Dem Gemeinwohl verpflichtet

1. April: „Hausbesitzer wollen Pakt mit Scholz kündigen. Bürgermeister plädiert für Mietpreisbremse“

Es scheint immer noch viele Zeitgenossen zu geben, die der Meinung sind, die staatliche Verwaltung habe in erster Linie den Unternehmern und Kapitalbesitzern zu dienen. In diesem Zusammenhang wird dann gern davon gesprochen, man verschrecke Investoren. Dass das Geschehen in unserer Stadt von Investoren maßgeblich bestimmt wird, ist hingegen für jedermann ersichtlich. Der Senat und der Erste Bürgermeister sind jedoch dem Gemeinwohl verpflichtet. Dazu gehören auch bezahlbare Mieten, und wenn diese nicht auf dem Wege von Selbstverpflichtungen zu erreichen sind, müssen halt Zwangsmaßnahmen ergriffen werden. Wohnen ist ein Grundbedürfnis und bedarf somit des besonderen Schutzes der öffentlichen Verwaltung.

Peter Westendorf

Grundrechenarten reichen aus

31. März: „Mathe-Abitur: Niveau in Hamburg sinkt deutlich“

Mathematik wird meines Erachtens überbewertet. Ich bin eher ein Sprachentyp und konnte in Zeiten der reformierten Oberstufe in NRW mein Abitur erlangen. Dort habe ich Mathe ab Jahrgang 11 abgewählt und mit Biologie, Deutsch, Englisch und Erziehungswissenschaften meine Prüfung erfolgreich abgelegt. Im Grundstudium quälte ich mich noch einmal durch drei Semester Mathematik, seitdem habe ich „mathefrei“. Im Alltag komme ich nun seit 30 Jahren ausschließlich mit den Grundrechenarten und dem Dreisatz prima zurecht. Es gibt viele Menschen, die zu der abstrakten Welt der Mathematik keinen Zugang finden. Wozu also Schülern, die keine naturwissenschaftliche Laufbahn einschlagen wollen, ihre Zukunft mit komplizierten Prüfungsaufgaben in einem überbewerteten Pflichtfach verbauen?

Petra Stessun

Mannschaft lebt vom Zufall

31. März: „HSV am Boden. Gut gespielt, aber verloren. Nur noch sechs Spiele, um den Abstieg zu verhindern“

Die ganzen Trainerwechsel haben nichts gebracht, von Marwijk war der einzige Trainer mit Qualität, überhastet musste er gehen. Die Misere des HSV liegt in seiner Führung. Slomka wurde in Hannover wegen Erfolgslosigkeit entlassen, in Hamburg quält er sich von Spiel zu Spiel. Dass zwei Spiele unter ihm gewonnen wurden, konnte er nicht verhindern. Jetzt heißt es Lassoga, Lasogga – da steht aber eine Mannschaft auf dem Platz und kein Einzelspieler. Diese Mannschaft lebt zum großen Teil vom Zufall, das ist jede Woche deutlich zu sehen. Nur eine noch schlechtere Mannschaft kann den HSV retten.

Hans-Jürgen Lorenz

Ein einziges Trauerspiel

Der HSV ist sich wieder einmal treu geblieben und hat im entscheidenden Moment nicht gewinnen können. Auch wenn die Kicker diesmal eine respektable Leistung boten, reichte es nicht für den dringend benötigten Sieg. Der Zug für den chronischen Leistungsverweigerer HSV dürfte damit endgültig abgefahren und der erstmalige Abstieg in die Zweite Liga unvermeidlich sein. Da helfen weder die treuen HSV-Fans noch ein erneuter Trainerwechsel: Die Mannschaft bringt einfach keine Leistung. Und der überbezahlte Mannschaftskapitän van der Vaart bringt außer Sprechblasen nichts zustande – ein einziges Trauerspiel.

Helmut Jung

Kindern fehlt der Schlaf

29./30. März: „Die Sommerunzeit. Das Vorstellen der Uhr ist sinnlos und sorgt nur für Stress“

Der Kommentar spricht allen Eltern kleiner Kinder aus der Seele. Bei der Umstellung auf die Sommerzeit wollen die lieben Kleinen nicht ins Bett – ist ja noch hell draußen –, und morgens fehlt der Schlaf. Nach der Umstellung auf die Winterzeit stehen wir gern auch sonntags mal um fünf Uhr morgens auf. Es wäre ja eigentlich schon sechs Uhr. Wie schön, wenn man „mehr“ vom Tag hat. Bis ein normaler Rhythmus drin ist, dauert es schon ein wenig. Mal ehrlich, wer braucht so etwas?

Familie Karpa

Kopenhagen baut Stadtbahn

29./30. März: „Schnelle Busse, laute Proteste. Das Senatsprogramm zur Busbeschleunigung ist umstritten“

Auf der ganzen Welt wurde erkannt, dass viele Verkehrsachsen am besten mit Verkehrsmitteln zwischen 140 Plätzen und 800 Plätzen bedient werden. Auch Kopenhagen ist zu diesem wenig überraschenden Ergebnis gekommen und baut aktuell an einer neuen Stadtbahn. Nur der Hamburger Senat hält kompromisslos daran fest, dass eine Verdreifachung der heutigen Kapazität schon in wenigen Jahren nicht ausreichend wäre. Gleichzeitig zeigt der Senat am Beispiel S4, dass in drei Jahren eigentlich keine Planung einer Schnellbahn möglich ist und alleine bis zur Planfeststellung bis zu zehn Jahre erforderlich sind. Zum Vergleich: Die Hochbahn hat die Stadtbahn in drei Jahren bis zur Planfeststellung gebracht. Anstatt einer sinnvollen Verkehrspolitik betreibt der Senat eine Prinzipienbeharrung zulasten der Bevölkerung.

Marcus Meier

Großer ideeller Schaden

28. März: „Groß Borstel: Protest gegen Bauprojekt. Das Bezirksamt verlegte die Sitzung wegen des erwarteten Andrangs in die Alsterdorfer Sporthalle“

Der Protest der Bürger richtete sich an diesem Abend nicht nur gegen das Bauprojekt, sondern vor allem auch gegen die Art und Weise, wie mit den Bürgern umgegangen wird. 626 schriftliche Einwendungen von betroffenen Bürgern, oft detailliert und fachkundig individuell begründet, meist mehrere Seiten umfassend, werden kommentarlos übergangen. Das ist schlimm für die Betroffenen, schlimm für die Entwicklung einer lebenswerten Großstadt. Schlimmer noch ist: Dieselbe frustrierende Erfahrung machen derzeit flächendeckend fast alle Initiativen. Tausende engagierter Hamburger lernen im Augenblick, dass Bürgerbeteiligung offenkundig lästig ist und nur auf dem Papier existiert. Dieser ideelle Schaden ist größer als der materielle schlechter Stadtentwicklung und zu teurer Wohnungen, denn hier werden die Grundlagen unserer Demokratie nachhaltig beschädigt.

Telse und Holger Sauter

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