Unerträgliches Possenspiel

3. Juni: „Briten raus? Wie die EU auf Camerons Erpressungsversuch reagieren sollte“

Die Abstimmung für einen EU-Kommissionspräsidenten präsentiert sich als unerträgliches, undemokratisches Possenspiel und ist Verrat am Wähler. Es ist unverständlich, wieso bei zwei Anwärtern für diesen Posten nicht eine geheime, demokratische Abstimmung aller Mitgliedstaaten im EU-Parlament erfolgen kann. Was ist das für ein Verständnis von Demokratie, wenn diese Herrschaften zwar über Gesetze und Regularien für viele EU-Bürger entscheiden, jedoch nicht in der Lage sind, zwischen zwei zur Verfügung stehenden Kandidaten in einer Parlamentswahl abzustimmen und das Ergebnis zu akzeptieren.

Eleonore und Klaus Hellberg

Krebs tut erst mal nicht weh

2. Juni: „Mammografie-Screening: Nicht einmal jede zweite Hamburgerin zwischen 50 und 69 nahm zuletzt teil. Politiker fordern bessere Aufklärung“

Viele Frauen waren noch nie an Vorsorge interessiert, werden es in Zukunft auch nicht sein. Krebs tut erst mal nicht weh. Aber wie kann es sein, dass ein Radiologe es infrage stellt, zur Vorsorge zu gehen. Ich bin zweimal an Brustkrebs erkrankt. Ich lebe ganz klar nur deswegen, weil ich mich in den letzten 18 Jahren regelmäßig habe untersuchen lassen. Die Vorsorge ist nicht das Problem, sondern das Tabuthema Krebs.

Astrid Saggau

Glückliche Kindheit

31. Mai/1. Juni: „Wir Kinder der Schanze. Professor Rainer Nicolaysen erinnert sich an seine Jugend zwischen Bahndamm und Schulterblatt“

Ich bin von 1950 bis 1962 in Altona aufgewachsen, in der Juliusstraße. Meine Schule war im Dohrnweg, die Flora mein Kino, Sonntag 15 Uhr Jugendvorstellung, 50 Pfennig Eintritt. Aus unserer Zweizimmerwohnung ging der Blick auf die Rückseite der Flora und den Bunker. Das Gelände war ein Trümmergrundstück mit ein paar kleinen Lehmhügelchen. Ein toller Spielplatz für uns. Die in den Lehm gebauten Straßen und Tunnel für unsere Spielzeugautos überstanden jeden Regenguss. Der später gebaute Spielplatz war langweilig. Für eine glückliche Kindheit war alles da, was man brauchte. Eine kleine Rollschuhbahn an der Straße zwischen S- und U-Bahn Sternschanze, meine Rollschuhe hatten noch Metallräder. Sie waren so schwer, dass man kaum die Füße heben konnte. Am Wasserturm konnte man prima rodeln. Was mir damals merkwürdig vorkam, war, dass ich die alten dicken „Kökschen“ im Tante-Emma-Laden nicht verstehen konnte. Sicher sprachen sie platt. Meine Eltern waren Kriegsflüchtlinge aus Westpreußen.

Margot A. Schulze

Bestürzende Meldung

31. Mai/1. Juni: „Seeleute tot, weil Holz feucht war? Drama auf deutschem Kümo in England“

Mein Kapitänsexamen und mein letzter Bordeinsatz liegen 46 Jahre zurück, doch mein Herz schlägt immer noch für alles, was mit der Seefahrt zu tun hat. Mit Bestürzung und Trauer habe ich von dem Tod der drei Seeleute auf dem Kümo „Suntis“ gelesen. Obwohl alle Nautiker über Laderaummeteorologie und mögliche ausströmende Gase aus Ladungsgütern Bescheid wissen, kommt es immer wieder zu Unfällen bei Sauerstoffmangel. Aus dem Bericht geht nicht hervor, ob die Luken zur Belüftung abgedeckt oder geöffnet worden sind. Wenn dies nicht der Fall war und nicht mit einem Gasspürgerät oder einer Grubenlampe die Atmosphäre des Laderaums geprüft wurde, war der Einsatz zu Arbeiten im Laderaum sehr unfallträchtig. Es ist bedauerlich, dass die Hilfeleistung des Steuermanns der „Suntis“ zu seinem eigenem Tod geführt hat, aber es war seine Absicht, zwei Männer seiner Besatzung zu retten. Gott segne sie alle.

Jörg Rowe

Bremst Google für Katzen?

31. Mai/1. Juni: „Fahren ohne Steuermann. Selbst lenkende Autos sollen zukünftig den Verkehr dominieren – Google stellt seinen ersten Prototyp vor“

Bremst Google für einen Bolzenschneider oder einen Fußball auf der Fahrbahn? Für eine Katze? Für ein Kind, dass sich losgerissen hat? Oder wird weitergefahren oder auf die Gegenfahrbahn gelenkt? Im Notfall lieber mit einem Radfahrer zusammenstoßen oder mit einem Geländewagen? Wie werden die Fahrzeuge programmiert? Am Ende entscheidet ein amerikanischer Großkonzern, wer im deutschen Straßenverkehr überleben darf.

Bernhard Koch

Immer der gleiche Fehler

28./29. Mai: „Schulversuch mit neuen Medien. Eigener Laptop statt Schulheft“

Aus meiner Sicht liegt es daran, dass 80 Prozent der Abstimmenden nicht darüber informiert sind, wie sinnvoll man diese Werkzeuge einsetzen kann. Bundesländer wie Bayern und Nordrhein-Westfalen machen darüber die Lehrerfortbildung, an der Uni Münster werden die Lehramtsstudenten damit unterrichtet. Hamburg macht immer wieder den gleichen Fehler, was Eigenes „basteln“ zu wollen, was Millionen kostet. Dabei kann man es fast zum Nulltarif bekommen. Man muss es nur wollen. Zwei Probleme sind leider nicht so ohne Weiteres zu lösen: Die Schulbuchverlage mauern, und 97 Prozent der Lehrerschaft auch. Diese Lehrkräfte muss man schulen und unterstützen. Der Unterricht wird für alle Teilnehmer besser, man bekommt es aber nicht geschenkt.

Carl-Heinz Mueller

Grundausstattung erneuern

Es gibt zwar mittlerweile an jeder Schule einen PC-Raum und zum Teil auch Arbeitsstationen in den Klassen, jedoch können diese nicht immer genutzt werden. Aktuell können an einigen Schulen keine Rechner benutzt werden. Die Lizenz für das Betriebssystem ist ausgelaufen. Hinzu kommt, dass diese Rechner mit dem neuen Betriebssystem nicht kompatibel sind, weil diese zum Teil älter als zehn Jahre sind. Bevor die Schulbehörde jetzt diese tollen Projekte für einige wenige Schüler startet, sollte sie lieber für eine Grundausstattung an den Schulen sorgen, die es allen Schülern zumindest zeitweise erlaubt, mit neuen Medien zu arbeiten.

Stephan Klöckner

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