Himmelfahrtskommando

23. September: „Rückkauf der Netze – Hamburg sagt Ja“

Mit dem Rückkauf der Netze wird dem Senat, der demokratisch legitimierten Regierung, eine Entscheidung aufgezwungen, die noch nicht einmal der politische Gegner getroffen hätte. Auf diese Weise werden die haushaltspolitischen Handlungsmöglichkeiten auf ein Minimum reduziert. Die Verfechter des Rückkaufs müssen sich fragen lassen, wie die wirklich wichtigen Baustellen wie Kita-Ausbau und Infrastruktursanierung vorangetrieben werden sollen, wenn man stattdessen ein finanzpolitisches Himmelfahrtskommando forciert. Der Senat wird in Zukunft politisch die Suppe auslöffeln müssen, die er gar nicht bestellt hat. Volksinitiativen üben Macht aus, ohne für die Folgen politisch zur Rechenschaft gezogen werden zu können, ein verfassungsrechtlich höchst fragwürdiger Zustand.

Dr. Tim Schurig

Beängstigende Dekadenz

21./22. September: „Der Hochmut der Nichtwähler. Prominente outen sich als Wahlverweigerer“

Allein schon der Hinweis auf die völlige Abwesenheit konstruktiver Beiträge weist auf die soziale Unreife der Schmähkritiker hin. Die als Wahlenthaltsamkeit maskierte Demokratieverdrossenheit der im Artikel zitierten wohlsaturierten Prominenten und „Intellektuellen“ ist nichts weiter als das Zeugnis einer beängstigenden Dekadenz. Obwohl ich es nicht anders kenne, empfinde ich Dankbarkeit, in einer stabilen Demokratie leben zu dürfen und habe den kleinsten Beitrag geleistet, damit es so bleibt: Ich habe gewählt!

Andreas Uber

Peinlich berührt

Ich bin von dem Beitrag peinlich berührt. Als Nichtwähler seit 2002 – Erstwähler 1953 – fühle ich mich verunglimpft, mit Bushido in Zusammenhang gebracht zu werden. Meine Entscheidung, nicht zu wählen, habe ich von Wahltermin zu Wahltermin neu überlegt. Dabei hat auch unser Wahlsystem eine Rolle gespielt. Alle Parteien sind durch mein Raster gefallen. In diesem Jahr die AfD. Vom Vorschlag, das kleinste Übel zu wählen, halte ich nichts.

Gunnar Graf

Ort der Verständigung

21./22. September: „Ein Gespräch mit Thalia-Intendant Joachim Lux. Wie viel Demokratie verträgt die Kunst?

Kunst ist immer die Botschaft eines einzelnen Menschen, der der Schöpfer des Kunstwerks ist. Etwas anderes ist es, das Kunstwerk den Mitmenschen zugänglich zu machen, denn ein Kunstwerk, das den Sinnen der Adressaten verborgen bleibt, ist wie nicht existent. Wenn Herr Lux also sagt, er müsse das Recht haben, zu bestimmen, was in seinem Theater gesehen und gehört werden soll, dann ist dies eher eine merkantile Entscheidung in Konkurrenz zu – oder im Einklang mit – der Bewertbarkeit von Kunstwerken, nicht etwa ein künstlerischer Akt an und für sich. Herr Lux ist gewohnt abzuwägen: Einerseits das Bedürfnis der Adressatenschaft nach Qualität von Kunstwerken, dagegen andererseits die Gefahr gefälliger Theaterstücke. Gefordert ist in jedem Fall eine Entscheidung, die niemand dem Intendanten abnehmen darf. Es ist Aufgabe jedes Intendanten, sein Theater zu einem Ort der Verständigung zwischen Künstler und Publikum zu gestalten. Das hat mit einer für die „Kunst verträglichen Demokratie“ nichts zu tun. Oft ist Diplomatie gefragt, aber am Ende entscheiden Geist und Handwerk des Intendanten über den Erfolg eines Stückes. Und das ist letztendlich Sache der Kunst, nicht der Demokratie. Kunst ist nicht demokratisierbar.

Bernd Mensch

Fern jeder Realität

21./22. September: „Erstwähler mit 56 Jahren. Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar“

Die Ausführungen von Herrn Straubhaar hören sich an wie eine Wahlkampfrede von einem schwarz-gelben Politiker, haben aber kaum mit der Realität der normalen Bürger zu tun. Vielleicht kann man das aber auch von einem Professor des WeltWirtschaftsInstituts nicht verlangen. Da lebt man halt in anderen Sphären.

Matthias Christen

Überzeugendes Bekenntnis

Man muss lange suchen, um ein ähnlich profundes und überzeugendes Bekenntnis zu unserem Staat zu finden.

Bernd Krahnert

Gespött der Nation

20. September: Kolumne Matz ab: „Gute Trainer müssen nicht teuer sein“

Wie immer eine treffende Analyse, aber die Verantwortlichen beim HSV kommen darin noch viel zu gut weg. Grundlos Ablösen für Trainer zu zahlen, nur um diese nach kurzer Zeit wieder kostenpflichtig zu entsorgen, Spieler mit Zweitliganiveau für überhöhte Ablösesummen und Gehälter zu verpflichten, denen man später sogar Prämien zahlen muss, damit sie den Verein verlassen, ist beim HSV zur Regel geworden. Krönung ist die Verpflichtung eines Sportchefs aus der dritten Liga für eine sechsstellige Ablösesumme durch einen ahnungslosen Aufsichtsratschef, der glaubt, „Fußball-Europa“ sehe den Verein als Vorbild. Wir sind zum Gespött der gesamten Nation geworden.

Klaus D. Köncke

Entscheidend ist der Kapitän

18. September: „Die Bergung der ,Costa Concordia‘. ‚Da brechen keine alten Wunden mehr auf‘“

Das Unglück der ,Costa Concordia‘ ist zweifelsohne ein sehr tragisches, welches im Endeffekt auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen ist. Ich möchte hier auch nicht besserwisserisch erscheinen, aber (dem ,Costa-Concordia‘-Überlebenden) Rohwedder möchte ich noch mit auf den Weg geben, dass die AIDA-Schiffe zwar einen „deutschen Eindruck“ machen, die Aidacruises aber zur Costa Crociere und damit zur Carnival Corperation gehören. Die meisten Schiffe laufen unter italienischer Flagge. Der Passagier fährt also immer noch mit italienischen Schiffen, auch wenn der „Umhang“ deutsch ist. Da es letztendlich ein Fehler des Kapitäns war, ist es egal, ob deutsch oder italienisch oder amerikanisch. Hauptsache, die jeweiligen Schiffsführer nehmen ihre Sache ernst.

Heini Müller