Unternehmerisches Risiko

19. August: „Russland-Krise: EU-Kommission hilft Obst- und Gemüsebauern“

Es empört mich, wenn ich lese, dass die EU bereits in vorauseilendem Gehorsam der Bauernlobby mindestens 125 Millionen Euro vorab zusagt, bevor überhaupt irgendein Schaden entstanden ist. Jeder Unternehmer muss wegen der politischen Situation jetzt umdenken und umplanen, und es ist sein Risiko, wenn sein Russlandgeschäft sich aufgrund der Politik verschlechtert. Er muss andere Märkte finden – das ist das sogenannte kaufmännische Risiko. Warum kann man das nicht auch von Bauern erwarten? Warum müssen die Preise für Agrarprodukte in der EU, die ohnehin seit Jahrzehnten massiv mit unseren Steuergeldern gestützt werden, stabil bleiben? Warum kann man die Situation nicht nutzen, den Schulen und Kitas sowie den vielen Bedürftigen in der EU jetzt Obst und Gemüse, das Putin verschmäht, zukommen zu lassen?

Thomas Schwieger

Tarnen und Täuschen

19. August: „Kassenärzte wollen fünf Milliarden Euro mehr“

Die niedergelassenen Ärzte sind die bestbezahlte Berufsgruppe in Deutschland. Die durchschnittlichen jährlichen Einnahmen – nach Abzug der Praxiskosten – ergeben rund 165.000 Euro Reinertrag vor Versorgungsabsicherungen und Steuern. Zwischen 2007 und 2013 ergab sich ein Plus von annähernd 20 Prozent. Die größte Steigerung erzielten Augenärzte und Neurologen von über 35 Prozent. Die komplizierten Honorarabrechnungen werden als Grundlage neuer Forderungen mit den Begrifflichkeiten Leistungsumfang, Preiskomponente und Abstaffelungen begründet. Die Öffentlichkeit versteht kein Wort, selbst der selbstständige Arzt in seiner Praxis kann das nicht erklären. Es besteht der Verdacht, beiden Vertragspartnern seien derartige Begründungen, die an „Tarnen und Täuschen“ erinnern, sehr willkommen. Der Verhandlungspartner, die Gesetzliche Krankenversicherung, reagiert pflichtgemäß zwar ungehalten, aber letztlich muss ja der Beitragszahler die Zeche zahlen. Wo gibt es das in der freien Wirtschaft: Zum einen einigen sich die Ärzte und Krankenkassen auf erhöhte Honorare – zulasten der Beitragszahler/Patienten – und lehnen in einer anderen personellen Zusammensetzung übereinstimmend danach im „Gemeinsamen Bundesausschuss“ neue wissenschaftlich nachweisbare Therapien für Schwerstkranke ab.

Günter Steffen

Keine Glanzleistung

18. August: „Leichtathletik-Europameisterschaft – ,Goldener Schlusstag‘“

Wie kann man nur dieses Desaster so schönreden: Mit acht Medaillen hat der DLV nur die Hälfte seiner Prognose erreicht! Briten und Franzosen haben je 23 Medaillen. Es ist auch das schlechteste Ergebnis seit der Wiedervereinigung. Aber die Sportfunktionäre sind nie um Ausreden verlegen!

Gernot Körber

Deutliche Worte sind wichtig

16./17. August: „Muslime geißeln Terror im Irak“

Es ist erfreulich, dass nun endlich auch Vertreter des Rats der islamischen Gemeinschaften klare Worte über das Wüten des „Islamischen Staates“ gefunden haben, auch wenn es dazu erst einer Aufforderung von christlicher Seite bedurfte. Befremdlich bleibt aber die dargestellte Sicht der Ereignisse. Die USA sowie deutsche wirtschaftliche Interessen spielten demnach eine große Rolle bei der Entstehung des Terrors, während der Islam als Ursache mit keinem Wort erwähnt wird. Ist es wirklich eine gute Idee, diese Leute über die Gestaltung des Religionsunterrichts in Hamburg mitentscheiden zu lassen?

Wolfgang Altvater

Es gibt schon ein Europa-Lied

16./17. August: „93-Jähriger schreibt Europa-Hymne“

Warum eine neue Europa-Hymne? Wir hier in Hamburg hatten doch schon mal eine sehr schöne. In den 50er-Jahren lernten wir am Wilhelm-Gymnasium im Musikunterricht „Das Europa Lied“, welches auch bei Feiern vom Schulchor gesungen wurde:

„Das Europa, das wir wagen,

das wir all’ im Herzen tragen

allzeit seit Geschlechtern fort.

Abendland du der Geschichte

wisch den Staub dir vom Gesichte,

gürte dich und steh!“

Kann sich jemand erinnern, wer es komponierte und was aus dem Lied wurde? Die Melodie war mitreißend und wurde von uns gerne gesungen. Ich kann sie immer noch summen.

Frank Abels

Warum wird Hotel geweiht?

15. August: „Grundstein für das ,beste Hotel‘“

Eine Hamburger Pröpstin weiht doch tatsächlich den Bau eines überflüssigen Luxustempels eines in der Schweiz lebenden Milliardärs. Kein Krankenhaus, kein Kindergarten, keine soziale Einrichtung, sondern ein Prunkhotel, in dem zukünftig auch manch halbseidener Geldadel absteigen wird, der direkt oder indirekt sein Geld mit den Kriegen dieser Welt verdient hat. Kaum zu glauben. Aber richtig gespannt bin ich jetzt auf den moralischen Aufschrei jener Kirchenleute, die sich vor einem Jahr noch über das Engagement des Kirchenkreises Hamburg-Ost aufgeregt haben, als dieser sich für einen gemeinwohlorientierten Rückkauf der Energienetze starkmachte.

Manfred Braasch

Gezielt spionieren

18. August: „BND spioniert Nato- Partner Türkei aus“

Ist es nicht gerade die Aufgabe eines Geheimdienstes, bei klaren Verdachtsmomenten Spionage zu betreiben? Mit dem Ziel, der Politik Mittel an die Hand zu geben, zu handeln und daraus Konsequenzen zu ziehen! Das ist ja der Unterschied zum Vorgehen der amerikanischen NSA, die alles und jeden „ohne Verdachtsmomente“ abhört oder überwacht, während der BND ganz gezielt aufgrund von Indizien in Bezug auf die Türkei aktiv wurde. Regen wir uns lieber über Entwicklungen in der Welt auf, die es wert sind, wie die Situation in der Ukraine und dem Irak, und wo zu hoffen ist, dass alle Formen der Eskalation über die Politik – und via Waffen im Irak – verhindert werden können.

Sven Jösting

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