Nicht gerechtfertigt

30. Mai: „Unter schlechtem Stern. Werbedreh-Unfall, Führerschein-Entzug, Pinkel-Affäre: Löws Vorbereitung läuft nicht rund“

Medienwirksam wird in der Öffentlichkeit der Eindruck erweckt, dass Fußballdeutschland eine Titelchance bei der WM hat. Aus fachlicher Sicht ist dieser Optimismus nicht gerechtfertigt. Weder die deutschen Nationalspieler noch Herr Löw haben die notwendige fußballerische Qualität bzw. die taktische Fähigkeit, Italien oder Spanien zu besiegen. So wird nach der WM das vorzeitige Ausscheiden wieder einmal schöngeredet und auf die EM 2016 gehofft.

Joachim Sack

Scheineinfluss

28./29. Mai: „Olaf Scholz stellt kompliziertes Wahlrecht zur Diskussion“

Bevor man das Wahlrecht erneut zur Disposition stellt, sollte man sich an den Bundesländern orientieren, in denen das Mehrstimmenwahlrecht mit der Möglichkeit, auch Stimmen auf mehrere Kandidaten zu verteilen, sehr gut läuft, weil die Erfahrung dort über die Jahre groß ist. In Hamburg gab es 2008 wegen der kurzfristig eingeführten „Relevanzschwelle“ nur einen Scheineinfluss des Wahlvolks, was der Glaubwürdigkeit nicht guttat. 2011 war das anders, aber bis heute hat sich die Politik weitgehend nicht auf dieses Wahlrecht eingestellt. Wenn Wahlkreise nicht als Aufgaben während der Legislaturperiode, sondern nur kurz vor der Wahl als Kampagnenfeld wahrgenommen werden, dann muss man sich nicht wundern, wenn Personen auf dem Stimmzettel für den Wähler weitgehend unbekannt sind. Und was die langen Wahlzettel betrifft, warum gibt es nicht ein flächendeckendes Aufklärungsprogramm, z. B. in Seniorenheimen, unterstützt von den Parteien und der Landeszentrale für politische Bildung?

Peter-Uwe Becker

Unfreiwillig

28./29. Mai: „Hamburg macht den Weg frei für Radfahrer. Zwei neue Schnelltrassen führen bald links und rechts der Alster in die Innenstadt“

Eine überaus treffende Headline, wenn auch etwas anders zu interpretieren: Schon lange machen mein Hund und ich in Harvestehude/Rotherbaum den rasant fahrenden Radfahrern den Weg frei – allerdings (unfreiwillig) auf den Bürgersteigen!

Annelie Uphues

Mühsame Aufklärung

26. Mai: „Frauenhasser tötet sechs Menschen. Amoklauf in Kalifornien. Frustrierter Sohn von Hollywoodregisseur Peter Rodger hatte seine Bluttat geplant“

Der Eltern-Verein Autismus Hamburg e. V. setzt sich seit Jahren für die Interessen und Inklusion von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung ein. Als betroffene Eltern erfahren wir täglich, wie mühselig und aufwendig es ist, über Autismus aufzuklären und um Verständnis und Geduld für unsere Kinder zu werben. Am vergangenen Montag erschien der Artikel mit einem Informationskasten über das Asperger-Syndrom. Die Fragmente ihrer Erklärung im Zusammenhang mit dem Artikel erwecken den Eindruck, dass Asperger-Autisten zu Gewalttaten neigen. Es gibt in der Tat keine wissenschaftlichen Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Menschen mit Asperger und einer erhöhten Gewaltneigung. Als Eltern betroffener Kinder wissen wir, dass unsere Kinder eher Opfer von Mobbing und Ausnutzung sind. Solche irreführenden Informationen erschweren es den Eltern, die Inklusion ihrer Kinder in alle Lebensbereiche zu unterstützen.

Antje Horn-Engeln, stellvertretend für den Vorstand Autismus Hamburg e.V.

Fraglicher Nutzen

Zur Ukraine-Berichterstattung

Ukraine-Krise? Wer hat denn angefangen? Ohne das Assoziierungsangebot Europas würde Janukowitsch immer noch eine – höchst problematische – Ukraine regieren, und Putin wäre nicht in den strategischen Zugzwang geraten, die Krim zu annektieren. Ohne das Assoziierungsangebot Europas würde Putin immer noch mit den demokratischen Widerständen im eigenen Land zu kämpfen haben. Inzwischen ist er – merkwürdigerweise – zum russischen Nationalhelden mutiert! Welchen Gewinn oder Nutzen bringt es, sich die Ukraine oder gar Moldawien und Georgien als – wie auch immer – Europa zugehörig vorzustellen? Sieht denn keiner, dass wir den Frieden und die Wirtschaft in Europa und der Welt leichtfertig aufs Spiel setzen? Wofür denn nur? Was würden die USA wohl sagen und befürchten, wenn Putins wirtschaftliche und militärisch-strategische Einflusssphäre plötzlich an der mexikanischen Grenze enden würde?

Jürgen Reinhardt

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