Hinschauen!

20. Dezember: „Yaya – ein viel zu kurzes Leben – Schon im Januar war Misshandlung bekannt. Trotzdem gaben die Behörden das Mädchen den leiblichen Eltern zurück“ und zum Leitartikel, „Kinder ohne Beschützer. Der Tod der kleinen Yaya bewegt die Stadt“

Und wieder sind wir entsetzt und sprachlos! Wie konnte so etwas wieder geschehen? Haben alle wieder weggeschaut, weggehört und: „Geht mich nichts an“ gesagt? Kein Nachbar und keine Nachbarin, keine Tante und kein Onkel, keine Oma und kein Opa haben etwas bemerkt – das kann ich einfach nicht fassen! Es ist schon sehr lange angebracht, sich lieber mehrmals zu kümmern, und wenn dann auch zehnmal alles in Ordnung ist, darf man sich sehr darüber freuen. Nur irgendwann ist es einmal nicht in Ordnung. Meine Bitte an alle: Man muss endlich hinschauen. Ich hoffe, dass in Zukunft noch mehr Menschen den Mut zum Hinschauen aufbringen.

Traute Gibbesch

Merkwürdige Vorstellungen

Warum musste Yaya sterben? Weil immer noch die Meinung herrscht, Kinder gehören (zu) ihren Eltern und dass es ihnen bei den Eltern am besten geht. Weil man Kinder, angeblich zu ihrem Wohl, aus geeigneten Pflegefamilien reißt, weil irgendjemand meint, die Eltern seien auf einem guten Weg, man könne es ja mal ausprobieren. Und jetzt das Resultat: Ein Mädchen ist tot.

Gudrun Schulze-Struck

Niedrige Beweggründe

Der Haftbefehl sollte um das Mordmerkmal „aus niedrigen Beweggründen“ erweitert werden. Wer ein Kleinkind aus Ärger über dessen Verhalten – ein anderes Motiv scheint nicht vorzuliegen – derart misshandelt, dass der Tod eintritt, handelt aus niedrigen Beweggründen. Dieses Verhalten steht auf tiefster Stufe und ist, wenn nicht gesetzliche Milderungsgründe vorliegen, mit lebenslanger Strafe zu ahnden. Damit sollte künftigen Tätern ins Bewusstsein gerufen werden, dass Brutalität gegenüber Kindern mit der schärfsten Sanktion belegt werden kann.

Dr. Claus Rabe

Viele Köche...

Der Leitartikel informiert über die sowohl staatlichen wie privaten Institutionen und Möglichkeiten, Kinder zu beschützen. Da drängt sich doch der Eindruck auf, die Menge macht es nicht, lieber weniger, aber Qualität und Effizienz. Oder es gilt bei allem Entsetzen über die grauenhaften Vorkommnisse dann doch die alte Volksweisheit, viele Köche verderben den Brei.

Hans-Emil Schuster

Aufarbeitung erforderlich

19. Dezember: „Esso-Häuser: Bewohner fordern Rückkehrrecht. Kritik an Bezirk Mitte und Investor. Betroffene fühlen sich alleingelassen mit Problemen“

Der desolate Bauzustand der Esso-Häuser ist bereits seit Jahren bekannt, und daher bemühte sich der Investor auch um eine Abrissgenehmigung (...). Spannende Fragen sind aber meines Erachtens noch offen (...) Es wird Zeit für eine gründliche parlamentarische Aufarbeitung und Untersuchung!

Rüdiger Günther

Skandal

Seit Tagen erfahre ich aus dem Abendblatt immer wieder neues Skandalöses über die Esso-Häuser. Wie ist es möglich, dass Menschen noch in dieser Umgebung leben können/konnten? Wahrlich, es ist ein Skandal für Hamburg (...). Ich wünsche all den betroffenen Evakuierten, die jetzt noch einige klägliche Tage und dann auch noch ein unsägliches Weihnachtsfest erleben müssen, trotz alledem ein besinnliches Weihnachtsfest.

Winfried Grott

Zu viel des Guten

18. Dezember: „Weihnachtsmärkte ziehen Touristen an. In der Adventszeit kommen so viele Besucher nach Hamburg wie in kaum eine andere Metropole Nordeuropas"

Wenn auch verständlicherweise City-Manager alles nach dem Grad der Nützlichkeit beurteilen, so sollten sie auch dazu angehalten werden, die Verträglichkeit mit Bestehendem zu prüfen. Es ist richtig, dass die Qualität der Weihnachtsmärkte in den vergangenen Jahren stark verbessert wurde, und es ist auch richtig, dass (...) auch die Zahl der Weihnachtsmarktbesucher und die Ausdehnung der Märkte zugenommen haben. Die Alsterseite des Jungfernstiegs ist seit wenigen Jahren mit Zeltbuden zugestellt, die keine besonderen Angebote bieten, aber in ihrer dichten Bauweise, das zu Recht geschätzte Alsterpanorama vollständig verstellen. Wo einst flaniert wurde und Besinnlichkeit aufkam, dampfen jetzt Glühwein und Würste. Das ist des Guten zu viel.

Prof. Ulrich Zeidler