enkel des Krieges und geprügelte Generation unter nationalsozialistischer Pädagogik? Als jemand, der Jahrgang 1955 ist, und seine Kindheit und Jugend noch sehr klar in Erinnerung hat, verstehe ich nicht ansatzweise, wovon hier berichtet wird. Züchtigungen in der Schule und eine traumatisierte Elterngeneration habe ich weder selbst noch in meinem Umfeld erlebt. Ich kenne auch im Kreis gleichaltriger keinerlei Schilderungen in diese Richtung. Menschen die in ihrem Leben scheitern oder Probleme haben, gibt es in jeder Generation. Ein Zusammenhang wie in diesem Artikel hergestellt, ist wohl eher das Produkt übereifriger Seelenklempner.

Ingo Michaelis

Ach, nun fehlt auch das Geld?

29. August: „Was Hamburgs Hafen für ganz Deutschland leistet. Angesichts steigender Containerzahlen soll die Hinterlandanbindung über die Schiene gestärkt werden“

Die Gerichte haben noch nicht darüber entschieden, ob die Elbvertiefung überhaupt durchgeführt werden darf, und die Befürworter stellen jetzt, nachdem sie am liebsten bereits vollendete Tatsachen geschaffen hätten, fest, dass dafür noch das Geld fehlt! Ja, geht es noch? Es gibt noch sehr viele ungeklärte Fragen! Und, liebe Befürworter aus der Hafenwirtschaft, wie sieht denn euer Plan B für den nicht unwahrscheinlichen Fall des Verbots aus? Habt ihr überhaupt einen? Langfristig ist doch der Hamburger Hafen als Tiefwasserhafen nicht zu halten, da machen wir uns doch nichts vor! Die Natur ist auf Dauer stärker. Wie wäre es denn mit einer Kooperation mit beispielsweise Wilhelmshaven dergestalt, dass dort die Container auf Feederschiffe umgeladen und dann nach Hamburg weitertransportiert werden? Oder ist langfristig eine Verlagerung des Hamburger Hafens an die Küste unumgänglich? Liebe Befürworter der nächsten Elbvertiefung, ihr seid derart auf den Zustand fixiert, dass ihr mich an die berühmten drei Affen erinnert!

Rüdiger Ramm

Wilhelmshaven liegt brach

9. August: „Unser Hafen muss flexibler werden. Elbvertiefung vor Gericht, Staus auf Terminals“

Die facettenreichen politischen Meinungen stehen dem ganzen Projekt skeptisch gegenüber. Wir haben doch den WeserJadePort in Wilhelmshaven, der leider nicht ausgelastet ist und eher Sorgen bringt als Gewinn! Warum wird diese große Anlage nicht genutzt? Mein Mann und ich haben diesen Hafen vor Kurzem besuchen dürfen und waren beeindruckt, welche Möglichkeiten dort brachliegen. Welche Gründe stecken dahinter? Ein Hafen, der ja eigentlich gebraucht wird! Einen Beitrag darüber würde bestimmt nicht nur mich interessieren!

Dr. J. und M. Michels

Erbärmliche Gewinnzahlen

30. August: „Klinikgruppe Asklepios baut operatives Ergebnis kräftig aus. Steigende Patientenzahlen und Einsparungen schieben den Gewinn an“

Die steigenden Patientenzahlen und die nebenbei erwähnten Einsparungen schaffen dem Asklepios-Konzern ein 700 Millionen starkes Plus für weiteres Wachstum! Herzlichen Glückwunsch! Somit stehen reichlich Finanzmittel zur Verfügung zur Schaffung neuer Pflegestellen, um die derzeitigen durch Personalmangel bedingten gefährlichen Pflegezustände zu beenden. Sich mit einer jährlichen Gewinnerhöhung aus der Konsequenz von Personaldezimierung (frei werdende Stellen durch Mutterschutz oder Altersruhestand werden nicht nachbesetzt) zu profilieren ist erbärmlich! Was nützt uns ein perfekt organisiertes, flächendeckendes Rettungssystem, das unverzögert Notfälle in die Kliniken befördert, wenn vor Ort der nach deutschen Normen qualitätsüberprüfte Perfektionismus der Konzerngewinnoptimierung zum Opfer fällt, weil es an Personal fehlt, und der Notfall erst vier Stunden später weiterbehandelt wird, falls er dann noch lebt! Ja, die Aussichten sind gut, freuen sich die Damen und Herren der Konzernleitung sicher auf optimale Krankenhausversorgung, wenn sie selbst einmal auf Hilfe angewiesen sind.

Petra Zimmermann, Gynäkologin

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