Dem Bürgerwillen verpflichtet

5. August: „Der Bundestag streitet über Sterbehilfe. Der Widerstand gegen die Unionspläne für ein Verbot wächst“

Die Umfrage der Schwenninger Krankenkasse zeigt deutlich, dass die große Mehrheit der Befragten die aktive und passive Sterbehilfe befürwortet. Diesem Votum der Bevölkerung sollten sich unsere Volksvertreter verpflichtet sehen und keine Gesetze beschließen, die mündige Bürger bevormunden. Der EKD-Chef Schneider befürwortet auch ein Verbot der organisierten Sterbehilfe, würde aber seine krebskranke Frau zu einem Suizid in die Schweiz begleiten. Hochachtung für seine Ehrlichkeit, makaber aber: Seiner Frau will er Leiden ersparen, aber anderen zumuten.

Dietmar Johnen-Kluge

Identität geht verloren

4. August: „Die deutsche Sprache, ein Standortnachteil? Die Begründung der Hamburger SPD, Gerichtsverhandlungen auch auf Englisch abzuhalten, mutet seltsam an“

Eine Nation, die es zuließe, dass in ihrer Gesellschaft vor Gericht fremdsprachlich verhandelt wird, würde ihre nationale Identität in einem der wichtigsten gesellschaftlichen Bereiche verlieren. Mindestens 90 Prozent der Bevölkerung in der Bundesrepublik wären gar nicht in der Lage, vor Gericht juristisches Fach-Englisch zu verstehen. Ein Gerichtswesen nur noch im Interesse von verschwindend kleinen Minoritäten? Wäre das „demokratisch“? Experten schätzen, dass schon jetzt zumindest ein Drittel der deutschen Bürger Schwierigkeiten hat, komplizierteren Verhandlungen vor Gericht zu folgen, obgleich auf den Sitzungen immerhin Deutsch gesprochen wird.

Dr. Manfred Schwarz

Später Aprilscherz

Ich hatte die Absicht der Senatorin, Englisch als Gerichtssprache einzuführen, zunächst für einen verspäteten Aprilscherz gehalten. Die logische Konsequenz wäre, bereits im Kindergarten die englische Sprache als allein verbindlich einzuführen, auch um Zuwanderern die Integration zu erleichtern. Die Verfassung der Freien und Hansestadt Hamburg sollte demgemäß nicht mehr in Hoch- und Plattdeutsch, sondern nur noch in Englisch für die Bürger verbindlich sein. Ich kann nur hoffen, dass der Erste Bürgermeister hier rechtzeitig die Reißleine zieht.

Franz-Christian Semrau

Verfassungswidrig?

Klug und stilistisch sehr gewandt zeigt der Autor die ganze Abstrusität dieses Vorstoßes von Senatorin Schiedek auf. Für mich ist dieser Plan ein weiteres Stück Souveränitätsabgabe, und er trägt meiner Meinung nach die Verfassungswidrigkeit auf der Stirn.

Jochim Trede

Tragödie für den Einzelhandel

4. August: „Busbeschleunigung Uhlenhorst: 35 Parkplätze fallen weg“

Durch den Wegfall der 35 Parkplätze auf der Uhlenhorst werden etliche Einzelhandelsgeschäfte und Restaurants in den nächsten Jahren schließen müssen. Wer es nicht glaubt, muss sich nur die Situation an der Hoheluftchaussee West anschauen, wo Dutzende Geschäfte leer stehen, weil es keine Parkplätze gibt. Oder mit den Einzelhändlern am Siemersplatz sprechen, die während der monatelangen Bauarbeiten und durch Wegfall der Parkplätze Umsatzeinbußen von 70 Prozent hinnehmen mussten und einige gerade so überlebt haben. Denn weder Busgäste noch Radfahrer kompensieren viele Spontaneinkäufe mit dem Auto. Dem Senat scheint es egal zu sein, ob Arbeitsplätze verloren gehen und Steuereinnahmen wegfallen. Ohnehin kämpft der Einzelhandel mit dem Internetversand ums Überleben, diese unsinnigen Baumaßnahmen werden einigen Händlern den Rest geben. Die angeblich so gestiegenen Fahrgastzahlen sollten endlich einmal von der Hochbahn validiert werden. Die meisten Busse fahren überwiegend mit einer Auslastung von unter 30 Prozent, nur montags bis freitags morgens und abends sind sie voller. Dafür die ganze Stadt umgraben?

Volker Kamm

Interessante Erkenntnisse

4. August: „Experiment. Männer & Frauen in Hamburg in Prozent“

„Experiment“ geglückt. Das Thema „Männer und Frauen in Hamburg“ vermittelt hochinteressante Erkenntnisse, die zum Nachdenken anregen. Wäre das Thema in Schriftform mit tabellarischer Statistik abgehandelt, hätte das sicherlich nur eine bescheidene Zahl von Lesern gefunden. Anders die großzügige grafische Darstellung, die Neugierde weckt und einfach zum Angucken verführt. Ein gelungener Beitrag zur Förderung des Gemeinsinns und der Allgemeinbildung.

Egon Gerhardt

Besondere Verantwortung

1. August: „Ohne Rücksicht auf Verluste. Israel und die Hamas stellen weitreichende Forderungen für ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen“

Etwa 800 Ebola-Tote. Die Welt schickt Experten. Fast 1500 Tote in Gaza/Israel. Die Welt schickt keine Experten. Auch nicht Deutschland mit seiner selbst erklärten besonderen Verantwortung für Israel, die hoffentlich auch Verantwortung für Palästina einschließt.

Hans-Peter Hansen

Verpasste Möglichkeit

1. August: „Siegerentwürfe für Neue Mitte Altona vorgestellt. Architekturwettbewerb entschieden“

Was hat die Oberbaudirektion in Hamburg gelernt? Nichts. Gar nichts. Nach den Bausünden der 50er-, 60er- und 70er-Jahre folgen nun die des neuen Millenniums. Olaf Scholz meinte vor Kurzem, man wolle sich künftig an den erfolgreichen Wohnkonzepten der Stadtteile Eimsbüttel, Eppendorf und Winterhude orientieren, wo Altbauten ein Miteinander von Wohnen, Leben und Arbeiten ermöglichen, und dies in einem optisch ansprechenden Stadtbild. Und was für Siegerentwürfe werden nun für Altonas neue Mitte präsentiert? Klotzige Wohnblocks à la HafenCity. Gesichtslos, ohne Charme und Stil. Wieder einmal nur nullachtfünfzehn. Was hätte man hier für Möglichkeiten gehabt. Wieder alles vertan. Schade. Hoffen wir also, dass es in Zukunft einmal besser wird. Wieder einmal.

Andreas Schmoock

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