Bürger sind nicht nur Sparer

7./8./9. Juni: „Sparen wird bestraft. Die Finanzminister entschulden sich im Schlaf, die Bürger zahlen. Der teure Preis Europas“

Natürlich haben seit geraumer Zeit Sparer das Nachsehen gegenüber Schuldnern, aber die Bürger sind eben bei Weitem nicht nur Sparer. Sie sind zum Beispiel auch Arbeitnehmer. Wenn Arbeitsplätze sicherer werden, weil niedrige Zinsen Investitionen und Konsum anregen, dann ist dies selbstverständlich als positiver Effekt gegenzurechnen. Bürger sind darüber hinaus auch Kreditnehmer. Niedrigere individuelle Kreditbelastungen, zum Beispiel im Rahmen einer Immobilienfinanzierung, kann man wohl kaum per se als schädlich ansehen. Und schließlich sind Bürger auch Steuerzahler oder Empfänger staatlicher Leistungen. Ich kann nicht erkennen, dass eine Staatsentschuldung, die dadurch zustande kommt, dass der Zinssatz niedriger als das Wachstum ist, schlecht sein soll. Die Alternative wären Steuererhöhungen, das weitere Kürzen sozialer Leistungen und Einschnitte bei den Renten. Ist dies wirklich die bessere Alternative für die Menschen? Ich denke nicht.

Sven Kanter

Zum Scheitern verurteilt

Schon lange ist den Deutschen ihr Land zwar lieb, aber zu teuer geworden. Bis zur Einführung des Euro war die EU noch in Ordnung. Nun aber zahlen und bürgen wir für Länder, die vorher weder eine Hartwährung noch eine rigide Bundesbank besaßen. Geld kommt von Gold, Währung von Wahrung, in unserer Zeit ist Vertrauen jedoch die alleinige Basis. Dieses hat die EZB nach Eurobonds und den jüngsten Maßnahmen nun nachhaltig zerstört und damit ist auch der Euro zum Scheitern verurteilt. Lieber eine geregelte Währungsreform mit voraussehbaren Härten und Verwerfungen als die Gefahr eines katastrophalen Kollapses von Euro plus EU.

Kai-H. Long

Keine gute Basis

7./8./9. Juni: „Mehrheit spricht sich für Turbo-Abi aus. Schulbehörde präsentiert Ergebnis einer Online-Umfrage. Volksinitiative übt Kritik“

Hamburg hat sich längst entschieden: Wer seinen Kindern das Abitur ermöglichen will, wählt zwischen G8 und G9 und damit zwischen Gymnasium und Stadtteilschule. Das spiegelt sich im Ergebnis der Online-Umfrage des Senates wider. Dass Frau Kirsch dies nicht passt, gipfelt in der despektierlichen Aussage, die Ablehnung ihrer Initiative sei die Meinung der Gremien, nicht die der Eltern. Dabei haben die betroffenen Eltern diese Gremien gewählt. Frau Kirsch bietet leider nicht mehr außer: „Früher war alles besser.“ Keine gute Basis, in Ruhe und Augenmaß beide Schulen positiv fortzuentwickeln.

Markus Manke

Politik handelt fahrlässig

7./8./9. Juni: „Feuerwehr setzt Praktikanten wie ausgebildete Retter ein. Scharfe Kritik am Sparkurs der Innenbehörde. Nachwuchssorgen nehmen zu“

Bei der Feuerwehr fehlt das Geld für neue Wachen und angemessene Ausrüstung, während der Senat sich um eine Austragung der Olympischen Spiele bemüht. Mit nur einem Bruchteil der Kosten, die eine Olympia-Austragung verschlingen würde, könnte man die Feuerwehr sanieren und zukunftsfähig ausrüsten. Ein Senat, der so etwas zulässt, handelt zum erheblichen Nachteil der Bürger, die im Notfall auf schnelle und professionelle Hilfe angewiesen sind. Ein klares Beispiel dafür, dass die Politik grob fahrlässig handelt.

Tobias Malota

Plattgemacht

7./8./9. Juni: „Behörde stoppt Taxi-Konkurrenz Wundercar“

Eine energie- und verkehrspolitische Initiative wird mal wieder von Politik und Bürokratie zugunsten Partikularinteressen plattgemacht. Jeder Fahrzeugkilometer, der mit mehr als einer Figur an Bord zielgerichtet zurückgelegt wird, spart mindestens 50 Prozent der Energie pro Personenkilometer und etliche Kilometer Stau. Bei Taxen zählt das nicht, denn der Fahrer muss da zum Fahrzeug gerechnet werden, und am Ende der Kundenfahrt fahren sie meist leer wieder zum nächsten Einsatz. Klar, wer nur zum Aufsammeln von Fahrgästen „herumgondelt“, ist damit gleichzusetzen, nur wer ohnehin eine bestimmte Strecke zu fahren hat und dabei jemanden mitnimmt, ist in diesem Sinn erlaubt.

Claus Linhart

Quartiere anschließen

6. Juni: „Serie über Hamburgs Infrastruktur. Teil 3: U- oder Stadtbahn?“

Nur Bahnanschlüsse sorgen für Akzeptanz beim Bürger und werten Quartiere auf. Dafür reichen schon Abzweigungen, wie sie zum Beispiel für den Flughafen erfolgreich realisiert wurde, ohne gleich eine komplette Linie durch Hamburg graben zu müssen. Noch eine Linie über den Hauptbahnhof ist gar nicht das Anliegen, sondern allein der Anschluss an das Netz. Für diese Anschlüsse bieten sich die schon öfter genannten Stationen wie Farmsen, Hagenbecks Tierpark oder Rübenkamp an. Auch sehe ich keine Notwendigkeit, bereits bestehende Strecken wie die S 4 auszubauen, solange viele Quartiere überhaupt nicht an das Netz angeschlossen sind. Die Bürger in Osdorf, Lurup, Steilshoop, Bramfeld, Rahlstedt-Ost und anderswo wären froh, wenn sie überhaupt eine Bahnstation in ihrer Nähe hätten. Eie die Bahn dann heißt, ob U-, S- oder Straßenbahn, ist egal.

Günther Winkler

Rücksicht statt Gequake

5. Juni: „785 Wörter, die Hamburgs Grundschüler lernen müssen. Senator will Rechtschreibung verbessern“

Wie schön, dass das Wort „quaken“ nun endlich einmal korrekt von den Grundschülern geschrieben werden soll. Dieser Begriff taucht sicherlich sehr häufig im Wortschatz auf. „Vorsicht“ und „vorsichtig“ werden ebenfalls eingeübt. Das ist sicherlich sehr gut, aber ein Wort habe ich vermisst: „Rücksicht“. Warum fehlt es? Weil es Rücksicht sowieso sehr häufig gar nicht mehr gibt? Wäre aber das nicht Anlass genug, um diesen Begriff und seinen Inhalt den Schülern gleichzeitig mit der Schreibweise zu erläutern? Schade, denn hier wurde wohl eine Chance vertan. Aber vielleicht besinnen sich die zuständigen Fachleute noch darauf, dass viel Gequake weniger bringt als Rücksicht.

Beate Matthes

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