Reaktionen der Leser auf die große Abendblatt-Initiative „Hamburger gegen Gewalt“

Respekt fehlt

Auch mich haben die brutalen Angriffe auf unsere Polizisten erschüttert und wütend gemacht. Mit Sorge habe ich in den vergangenen Jahren eine zunehmende Gewaltbereitschaft, die schon in der Grundschule beginnt, beobachtet. Respekt und Achtung wird sowohl den Polizisten als auch den Lehrern kaum noch entgegengebracht. Dass man Gesundheit, Leben und Eigentum anderer zu achten hat, ist anscheinend keine Selbstverständlichkeit mehr. Wenn wir diese Entwicklung aufhalten wollen, dass Polizei und Lehrerschaft an Leib und Seele Schaden nehmen, weil ihnen mit verbaler und physischer Gewalt begegnet wird, müssen wir uns nicht nur jetzt, sondern ständig – jeder in seinem Bereich, in Familie oder Beruf – für Respekt und Gewaltlosigkeit einsetzen.

Ingrid Jänner

Bürgerferne Politik

Die immer wieder gerade in Hamburg auftretende Gewalt bei Demonstrationen ist letztendlich das Ergebnis einer arroganten und bürgerfernen Politik. Schon zu Zeiten der Probleme in der Hafenstraße wurde seitens der Politik plan- und hilflos auf Proteste reagiert. Dass Hamburg zum Anziehungspunkt für Krawalltouristen verkommen ist, haben sich die Volksvertreter selbst zuzuschreiben, die heute lauthals alles Mögliche fordern, aber nichts gelernt haben. Die Leidtragenden sind stets die friedlichen Einwohner der betroffenen Quartiere sowie die Polizei, die ihren Kopf für das Versagen der Politik herhalten muss.

Jens Ode

Politische Ursachen

Das, was in Hamburg derzeit an Gewalt erlebt wird, geht in erster Linie auf politisch gesetzte Ursachen zurück. Die Polizei wäre gut beraten, nicht den Eindruck zu erwecken, dies sei ihr Problem oder sie könne es gar lösen. Die Verringerung der Gefahrenzonen, die im Übrigen auch aus Rechtsgründen zwingend geboten war, ist daher vor diesem Hintergrund besonders wichtig gewesen. Die Diskussion um die Arbeit der Polizei ist vielen stets willkommen, um von den eigentlichen Ursachen abzulenken.

Jürgen Kobza

Keine Lösung des Problems

Es scheint heute zur Protestkultur zu gehören, dass die Menschen gegen etwas sind. Doch dieses Wort hat einen zerstörerischen Charakter. Es birgt keine Lösung des Problems in sich. Deswegen ist es auch einfacher, gegen etwas zu sein als dafür. Die Bürger müssten es sich also weit genauer überlegen, ob sie einen Aufkleber mit „Hamburg für seine Polizei“ tragen möchten. Doch die Ordnungshüter werden lieber durch Event-Kissenschlachten und Klobürsten der Lächerlichkeit preisgegeben. Stellen wir uns mal vor, es ist Demonstration, und kein Polizist geht hin.

Christiane Mielck-Retzdorff

Gewalt auf beiden Seiten

Sie haben dazu aufgerufen, sich gegen Gewalt zu positionieren. Dies würde ich auch gerne tun, wenn es gegen die Gewalt von beiden Seiten geht, also auch die der Staatsmacht in Uniform. Das heißt, wenn Polizeibeamte grundlos auf Demonstranten einknüppeln, auch wenn sie im Stress sind, ist das überflüssige Gewalt. Genauso wie das sinnentleerte Werfen von Steinen.

Heinrich Reder

Schwere Aufgabe

Ja, ich bin dabei und bin dem Abendblatt sehr dankbar, sich der Thematik so engagiert angenommen zu haben. Wie wir sehen, macht Gewalt die Probleme nur noch schlimmer, aber wie kann man konkret den gewaltbereiten Jugendlichen und Sympathisanten begegnen, um sie zur Besinnung zu bringen? Als Normalbürger bin ich da ratlos. Ich habe vor ein paar Tagen miterlebt, wie sich am Schulterblatt die Unruhen gezielt aufbauten, und bin schnellstens aus der Gefahrenzone gegangen. Die Polizei hat da eine schwere Aufgabe und jede Unterstützung verdient.

Gisela Samberger

Nicht zu tolerieren

Gegen friedliche Demos ist nichts einzuwenden. Es lässt sich bekanntlich über alles reden. Doch mit feigen Vermummungen und brutalen Gewaltanwendungen jeglicher Art, die sogar üble Verletzungen von Personen zur Folge haben, findet man keine Sympathien. Sie können nicht toleriert werden und sollten schnellstens geahndet werden. Alle Achtung und Respekt vor den mutigen Einsätzen unserer Polizisten, die ihre Pflicht tun. Auch ich bin gegen Gewalt.

Hermengard Lühring

Taten müssen folgen

Ihre Aktion begrüßen meine Frau und ich sehr, aber es darf keinesfalls wieder bei Diskussionen innerhalb der Politik bleiben, dann ändert sich nämlich gar nichts. Konkrete Taten müssen folgen, auch juristische Maßnahmen unter voller Ausnutzung der gesetzlichen Möglichkeiten. Begriffen haben anscheinend viele überhaupt nicht, dass die Polizei mit ihrer Arbeit das ausübt, was die durch demokratische Arbeit entstandenen Gesetze vorgeben. Dafür hat sie seit meiner Kindheit größten Respekt und Hochachtung für diesen nicht einfachen Beruf.

Horst Schröder

Unerträglicher Zustand

Es ist ein unerträglicher Zustand, dass Menschen aus Wut, Hass oder Frust oder einfach nur aus Langeweile regelrechte Straßenkämpfe vom Zaun brechen, bei denen andere Menschen schwer verletzt oder gar getötet werden können. Diese gemeingefährlichen Chaoten „kämpfen“ nicht für eine gerechte Sache oder für Demokratie, sondern sie wollen zerstören, und dabei ist ihnen jedes Mittel recht. So kommt es dazu, dass relativ kleine Gruppen viele Menschen in Angst versetzen und Schaden zufügen. Es ist unerträglich, dass Polizisten ohne ausreichenden Schutz für Leib und Leben diesen brutalen Auswüchsen entgegentreten müssen. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass gefasste Straftäter, selbst wenn sie bereits polizeibekannt sind, wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil keine Haftgründe vorliegen. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass trotz Vermummungsverbot Straftaten hinter Vermummung begangen werden können und straffrei bleiben.

Karin Lesser